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Sebastian Hoeneß ist seit Saisonbeginn Trainer der TSG Hoffenheim.

© imago images/Thomas Frey

Karsten Heine über Sebastian Hoeneß: "Er hat den Fußball einfach gut verstanden"

An diesem Dienstag trifft Hertha auf Hoffenheim. Dessen Trainer Sebastian Hoeneß hat eine Berliner Vergangenheit. Sein ehemaliger Trainer erinnert sich im Interview.

Karsten Heine kennt Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß aus dessen aktiver Zeit bei Hertha BSC sehr gut. Im Interview erzählt er, warum Hoeneß in Herthas zweiter Mannschaft Kapitän war und was ihn als Spieler ausgezeichnet hat.

Herr Heine, Hertha BSC spielt am Dienstag in der Fußball-Bundesliga gegen die TSG Hoffenheim. Sie haben Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß einst fünf Jahre in Herthas zweiter Mannschaft in der Regional- und Oberliga trainiert. Welche Erinnerungen haben Sie an die gemeinsame Zeit?
In einer U 23 ist der Durchlauf an Spielern stets sehr groß. Aber Basti Hoeneß war einer der besonderen Spieler, das ist gar keine Frage.

Inwiefern?
Als ich die Mannschaft Anfang 2004 übernommen habe, war er noch jung. Er hat eine tolle Entwicklung genommen und sich zu einer wichtigen Korsettstange entwickelt. Am Ende war er Kapitän. Das sagt viel aus.

Wie hat er die Rolle ausgefüllt?
Er hat nicht nur die Binde getragen und die Seitenwahl ausgeführt, sondern weit über den Tellerrand geblickt. Er war ein toller Gesprächspartner, auch außerhalb des Fußballs. Basti war schon damals ein sehr offener Mensch und kluger Kopf, der nicht nur Dinge ausgeführt hat. Er hat stets alles hinterfragt. Ich habe ihn als bescheidenen und angenehmen Typen kennengelernt.

Sein Vater Dieter war seinerzeit Manager bei Hertha. Wie ist Sebastian Hoeneß damit umgegangen?
Das hat er nie raushängen lassen nach dem Motto: „Mein Vater ist hier Manager.“ Natürlich gab es mal einen Spruch von anderen, das mag für ihn nicht immer einfach gewesen sein. Auch weil er als Spieler nicht die große Karriere wie sein Vater oder sein Onkel (Uli Hoeneß, d. Red.) hingelegt hat. Aber er ist früh seinen eigenen Weg gegangen, hat Abi gemacht und studiert.

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Wann war klar, dass es bei ihm mit der Bundesliga nichts wird?
Bei Hertha BSC hat damals kein Weg in die Mannschaft reingeführt. Man muss bedenken, dass Hertha mehrere Jahre am Stück im Europapokal gespielt hat. Er hat es dann in Hoffenheim probiert, als der Verein noch in der Regionalliga war.

Das war im Jahr 2006.
Da hat es aus verschiedenen Gründen nicht geklappt und er ist zurückgekommen. Und bald darauf hat er entschieden, eine andere Richtung einzuschlagen.

Sie kennen auch Dieter Hoeneß gut. Wie ähnlich sind sich die beiden?
Basti konnte auch sehr impulsiv sein (lacht). Aber nur auf dem Platz. Danach war er stets sachlich und hat alles analysiert. Er war prädestiniert für das Kapitänsamt und wirklich mein verlängerter Arm auf dem Platz. Vom Körperlichen und der Position her war er ein anderer Typ als sein Vater, kein Brecher. Meist im offensiven Mittelfeld, aber er konnte auch auf der Sechserposition spielen.

"Er wollte auch im Training nie verlieren"

Wie war er auf dem Platz?
Er ist vornweg marschiert. In den Spielen und in jedem Training. Das fand ich besonders bemerkenswert. Es gibt ja Spieler, die im Trainingsspiel gar nicht wissen, wie es steht. Er dagegen wollte auch im Training nie verlieren.

Hat sich früh herauskristallisiert, dass es in Richtung Trainertätigkeit gehen würde?
Ob er damals schon diesen Gedanken hatte, weiß ich nicht. Dass er das Zeug dazu hatte, war schnell zu merken. Er hat den Fußball einfach gut verstanden.

2010 hat er mit 28 Jahren seine Laufbahn beendet. Hatten Sie sich vorher zu diesem Thema ausgetauscht?
Detailliert kann ich mich an die Gründe nicht mehr erinnern. Aber er hat mir im Vorfeld mitgeteilt, dass er aufhören wird.

Er war danach zunächst Nachwuchstrainer bei Hertha 03 Zehlendorf. Sind Sie in Kontakt geblieben?
Als er später bei RB Leipzig im Nachwuchs tätig war, habe ich ihn besucht und er hat mir dort das Gelände gezeigt. Wir haben weiterhin losen Kontakt. Als er die Stelle bei Hoffenheim angetreten hat, habe ich ihm gratuliert. Ich freue mich immer, wenn meine Jungs von früher groß rauskommen. Und ich fand es super, dass ein ehemaliger Spieler von mir Bundesligatrainer wird. Sein Assistent David Krecidlo war ja auch lange bei Hertha.

Karsten Heine trainiert seit 2019 die VSG Altglienicke.

© imago images/Jan Huebner

Hoeneß holte vor dem Engagement in Hoffenheim mit der zweiten Mannschaft des FC Bayern München die Meisterschaft in der Dritten Liga.
Das heißt sehr viel. In dieser Liga ist Konstanz und großes Durchhaltevermögen nötig. Wer dort als Trainer Meister wird, muss es draufhaben.

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Es fing in der Saison für Hoffenheim gut an. Doch seit längerem läuft es nicht mehr.
Was er auf seiner ersten Station in der Bundesliga alles verarbeiten muss an Dingen, die er nicht beeinflussen kann, ist unglaublich. Du bist neu, willst dein Konzept rüberbringen und hast nie die ganze Mannschaft beisammen. Das ist eine harte Nummer.

Hoffenheim hatte sehr viele Coronavirus-Fälle. Torjäger Andrej Kramaric etwa konnte fast zwei Monate nicht spielen.
Dazu kommen die zahlreichen Verletzungen. Was viele oft vergessen: Nach langen Pausen sind die Spieler nicht sofort wieder die alten, sie brauchen Zeit. Beeindruckend finde ich, wie Basti Hoeneß damit umgeht. Er bringt eine große innere Ruhe und Sachlichkeit mit. Wie die Verantwortlichen im Verein bisher reagiert haben, ist ebenfalls erfreulich.

Die TSG ist 14., der Druck wird größer. Welche Bedeutung hat das Spiel in Berlin?
Ich mag Begriffe wie Entscheidungs- oder Schicksalsspiel nicht. Beide sind in einer schwierigen Situation. Ich kann nur hoffen, dass Hoffenheims Verantwortliche weiter richtig einordnen, was der Trainer leistet. Ich denke, dass er sich durchboxen wird mit seiner Truppe.

Wird er seinen Weg als Trainer in der Bundesliga gehen?
Davon bin ich überzeugt. Was er jetzt mitmacht, ist wie gesagt hart. Das muss er hinnehmen und kann daran wachsen. Da halte ich es mit Oliver Kahn: Immer weitermachen!

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