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Franz Beckenbauer: Fast ein Nobelpreisträger

Der "Kaiser" hat in Barcelona den Laureus für sein Lebenswerk erhalten - die Laudatio hielten Sir Bobby Charlton und Johan Cruyff. Zudem gab es noch einen weiteren deutschen Gewinner. Von Friedhard Teuffel, Barcelona

Barcelona - Wenn sich Franz Beckenbauer einen Moment aussuchen könnte, an dem die Fußball-WM 2006 für ihn endgültig zu Ende gegangen ist, er könnte diesen wählen: die Verleihung des Laureus für sein Lebenswerk. Mehr kann jetzt eigentlich nicht mehr kommen, ein Nobelpreis ist erst einmal nicht vorgesehen. Beckenbauer hatte es auch besonders eilig, den Preis entgegenzunehmen. Er sprang bei der Festveranstaltung in Barcelona schon auf die Bühne, als er noch gar nicht angekündigt war. Als er dann an der Reihe war, sagte er: "Dieser Preis ist wirklich etwas ganz besonderes, weil mit ihm so viel verbunden ist. Ich bin stolz, ein Mitglied dieser Familie zu sein."

Beckenbauer ist allerdings so etwas wie ein eingeheiratetes Mitglied der Laureus-Familie. Denn gegründet wurde Laureus von Richemont und Daimler-Chrysler. Beckenbauer ist jedoch Repräsentant von Audi. Als er etwas zum Preis sagen sollte, wurde im Pressekonferenzraum auch extra die Wand hinter ihm ausgetauscht. Das Mercedes-Logo verschwand, Beckenbauer plauderte nur vor der Laureus-Skulptur. Der Laureus soll die besten Sportler des vergangenen Jahres auszeichnen, und nach Meinung der Akademie war das zum dritten Mal hintereinenander Tennisspieler Roger Federer und zum ersten Mal die Stabhochsprinterin Jelena Isinbajewa. Als beste Mannschaft wurde Italiens Fußballteam geehrt, für das Alessandro del Piero den Preis entgegennahm.

Laudatio von Charlton und Cruyff

Sport ist eine Seite des Laureus, die Show die andere. Die Verleihung fand im Beisein des spanischen Königs Juan Carlos und des monegassischen Fürsten Albert statt, unter den Gästen waren viele Sportler, aber auch welche die eher durch andere Leistungen aufgefallen sind - wie Schauspieler Morgan Freeman.

Die Laudatio auf Franz Beckenbauer hatten im Palau Sant Jordi zwei ehemalige Weggefährten gehalten: Sir Bobby Charlton und Johan Cruyff. Der Holländer Cruyff nannte Beckenbauer großzügig "einen der besten Spieler Deutschlands". Ein Versprecher oder eine späte Spitze nach dem verlorenen WM-Finale 1974? In seiner Dankesrede berief sich Beckenbauer auf einen Nobelpreisträger. Nelson Mandela hatte den Gästen per Videobotschaft mitgeteilt, dass der Sport die Kraft habe, die Welt zu verändern. "So weit würde ich nicht gehen", sagte Beckenbauer, "aber der Sport hat auf jeden Fall die Kraft, etwas Gutes zu tun." Damit meinte er auch die Aktivitäten der Stiftung, die dem Laureus angeschlossen ist und Sportprojekte auf der ganzen Welt fördert, gerade auch in Gebieten, in denen Bürgerkriege stattgefunden haben oder noch herrschen.

Ehrung für Braxenthaler

Beckenbauer blieb nicht der einzige deutsche Gewinner an diesem Abend. Martin Braxenthaler wurde als bester Behindertensportler ausgezeichnet. Der 35-Jährige hatte in Turin drei paralympische Goldmedaillen gewonnen, im Slalom im Riesenslamom und im Super G. Auch den Gesamtweltcup gewann er. Seit einem Unfall sitzt Braxenthaler im Rollstuhl. Auf der Bühne hielt er sich nur kurz auf und dankte denen, die ihm geholfen hatten. "Sicher könnte man eine lange Rede halten zur Akzeptanz des Behindertensports, aber ob das angebracht gewesen wäre.." Er wünscht sich jedenfalls, dass die Leistung der Behindertensportler mehr im Vordergrund stehen als die Leidensgeschichte, die zur Behinderung geführt hat. (Tsp)

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