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Tanja Eisenschmid erlöste die deutsche Mannschaft in der letzten Sekunde vor der Schlusssirene.

© Imago/Nordphoto

Eishockey-WM der Frauen: Ein spätes Tor lindert nicht die Sorgen der deutschen Mannschaft

Obwohl das DEB-Team dem Abstieg gerade so entkommen ist, kann keine Rede von Aufbruchstimmung sein. Ein Kommentar

Tanja Eisenschmid schaute kurz, dann knallte die Verteidigerin ihren Distanzschuss mit Gefühl und Geschwindigkeit aufs und ins Tor der Gegnerinnen aus Dänemark. Der erlösende Treffer zum 3:2-Erfolg fiel 0,1 Sekunden vor der Schlusssirene und bescherte dem deutschen Eishockeyteam bei der Weltmeisterschaft in Dänemark doch noch den Klassenerhalt in der Top-Division.

Natürlich ist so ein spätes Tor eines für die Geschichte, ein Buzzerbeater, wie man im Basketball sagen würde, ein absurdes Ding. Knapper ging es nimmer, schöner für die Siegerinnen und bitterer für die Absteigerinnen aus Dänemark auch nicht. Das deutsche Team feierte das später ausgiebig in der Kabine, mit Ballermann-Liedgut, der obligatorischen Bierdusche für Trainer Thomas Schädler, der „so ein Spiel“ – natürlich – „noch nie erlebt hatte“.

Schützin Eisenschmid wurde von den Kolleginnen in der Kabine als „die geile Tanja“ gefeiert und sagte später: „Wir sind jetzt natürlich unglaublich stolz.“

Wenn es entscheidend wird, ist Deutschland zu Hause

Nur, damit kein Missverständnis entsteht: Die Deutschen sind nicht Weltmeisterinnen geworden. Den Titel werden, so dann keine Sensation passiert, wieder einmal die USA und Kanada ausspielen. Wenn die wirklich Großen des Welteishockeys also am Sonntag das Finale spielen, dann ist das deutsche Team längst daheim, als Neunter von zehn Teams, um eine Zehntelsekunde dem Abstieg entronnen.

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Peter Merten, Präsident den Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), sieht aber nach diesem Sieg „eine wunderbare Ausgangsbasis für unsere Zukunft im Fraueneishockey“. Warum eigentlich? Der Abstand nach oben ist bei dieser WM für die Deutschen nicht kleiner, sondern eher größer geworden. Das Team baut immer noch sehr auf die Eisenschmid-Schwestern Tanja und Nicola und auf eine Spielerin wie Laura Kluge. Die drei Spielerinnen wurden auch zu den drei besten deutschen Spielerinnen des Turniers gewählt.

Fakt ist, das deutsche Eishockey muss sichtbarer werden, es muss langsam mal damit begonnen werden, den Abstand zu den Männern zu verringern. Denn der Sport hat es verdient, das zeigt die WM. Die Deutsche Frauen Eishockey Liga (DFEL) umfasst nur sechs Teams, die Männerliga DEL gibt so gut wie keine Hilfestellung. Nur in Ingolstadt, Mannheim und Berlin gibt es erstklassige Mannschaften. Beim Männermeister Eisbären etwa läuft das Frauenteam unter „Eisbären Juniors“ beim Stammverein unter ferner liefen mit. Ein Spiel der Frauen in der großen Arena vor den männlichen Profis wie zuletzt bei den Basketballerinnen von Alba wäre mal ein wirklich wichtiges Lebenszeichen.

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