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Zittern mit der Schweiz in einer Gaststätte von Lausanne. Bereits zum zweiten Mal standen die Schweizer am Sonntag im WM-Finale, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.

© dpa

Eishockey-WM: Eine Sportart gewinnt an Spannung

Am Sonntag endete die Weltmeisterschaft in Dänemark. Schweden setzte sich nur mit Glück gegen starke Schweizer durch. Die Spitze im Welteishockey ist breiter geworden. Eine Betrachtung.

Für manche Menschen ist sie ein fragwürdiges Ereignis, diese alljährlich abgehaltene Veranstaltung. Die Top drei der Fragen zu einer Eishockey-WM lauten: „1. Wie, schon wieder Eishockey-Weltmeisterschaft? 2. In einem Olympia-Jahr? 3. Muss das sein?“ Die Antwort ist dreimal – ja!

Andere Sportarten sind auch nicht besser. Die nennen ihre Turniere nur im jährlichen Wechsel EM und WM oder streuen mal einen „Confed Cup“ ein. Und: die Eishockey-WM kommt an (unterhalb von Fußball-Maßstäben, aber oberhalb von vielen anderen Sportarten). Über eine halbe Millionen Menschen haben sich in gut zwei Wochen die Spiele der WM von Dänemark in den beiden Arenen von Herning und Kopenhagen angeschaut, es war bis jetzt die größte Sportveranstaltung im kleinen Lande überhaupt.

Aber, das sind nicht die Argumente, die für eine jährliche Eishockey-WM sprechen. Sondern es ist: die sportliche Spannung. Jahrzehntelang waren im Eishockey die Kräfteverhältnisse zementiert, die Sieger immer dieselben. Doch das war einmal, im Eishockey-Jahr 2018 ist vieles anders.

In Pyeongchang fehlten dem deutschen Team im Finale nur Sekunden zu Gold, am Sonntag verpassten nun die Schweizer im Penaltyschießen knapp den WM-Titel im Endspiel gegen Schweden. Mannschaften dieser Länder spielten früher im Rahmenprogramm, das aber ändert sich immer mehr: Weil die globale Eishockeywelt zusammenrückt, fast jedes Team bei der WM in Dänemark hatte Spieler aus der National Hockey-League (NHL) im Kader. Wer weniger NHL-Spieler im Aufgebot hatte, war etwas schlechter dran, aber die Situation war nicht mehr so drastisch wie noch beim WM-Turnier 2017. Zudem nähern sich Europas Ligen schon seit Jahren an, das Niveau der besten einheimischen Spieler ist so unterschiedlich nicht, wie die deutsche Mannschaft beim olympischen Turnier von Pyeongchang im Februar belegte. Bei der WM In Dänemark nun war allein Südkorea nicht konkurrenzfähig, ansonsten war unter den andern 15 Teams fast vieles denkbar und gar nicht so "sensationell" wie nach Deutschlands Sieg gegen Finnland oder nun nach dem Schweizer Vorpreschen in Finale behauptet wurde.

Für das deutsche Team war Platz elf keine Katastrophe

Sicher, ein Sidney Crosby war in Dänemark war nicht am Start – aber das Argument, dass etliche der weltbesten Spieler wegen der laufenden Play-offs in der NHL fehlen oder nicht zur WM kommen (Crosby) ist müßig, alle Teams haben darunter zu leiden. Selbst Norwegen musste auf seinen größten Spieler verzichten. Mats Zuccarello, zuletzt immerhin Topscorer der New York Rangers, musste aus versicherungstechnischen Gründen passen.

Das deutsche Team traf es da auch, Tobias Rieder und Tom Kühnhackl fehlten aus dem gleichen Grund wie der Norweger. Sie wollten ohne neuen NHL-Vertrag kein Risiko eingehen. Für das deutsche Eishockey war Platz elf aber gemessen an der neuen Situation im internationalen Eishockey auch keine Katastrophe, da geht es eben knapp zu. Was hätten Kühnhackl (Erich) und Co. früher dafür gegeben, wenn sie nach einer WM hätten sagen können: 'Unsere höchste Niederlage war ein 0:3' (und auch noch gegen Kanada).

In dieser Saison hat die deutsche Nationalmannschaft Teams aus den USA (Deutschland-Cup), Schweiz, Schweden, Kanada (alle bei den Olympischen Spielen in Südkorea), Russland (WM-Test) und Finnland (WM in Dänemark) geschlagen – das gab es noch nie zuvor und das ist eine Bilanz, die auch davon zeugt, dass die deutsche Mannschaft nun in Sphären mitspielen konnte, die ihr früher verschlossen waren. Das Gleiche gilt natürlich auch für die am Sonntag so unglücklichen Schweizer. Und in jedem Fall gewinnt durch mehr Spannung jede Sportart – in diesem Fall das Eishockey.

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