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Mit Internationaltät erfolgreich. Das Team der Pinguins.

© dpa/Andreas Gora

Fischtown Pinguins: Das Modell Plasmaexpander

Die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven gehen als Hauptrundenerster in die Play-offs, nachdem sie die Liga mit einer ganz eigenen Strategie auf den Kopf gestellt haben.

Was sagt es über eine Eishockey-Liga aus, wenn der Hauptrundensieger sich im Wesentlichen auf ein paar Mitdreißiger aus Slowenien stützt, wenig bis gar nicht auf einheimische Spieler setzt und die Konkurrenz letztlich doch klar distanzieren kann?

Eine naheliegende Antwort wäre, dass es mit der Kunst der einheimischen Spieler in dieser Liga womöglich nicht so weit her ist. In Schweden, in Finnland und vielleicht sogar in der Schweiz wäre wohl undenkbar, was in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nun nach Ende der Hauptrunde amtlich ist.

Mit den Fischtown Pinguins hat ein Team gewonnen, dessen Verantwortliche einen guten Draht zum Bürgeramt haben und gefühlt schneller einen deutschen Pass zur Hand haben für ausländische Profis als die Ligakonkurrenz: 20 Spieler des Teams aus dem Norden haben nicht in Deutschland mit dem Eishockeyspielen begonnen. An sich sind bei der DEL-Selbstbeschränkung nur neun ausländische Profis auf dem Spielberichtsbogen pro Team und insgesamt elf im Kader erlaubt. Bremerhaven, das Modell Plasmaexpander.

Es soll den Erfolg des Außenseiters aber nicht schmälern. Das muss man ja erst mal schaffen, schließlich ist Slowenien nicht der Nabel der Eishockeywelt. Bei der jüngsten A-WM ist das Nationalteam mit dem frisch gekürten DEL-Hauptrunden-Topscorer Jan Urbas sogar abgestiegen.

Das eingeschworene und eingespielte Team aus Bremerhaven hat wohl auch davon profitiert, dass die höher eingeschätzte Konkurrenz aus Mannheim, Köln und zum Teil auch aus Berlin sicher (noch) nicht aufs Eis bekommen hat, was erwartbar war. Allerdings ist in Bremerhaven auch die große Frage, wie nachhaltig der Erfolg ist. Wenn Macher Alfred Prey nun in den Hintergrund tritt und Trainer Thomas Popiesch nach der Saison geht, dann könnte dem Ganzen die Luft ausgehen.

„Vielleicht wäre eine zweite Eisfläche in Bremerhaven ganz sinnvoll.“

DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke

Ja, sie haben bei den Fans an der Küste Eishockeybegeisterung geweckt. Nein, Eishockey wird in Bremerhaven abseits des Profiteams nicht so viel und leistungsorientiert gespielt. Weil die Kapazitäten fehlen. Anhand der Fünf-Sterne-Einstufung des Deutschen Eishockey-Bundes für besonders gute Nachwuchsarbeit hat der Klub aus dem Norden die schlechteste Bewertung aller 14 DEL-Teams (drei Sterne).

DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke sagt, dass es nun in Bremerhaven vielleicht an der Zeit sei, auch die Stadt in die Pflicht zu nehmen. „Vielleicht wäre eine zweite Eisfläche ganz sinnvoll.“ Sagt sich so leicht, denn das Land der bei den Fans in Europa populärsten Liga Europas (mehr als 7000 Zuschauer im Schnitt pro Spiel), hinkt vor allem in Sachen Breitensport im Eishockey hinterher. „Bei uns ist es ja so, dass man als Sechsjähriger quasi gleich in den Leistungssport gehen muss, und für andere, die Eishockey spielen wollen, keine Kapazitäten da sind“, sagt Tripcke.

Ab Sonntag kämpfen Mannheim (gegen Nürnberg) und Köln (zunächst in Ingolstadt) in ihren Best-of-three-Serien, um die letzte Chance, das Viertelfinale zu erreichen. In Bremerhaven können sie sich entspannt zurücklehnen, auf ihren ersten Play-off-Gegner warten und dann womöglich die historische Chance auf ihren ersten Meistertitel wahren.

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