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Das deutsche Team um Venkatraman Ganesan lieg in der Weltrangliste auf Platz 31.

© Martin Gray

Cricket in Deutschland: Eine Mannschaft mit viel Potenzial

Die englische Cricket-Mannschaft wird mit historischem Ergebnis Weltmeister. Und die Deutschen? Die verbessern sich stetig.

In England ist gerade das größte Ereignis des Cricket-Sports mit einem historischen Ergebnis zu Ende gegangen. Der WM-Triumph des Gastgebers, der erste überhaupt in der Geschichte des Cricket-Mutterlands, begeisterte Millionen Fans auf der ganzen Welt. In Deutschland haben dies allerdings nur wenige Menschen mitbekommen. Doch das könnte sich bei den nächsten Turnieren ändern, denn auch in Deutschland entwickelt sich die Sportart stetig.

Mittlerweile gibt es mehr als 7000 Cricketspieler und mehr als 300 Mannschaften in Deutschland. Seit dem Jahr 2015, als es einen Zustrom von Flüchtlingen gab, hat sich viel getan. Die deutsche Nationalmannschaft rückte in der Weltrangliste der kürzeren T-20-Variante auf Platz 31 vor – von 82 Teams (die Nationalmannschaft der Frauen ist 35. von 55 Teams). Außerdem verpasste Deutschland kürzlich nur knapp die Qualifikation für die T-20-WM, die im nächsten Jahr in Australien ausgetragen wird.

Das deutsche Nationalteam setzt sich dabei auch aus Spielern zusammen, die in Indien, Afghanistan, Pakistan oder Australien geboren sind. Kapitän der Nationalmannschaft ist Venkatraman Ganesan. Der 34 Jahre alte IT-Experte kam 2012 nach Düsseldorf. In seiner Heimat, wo Cricket der Nationalsport ist, spielte er zuvor sogar mit indischen Superstars wie Ravichandran Ashwin und Murali Vijay zusammen. Und so führte Ganesan die deutsche Mannschaft von überschaubarem Niveau langsam zu kleinen Erfolgen. Vor kurzem bezwangen sie beim europäischen Regionalfinale sogar Jersey. „Wir haben nun ein wettbewerbsfähiges Team mit viel Potenzial“, sagt Ganesan. „Wir sind eine sehr enge Gemeinschaft – mit vielen unterschiedlichen Hintergründen und mit viel Talent.“

Aus Ganesans Sicht tut sich jedoch einiges in Deutschland: „Der Sport entwickelt sich hierzulande sehr gut.“ Dabei helfe auch, dass die Spiele der deutschen Nationalmannschaft über den Deutschen Cricket-TV im Internet-Livestream übertragen werden. „Immer mehr Menschen verfolgen nun unsere Spiele“, sagt Ganesan. „Obwohl die Sportart vor allem bei Menschen, die aus Cricket-Ländern hierher gezogen sind, sehr beliebt ist, zeigen auch die Deutschen langsam immer mehr Interesse an diesem Sport.“

Ein afghanischer Nationalspieler kommt nach Darmstadt

Ganesan ist der Ansicht, dass Cricket für seine weitere Entwicklung noch stärker an die Basis gebracht werden muss, indem er in Schulen eingeführt und die Infrastruktur ausgebaut wird. „Wir haben in jeder Region ein oder zwei gute Cricketplätze, aber es gibt keine Cricketstadien. Außerdem benötigen wir auch noch bessere Trainingseinrichtungen mit speziellen Netzen“, sagt er. „Der deutsche Verband arbeitet daran, aber da könnte auch die Regierung einspringen und mehr tun.“

Jedenfalls engagieren sich auch internationale Cricket-Stars, um die Sportart hierzulande weiter zu fördern. So hat der Deutsche Cricket-Bund den afghanischen Nationalspieler Rashid Khan am 10. August nach Gelsenkirchen eingeladen, um die Gewinner eines Turniers auszuzeichnen und zu unterstützen. Auch der frühere pakistanische Starspieler Wasim Akram wird im August nach Deutschland reisen. Die Cricket-Begeisterung dürfte bis zu den nächsten Weltmeisterschaften nur weiter steigen.

Neeraj Chauhan ist Redakteur der Hindustan Times in Neu Delhi. Im Rahmen des Stipendiums „Medienbotschafter Indien-Deutschland“ der Robert-Bosch-Stiftung arbeitet er noch bis Mitte August beim Tagesspiegel.

Neeraj Chauhan

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