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Eric Lesser trifft nicht immer ins Schwarze - wie auch der Rest der deutschen Mannschaft.

© dpa

Wintersportler lassen viele Scheiben stehen: Eine verschossene Saison für die deutschen Biathleten

Die deutschen Biathleten scheitern noch zu häufig am Schießstand. Dabei gilt der dafür zuständige Trainer als "Schieß-Guru".

Die weißen Deckel fallen in dieser Biathlon-Saison für die Deutschen einfach zu selten. Und so bleiben die Zielscheiben zu oft schwarz. Bei beiden Weltcups in Oberhof offenbarten die deutschen Starter erneut mangelnde Treffsicherheit mit dem Gewehr. Den Tiefpunkt erreichten die deutschen Biathleten in Person von Philipp Horn bei der 4 x 7,5-Kilometer-Staffel der Männer am Freitag. Sechs Scheiben verfehlte der Schlussläufer bei acht Schüssen im Liegendanschlag und machte damit die Chancen des Männer-Quartetts auf einen Platz auf dem Siegerpodest zunichte. „Ich bin einfach nur enttäuscht“, sagte Horn anschließend.

Enttäuschend, das beschreibt die Ausbeute der deutschen Biathleten in der laufenden Weltcup-Saison passend. Vor Oberhof feierte nur Arnd Peiffer nach dem Massenstart von Hochfilzen auf dem obersten Treppchen. Denise Herrmann, die vor der Saison Ambitionen auf den Gesamtsieg bei den Frauen anmeldete, konnte diese bereits vor Oberhof wieder abmelden. Schwächen zeigte sie wie viele Biathleten des Deutschen Skiverbandes (DSV) am Schießstand.

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Konnte sie schon im ersten Trimester der Saison kein Einzelrennen fehlerfrei beenden, baute sie diese Serie in Oberhof aus. Da half es auch nicht, dass Herrmann beim zweiten Sprint in Oberhof die zweitbeste Laufleistung – nur die Norwegerin Tirill Eckhoff war in der Loipe schneller – zeigte. „Das Laufen hat sich richtig gut angefühlt“, sagte Herrmann nach dem Wettkampf. Aber beim Stehendschießen sei ihr zu viel durch den Kopf gegangen.

Dass der Schießstand das Hindernis ist, an dem die deutschen Starter*innen in dieser Saison häufig scheitern, dürfte vor allem Schießtrainer Engelbert Sklorz beschäftigen. Der Bundespolizist ist seit Mai vergangenen Jahres Schießtrainer aller Biathleten des DSV. Benedikt Doll nannte Sklorz einen „Schieß-Guru“ und auch Arnd Peiffer lobte im November den Schießtrainer im ZDF. Er sei der akribischste und beste Schießtrainer, den es in Deutschland gebe, sagte Peiffer. Beim Blick auf die Ergebnisse vor und auch in Oberhof, bleibt offen, warum die Botschaften Sklorz’ derzeit nicht ankommen.

„Als Mannschaft waren wir nicht da, wo wir sein wollen und müssen"

Der erste Weltcup in Oberhof am zweiten Januar-Wochenende war ein Debakel. Peiffer, Olympiasieger von Pyeongchang, schaffte es in der Verfolgung als einziger Deutscher in die Top Ten. Erstmals seit 2015 blieb das deutsche Team damit ohne einen einzigen Podestplatz in Oberhof. Der sportliche Leiter der Biathlon-Abteilung, Bernd Eisenbichler, fand anschließend klare Worte. „Als Mannschaft waren wir nicht da, wo wir sein wollen und müssen. Bei unserem Heim-Weltcup wollen wir uns besser präsentieren.“

Im zweiten Durchlauf in Oberhof präsentierten sich die Biathleten dann phasenweise verbessert. Die Frauen bescherten dem DSV bei der 4 x 6-Kilometer-Staffel sogar den zweiten Saisonsieg überhaupt. Bei den Männern waren es abermals Peiffer und Erik Lesser, die im Sprint mit den Plätzen drei und vier ein respektables Resultat erzielten. „Es ist nur schön, dass wir endlich mal ein Rennen hinbekommen haben“, sagte ein nicht ganz zufriedener Lesser. Die Konkurrenz sei trotzdem besser.

Der Routinier war es auch, der bei der Staffel in Oberhof eine grandioses Schießen ablieferte. In 17,9 Sekunden räumte er stehend alle fünf Scheiben ab. Und letztlich war es auch Lesser, der sich vor Horn stellte, nachdem dieser aufgrund seines schwachen Schießens in den sozialen Medien angegangen worden war. „Das können sich die Bundestrainer auf der Couch daheim echt sparen“, sagte Lesser.

Vielleicht braucht die deutsche Mannschaft gerade so einen. Jemanden, der bei all der öffentlichen Enttäuschung und Kritik für Ruhe sorgt. Ruhe, die sich dann vielleicht beim nächsten Weltcup in Antholz am Schießstand entfaltet; denn läuferisch zeigen die Formkurven der Sportler nach oben. So wurde Franziska Preuß am Sonntag im Massenstart starke Zweite – trotz zweier Schießfehler. Und auch wenn es für eine Top-Platzierung im Gesamt-Weltcup in dieser Saison wohl nicht reichen wird, so zeigt die Formkurve doch langsam wieder in die richtige Richtung, schließlich steht in vier Wochen die WM in Slowenien an. Dafür soll der kommende Weltcup in dieser Woche in Antholz zu einer möglichst gelungenen Generalprobe werden.

Elias Fischer

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