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2016 entdeckte Philip Coates-Palgrave das Para-Bogenschießen.

© Imago

Südafrikaner startet im Bogenschießen: Erst Nilpferdattacke, jetzt Paralympics

Philip Coates-Palgrave wurde von einem Nilpferd attackiert. Aus dem bis dahin faulen Südafrikaner wurde ein Paralympics-Teilnehmer.

Para-Bogenschütze Philip Coates-Palgrave ist aufgeregt. Eigentlich nichts Ungewöhnliches für jemanden, der in diesem Jahr das erste Mal an den Paralympics teilnimmt. Doch für den Südafrikaner ist die Situation ungewohnt, ist doch eigentlich genau das Gegenteil seine Stärke: In stressigen Situationen gelassen zu bleiben.

26 Jahre zuvor, das Jahr 1995 in Simbabwe: Coates-Palgrave arbeitet als Kanuführer in Simbabwe. Er ist mit einer Gruppe Touristen auf dem Fluss Sambesi unterwegs, als ein Nilpferd plötzlich aus dem Wasser auftaucht. Das Kanu kollidiert mit dem großen Tier und attackiert die Insassen des Bootes. Coates-Palgrave will die Touristen retten, doch das Nilpferd schnappt nach seinem linken Bein und zieht ihn unter Wasser. Ein dreiminütiger Kampf ums Überleben beginnt.

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„Wenn man nach unten gezogen wird, fühlt es sich an wie in einer riesigen Waschmaschine“, erzählt der heute 50-Jährige dem Olympischen Informationsservice. „Man muss darauf vertrauen, dass man irgendwann wieder an die Oberfläche kommt.“ Während des kräftezehrenden Kampfes wird er an ein Erlebnis aus seiner Vergangenheit erinnert: In den Victoria Falls wurde Coates-Palgrave von Stromschnellen Unterwasser gezogen. Damals hatte er Glück und konnte sich befreien und auch das Duell gegen das Nilpferd gewinnt er, nachdem dieses plötzlich von ihm ablässt. Doch der Kampf um sein Leben geht außerhalb des Flusses weiter. In einer 25-stündigen Fahrt wird er in ein Krankenhaus in die Hauptstadt des Landes Harare gebracht. Danach wird er mehrmals am linken Bein operiert, bevor dieses letztendlich amputiert wird.

Philip Coates-Palgrave trifft auf einen Brasilianer

Dieses Erlebnis verändert das Leben des Südafrikaners und das auch in eine positive Richtung. „Ich war nie ein Sportler, auch als ich noch zwei Beine hatte. Ich war einfach faul“, beschreibt er sein Leben vor dem Unfall. Doch dann entdeckt er im Jahr 2016 Para-Bogenschießen und fängt an, von den Paralympics zu träumen.

In Tokio wird dieser Traum nun Realität: Philip Coates-Palgrave startet mit seinem Compound-Bogen in den Wettkampf. In der Qualifikation kommt er mit 52 Ringen nur auf den 34. Rang und trifft in der nächsten Runde auf den Brasilianer Andrey de Castro. Um diesen zu besiegen, würde ihm vor allem eines helfen: Gelassenheit.

Dieser Text ist Teil der diesjährigen Paralympics Zeitung. Alle Texte unserer Digitalen Serie finden Sie hier.

Magdalena Austermann

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