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Matt White konnte sich zuletzt nicht wie gewohnt gegen Mannheims Torwart Felix Brückmann in Szene setzen.

© IMAGO/Eibner

Entscheidungsspiel gegen Mannhe ums Finale: Eisbären setzen vor dem Play-off-Showdown auf Verdrängung

Der jüngste Trend spricht für die Adler. Doch die Eisbären haben oft bewiesen, dass sie gerade unter Druck gut funktionieren.

Eigentlich hätten die Eisbären und ganz speziell ihr Sportdirektor Stéphane Richer erfreut gewesen sein können angesichts des Lobes, das der Trainer der Adler Mannheim über die Berliner ausschüttete. Bill Stewart sagte: „Richer war der beste Kapitän, den ich je hatte. Zusammen mit Serge Aubin hat er eine tolle Eishockeykultur entwickelt.

Alle diese Ausführungen wirkten allerdings etwas schräg, wenn man bedenkt, dass die Eisbären wenige Minuten zuvor mit 3:4 unterlagen und es in der Halbfinalserie nun 2:2 steht. Am Donnerstag kommt es in Berlin (19.30 Uhr, Mercedes-Benz–Arena) nun also zum Showdown um den Finaleinzug. Und das Momentum, in dem im Eishockey so häufig die Rede ist, liegt etwas mehr bei den Kurpfälzern, die nach Niederlagen in den ersten beiden Spielen schon wie der sichere Verlierer aussahen.

Entsprechend frustriert wirkten die Berliner Profis, die schleunigst ihre Kabine in Mannheim verlassen wollten, um im Bus noch eine Stärkung zu sich zu nehmen. „An sich verändert sich mit dem heutigen Abend nichts“, sagte Verteidiger Kai Wissmann, „Wir brauchen immer noch einen Sieg fürs Finale.“ Doch Körpersprache und Mimik offenbarten eine tiefe Enttäuschung, dass bereits der zweite Matchpuck vergeben

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Trainer Aubin gab sich ebenfalls größte Mühe, die veränderte Ausgangslage zu relativieren: „Als Kind träumt man davon, in großen Spielen ein wichtiges Tor zu schießen. Sie spielen Hockey für solche Gelegenheiten.“ Dennoch wirkte er nachdenklicher, als man es von dem Kanadier gewohnt ist. All zu viele Rückschläge musste er in seiner Berliner Amtszeit sportlich bislang nicht wegstecken. Ein Aus im Halbfinale nach einer derart souveränen Hauptrunde wäre ein solcher.

Viele Alles-oder-nichts-Spiele in der Meistersaison

Mit Alles-oder-nichts-Spielen allerdings kennen sich viele im Berliner Kader bestens aus. Vor einem Jahr, als die K.-o.-Runde im Modus „Best of Three“ ausgetragen wurde, standen die Eisbären in jeder Phase der Play-offs mit dem Rücken zur Wand. Ob im Viertelfinale gegen Iserlohn, im Halbfinale gegen Ingolstadt oder im Finale gegen Wolfsburg: Jeweils lag Aubins Mannschaft nach einem Spiel zurück und musste die restlichen beiden Duelle gewinnen, um das nächste Ziel zu erreichen. Was bekanntlich gelang.

Zach Boychuk, der nicht nur wegen seiner fünf Treffer aktuell zu den Schlüsselspielern zählt, glaubt daran, diese Überzeugung wieder aufs Eis bringen zu können. Der Mittelstürmer wirkte in den Mannheimer Katakomben gefasster als viele Kollegen, er sagte: „Viele Jungs haben die Erfahrung letztes Jahr gemacht, ich glaube schon, dass wir davon profitieren können.“ Wenngleich die Mannheimer mehr Qualität vorweisen können als jene Gegner und diese nach dem Trainerwechsel von Pavel Gross zu Bill Stewart nun wieder zur Geltung bringen.

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In drei der vier Halbfinalspiele schossen die Adler das erste Tor und wirkten in der Anfangsphase aggressiver, wacher, zielstrebiger. Am Donnerstag wird entscheidend sein, dass die Eisbären diesen Trend stoppen. „Wir müssen es schaffen, ihnen unseren Stil wieder aufzudrücken“, sagte Boychuk. Trotz einer Leistungssteigerung in Spiel vier im Vergleich zum Auftritt am Sonntag waren die Berliner zu häufig in einer reagierenden Rolle. „Ich habe aber keinerlei Zweifel daran, dass meine Mannschaft bereit sein wird“, äußerte sich Aubin.

Spieler wie Trainer wiesen zudem auf den vermeintlichen Heimvorteil hin. „Wir haben das ganze Jahr hart dafür gearbeitet, dass wir das entscheidende Spiel vor unseren Fans austragen dürfen“, sagte Aubin. In einem Clip, der schon die ganze Spielzeit vor dem ersten Bully auf dem Videowürfel der Berliner Arena zu sehen ist, wendet sich die Mannschaft an die Fans mit dem Wunsch, den Titel mit ihrer Anwesenheit verteidigen zu wollen. Am Donnerstag braucht es nun genau dieses Zusammenspiel zwischen Publikum und Profis. Damit die hohe Spielkultur, von der selbst der gegnerische Trainer schwärmt, wieder voll zum Tragen kommt. Und anschließend mit Verspätung dann doch noch der Einzug ins Finale vollzogen wird.

Das würde übrigens bereits einen Tag später, also am Freitag, in heimischer Halle beginnen.

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