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Sebastian Heymann und seine deutschen Teamkollegen zeigten sich gegen Ungarn gerade offensiv deutlich verbessert.

© Imago/Pixsell

EM-Halbfinale in Reichweite: Deutsche Handballer überzeugen beim 35:28 gegen Ungarn

Ein Sieg war Pflicht und ein Sieg wurde es. Nach dem zweiten Erfolg in der Hauptrunde hat die deutsche Mannschaft es nun wieder selbst in der Hand, ins Halbfinale einzuziehen.

Sebastian Heymann brauchte nicht viel Anlauf. Eine kleine Lücke und vor allem sein energischer Antritt genügten, um sich durch die gegnerische Abwehr zu kämpfen und den Ball erfolgreich im Tor unterzubringen. Wieder und wieder ging der Rückraumschütze voran, tankte sich durch, versetzte mit seinem Einsatz die 19.750 Menschen in der ausverkauften Köln-Arena in Jubelstimmung.

Bis zum Schluss kämpften er und sein Team um jeden Zentimeter und sicherten sich am Montag so ein 35:28 (18:17) gegen Ungarn und damit weiter die Chance auf das Halbfinale bei der Europameisterschaft im eigenen Land – dafür braucht es am Mittwoch (20.30 Uhr/ ARD) allerdings einen erneuten Erfolg gegen Kroatien. „Wir haben unglaublich gut gearbeitet. Ich bin sehr zufrieden“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason nach dem Spiel im ZDF.

Dabei musste die Auswahl bereits vor Anpfiff eine erste Hiobsbotschaft verdauen. Nachdem zuletzt bereits Spielmacher Juri Knorr erkrankt auflief, musste Stamm-Rechtsaußen Timo Kastening gegen die Ungarn erkältungsbedingt komplett passen. Für ihn rückte Lemgos Lukas Zerbe nach. In der Startformation vertraute Gislason zunächst aber dem gelernten Halbrechten Christoph Steinert – nicht zuletzt, damit dieser, wie in der Vergangenheit oft gesehen, die Defensive stabilisiert.

Genau hier hatten die Deutschen zunächst allerdings ihre Probleme. Die Ungarn nutzten ihre Möglichkeiten aus dem Rückraum überaus effektiv, während weder die deutsche Abwehr noch das dahinter aufspielende Torhüter-Gespann eine wirkliche Gegenwehr leisten konnten. Zumal: Wenn es doch gelang, Angriffe abzuwehren, wurde das anschließende Tempospiel zu sehr verschleppt, um daraus Profit schlagen zu können – obwohl der Gegner zwei Abwehr-Angriff-Wechsel vornahm.

So gerieten Heymann und Co. in der Anfangsphase mit zwei Treffern in Rückstand (3:5/6. Minute) und konnten erst mit voranschreitender Spielzeit wieder aufschließen. Nicht, weil sich entsprechende Torchancen nicht ergeben hätten, sondern weil diese ebenso leichtfertig vergeben wurden. Wie beim 22:22-Unentschieden gegen Österreich zwei Tage zuvor haperte es an der Effektivität, verhinderte außerdem eine zu hohe Fehlerzahl den erhofften Spielfluss. Es war Einzelaktionen wie jenen von Heymann – aber auch von seinem Positionspartner Julian Köster – zu verdanken, dass die Partie ausgeglichen blieb.

Nach der Pause gestaltete sich der Spielfilm aus deutscher Sicht indes angenehmer. Angetrieben von „Defense”-Rufen des Publikums, das immer wieder einschritt, wenn das Team unter Druck stand, steigerte sich die Abwehr. Nach 40 gespielten Minuten führte die DHB-Auswahl mit 24:20 und konnte den Vorsprung von da an nicht nur über die Zeit bringen, sondern sogar ausbauen. „Man heute gemerkt, dass wir gut ins Spiel gestartet sind und uns manche Dinge leichter gefallen sind“, sagte Julian Köster, der acht Tore erzielte. Mit Blick auf das Duell mit den Kroaten meinte der Rückraumspieler: „Das wird genauso ein Kampf wie heute oder gegen Island und Österreich.“

Direkt nach der Pause zog Deutschland entscheidend davon

Damit ist für das Weiterkommen ein weiterer Schritt getan. Nicht zuletzt, weil Frankreich zuvor mit einem 33:28 (15:16)-Sieg gegen Österreich für Schützenhilfe gesorgt hatte – und sich damit das erste Ticket fürs Halbfinale sicherte.

Böse Zungen könnten behaupten, dass es der Rekordweltmeister, nach den zahlreichen Pfiffen, die die Mannschaft bei ihren Spielen in den vergangenen Tagen hinnehmen musste, absichtlich spannend machte. So wurde beispielsweise der dreifache Welthandballer Nikola Karabatic, der während des Turniers zum besten EM-Schützen der Geschichte emporstieg, bei seiner Auszeichnung vom Publikum lautstark ausgebuht.

Am Montag sah das aber ganz anders aus. Wohlwissend was ein Punktverlust der Österreicher bedeuten würde, schlugen sich die Zuschauenden in der Arena nahezu vollständig auf die Seite der L’Equipe – bevor sie am Abend erneut frenetisch die Heimmannschaft unterstützten und letztlich den nächsten Sieg bejubeln durften.

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