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Finger weg: Die Euroleague-Profis halten wenig von einer Saisonfortsetzung.

© Bernd König/Imago

Entscheidung soll am Montag fallen: Abbruch oder Fortsetzung? Die Euroleague-Saison steht auf der Kippe

Die Basketball-Euroleague entscheidet über eine Wiederaufnahme der Saison im Juli. Der Ausgang ist ungewiss. Vor allem die Profis sind wenig begeistert.

Es wäre auf jeden Fall bunt geworden in Köln am vergangenen Wochenende. Aus Spanien wären die Fans wahrscheinlich gekommen, vermutlich auch aus der Türkei und aus Russland, vielleicht sogar aus Griechenland oder Israel.

Drei Tage lang hätten sie aus der Stadt am Rhein das Herz des europäischen Basketballs gemacht, in der Hoffnung, dass sich ihr Klub am Ende als Champion mit dem bedeutendsten Titel des Kontinents schmücken würde. Denn für das Wochenende war in Köln ursprünglich einmal das Final Four der Euroleague angesetzt. Aber nun ja: hätte, wäre, würde – dass daraus aufgrund der Coronavirus-Pandemie nichts werden konnte, war schon länger klar.

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Ganz und gar nicht klar ist jedoch, wie es mit der seit März unterbrochenen Saison des höchsten europäischen Klubwettbewerbs weitergeht. Für diesen Montag hat die Euroleague eine Sitzung anberaumt, auf der eine Entscheidung fallen soll. Sechs Spiele in der Hauptrunde stünden noch aus, dazu die Play-offs und das besagte Final Four. Sollte es tatsächlich noch weitergehen, dann soll das zwischen dem 4. und 26. Juli geschehen, an zwei Standorten in einer einzigen Stadt.

Doch dass es dazu kommen wird, ist mehr als fraglich. Am Samstag hat sich bereits die Mehrheit der Spieler gegen eine Saisonfortsetzung ausgesprochen. Viele Trainer sehen es ähnlich. Und unter den Klubs herrscht Uneinigkeit. Ohnehin werden nur elf der 18 Euroleague-Teams am Montag in der Sitzung mit dem Präsidium der Liga über die Saisonfortsetzung abstimmen, weil sie als A-Lizenz-Inhaber über ein dauerhaftes Teilnahmerecht verfügen. Alba Berlin und Bayern München etwa bleiben damit erst einmal außen vor.

Im Gegensatz zur Saison der beiden deutschen Euroleague-Teilnehmer ist die Spielzeit für die meisten anderen Klubs auf nationaler Ebene jedoch bereits beendet. Einzig in Spanien und Israel werden noch ernsthafte Ambitionen verfolgt, die Saison auf sportlichem Wege zu Ende zu bringen. In Spanien ist ähnlich wie in der Basketball-Bundesliga ein Quarantäne-Turnier geplant, bei dem zwölf Teams einen Meister ermitteln sollen. Am 17. Juni soll es losgehen und das Turnier dann innerhalb von zwei Wochen über die Bühne gehen, damit es keine Überschneidungen bei einer Fortsetzung der Euroleague gibt.

Köpfe zusammenstecken: Euroleague-Chef Jordi Bertomeu (links) und Albas Manager Marco Baldi haben viel zu besprechen.
Köpfe zusammenstecken: Euroleague-Chef Jordi Bertomeu (links) und Albas Manager Marco Baldi haben viel zu besprechen.

© Camera 4/Imago

Dieses Problem macht nämlich der israelischen Liga zu schaffen. Dort würde man gerne auch im Juli weiterspielen. Der Euroleague-Vertreter Maccabi Tel Aviv hat jedoch bereits deutlich gemacht, dass das internationale Geschäft Priorität hat, und darauf einen Vorschlag unterbreitet, wie beides dennoch unter einen Hut zu bekommen sein soll.

In der Türkei sowie in Russland, Italien, Griechenland und Litauen wird es hingegen definitiv nicht weitergehen. Dort sind die Spielzeiten offiziell abgebrochen und beendet. In Frankreich und in der Adria-Liga auf dem Balkan ist das wohl nur noch Formsache. Auf Biegen und Brechen doch noch weiter Basketball zu spielen, ist dort kein Thema. Auch deshalb, weil die Spieler wenig davon angetan sind.

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Nicht nur in Deutschland gab es einige kritische Stimmen von Seiten der Profis. In Spanien hat eine Umfrage der Spielergewerkschaft sogar ergeben, dass über zwei Drittel der Akteure gegen eine Saisonfortsetzung sind – die Profis der Euroleague-Teams Barcelona und Vitoria-Gasteiz stimmten sogar komplett dagegen, bei Real Madrid waren es 14 von 16 Spielern, berichtet das Fachportal „Eurohoops“.

Auf eine soziale Absicherung wie in der NBA, die bei gesundheitlichen Schäden greifen würde, können sie nicht bauen. Auch die Spielergewerkschaft hat weniger Einfluss. Die Euroleague wird die Bedenken dennoch wahrgenommen haben. Denn natürlich wissen die Verantwortlichen: Ohne Fans und ein fettes Final Four in Köln geht es vielleicht ausnahmsweise einmal. Aber nicht ohne Spieler.

Leonard Brandbeck

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