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Das Viertelfinale im Blick. Lena Düsterhöft und die Berlinerin Laura Kluge (rechts) wollen bei der WM in Kanada so weit wie möglich kommen.

© imago images/Nordphoto

Eishockey-WM im Kanada: Erst die Ukulele, dann der Puck

Mit eineinhalbjähriger Verspätung startet die Eishockey-Weltmeisterschaft der Frauen in Kanada. Die Spielerinnen müssen viel Geduld aufbringen.

Wenn am Freitag um 12 Uhr Ortszeit (20 Uhr MESZ) in der Winsport Arena in Calgary der Puck zum ersten Spiel der 20. Weltmeisterschaft der Frauen im Eishockey eingeworfen wird, hat das lange Warten endlich ein Ende. Die Eröffnungspartie zwischen der Tschechischen Republik und Dänemark ist das erste WM-Spiel seit dem Finale der letzten Weltmeisterschaft in Espoo (Finnland) 859 Tage zuvor. Am 14. April 2019 hatte das Team USA die Finninnen mit 2:1 nach Penaltyschießen besiegt und seinen fünften WM-Titel in Folge gewonnen. Erstmals seit der ersten WM 1990 standen die Spielerinnen aus dem Mutterland des Eishockeys, Kanada, nicht im Finale.

Seitdem wurde die WM 2020 aufgrund der Corona-Pandemie gleich zweimal verschoben. Die letzte Absage geriet dabei mächtig in die Schlagzeilen. Am Abend vor dem Abflug nach Halifax erreichte die Teams die Verbotsnachricht der Regierung der kanadischen Provinz Nova Scotia. Nach einem Sturm der Entrüstung der Spielerinnen in sozialen und anderen Medien gab der Eishockey-Weltverband die Verlegung auf Ende August und innerhalb Kanadas bekannt.

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Bis 10. August mussten alle zehn qualifizierten Mannschaften unter strengen Auflagen und mit Ausnahmegenehmigungen der kanadischen Regierung anreisen. Eine Woche bevor die sieben europäischen Teams die zwei Charterflüge aus Helsinki und München nach Calgary bestiegen, schotteten sie sich, dem Hygienekonzept der WM folgend, in einer Trainings-Blase von der Außenwelt ab.

In Kanada angekommen, folgte eine fünftägige Einzelquarantäne in den Teamhotels. Immer begleitet von regelmäßigen PCR-Tests. Geduldig ertrugen die Athletinnen auch diese letzten Test. In den sozialen Netzwerken dokumentierten sie, wie sie ihre Hotelzimmer zu Fitnesscentern und Yogastudios umfunktionierten. Äußerten ihre Freude darüber, wenigstens die Fenster öffnen zu können. Einige lernten jonglieren, andere versuchten sich an riesigen Puzzlen.

Die einzige Berlinerin im deutschen Kader, Laura Kluge aus Hohenschönhausen, erlangte kurzzeitig Bekanntheit durch Konzertschnipsel auf der Ukulele. Bis dato zeigten alle über 1500 durchgeführten PCR-Tests negative Ergebnisse. Deshalb waren seit Montag Eistrainingseinheiten und am Mittwoch auch Testspiele möglich. Die deutsche Mannschaft traf auf Dänemark und gewann 4:3 nach Penaltyschießen. Generalprobe geglückt.

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Während die fünf Teams aus der A-Gruppe (USA, Kanada, Finnland, Olympische Athletinnen Russlands und Schweiz) aufgrund ihrer Weltranglistenplatzierungen automatisch fürs Viertelfinale qualifiziert sind und in der Vorrunde die beste Ausgangsposition ausspielen, kämpft das deutsche Team von Cheftrainer-Debütant Thomas Schädler mit Tschechien, Japan, Ungarn und eben Dänemark um die drei verbleibenden Plätze in der Runde der besten Acht. Absteigerinnen gibt es diesmal nicht.

„Unser Ziel ist ganz klar das Viertelfinale“, sagt die 24-jährige Kluge, die ihre Eishockey-Ausbildung bei den Eisbären Juniors erhielt. „Ich glaube, dass Dänemark und Ungarn auf jeden Fall zu schlagen sind und bei Japan und Tschechien ist alles offen.“

Eins steht schon vor dem Finaltag der Weltmeisterschaft am 31. August fest. Die Spielerinnen haben sich nicht nur neue Talente in der Quarantänezeit angeeignet, sie bestehen sicher auch jede künftige Geduldsprobe ohne mit der Wimper zu zucken.

Daniel Goldstein

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