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Das passt. Ter Stegen (rechts) parierte nach seiner Einwechslung gleich einen Elfmeter vom Weltfußaller Lionel Messi (links), kassierte dann aber noch drei Tore.

© dpa

Länderspiel: Ein kleiner Sieg für ter Stegen

Trotz der Niederlage und drei Gegentore nutzt Torwart Marc André ter Stegen die Chance, sich zu zeigen. Auch vor Messi hat er keine Angst.

Kurz vor Schluss wurde Lionel Messi doch noch die Verehrung zuteil, die ihm als bestem Fußballer der Jetztzeit gebührt. Ein Zuschauer hatte den Rasen der Frankfurter Arena geentert, er lief scheinbar orientierungslos übers Feld, ehe er das Ziel seiner Sehnsucht entschlossen ansteuerte. Der Mann reichte Messi die Hand, der Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft schlug ein – und selbst die Gewissheit, diesen Ausflug mit einem mehrjährigen Stadionverbot büßen zu müssen, konnte die Freude des verirrten Fans nicht schmälern. „Ich habe Messi berührt!“, schrie es aus seinem Gesicht, und dass er nicht auf der Stelle auf die Knie sank, grenzte an ein Wunder.

Marc-André ter Stegen ist diese Form der Heldenverehrung fremd, falsche Ehrfurcht wäre seinem Fortkommen im Beruf auch nicht gerade förderlich. Etwas mehr als eine Stunde war im Testspiel zwischen der deutschen Nationalmannschaft und Argentinien vorüber, als sich der Torhüter von Borussia Mönchengladbach ganz allein dem Weltfußballer aus Barcelona gegenüber sah. Messi überlupfte ter Stegen, doch der Ball ging knapp am Tor vorbei. Anstatt erleichtert durchzuschnaufen, bedachte der Torhüter den Argentinier mit einem hämischen Kommentar. Messi drehte um, ging auf ter Stegen zu, und an einem anderen Ort als diesem hätte es jetzt vermutlich eine zünftige Schlägerei gegeben.

Was er dem Argentinier hinterhergerufen hatte, wollte ter Stegen nach der 1:3-Niederlage der Deutschen nicht preisgeben. Auf den Wortlaut kam es auch gar nicht an, die Geste war entscheidend. Mitten hinein in die Memmendebatte positionierte sich der Torhüter als furchtloser Geselle, der auch vor großen Namen nicht zurückschreckt. Es war ein deutliches Signal – auch in eigener Sache.

Das Argentinien-Spiel in Bildern

Im Mai hat ter Stegen in der Nationalmannschaft debütiert, die Deutschen verloren 3:5 gegen die Schweiz – und anschließend stellte sich die Nation die Frage, ob der 20 Jahre alte Torhüter an diesem Erlebnis zerbrechen könne. Wer ter Stegen ein bisschen kennt, weiß, dass solche Befürchtungen jeder Grundlage entbehren. Den Beweis konnte er schon am Mittwochabend antreten. Nach einer halben Stunde musste er aufs Feld, weil Ron-Robert Zieler vom Platz geflogen war. Es gab Elfmeter für Argentinien. Zum ersten Mal trafen ter Stegen und Messi aufeinander: Messi schoss, ter Stegen hielt.

„Das war ein gutes Gefühl für ihn“, sagte Bundestrainer Joachim Löw. Der Torhüter hinterließ in der Folge einen soliden und unaufgeregten Eindruck, ohne durch außergewöhnliche Paraden aufzufallen. Bei den drei Gegentoren habe er nichts ausrichten können, beschied Löw, aufbauen müsse man den jungen Torhüter daher nicht. Die Frage war aufgekommen, weil ter Stegen am Ende dreimal bezwungen worden war.

Der Gladbacher hat jetzt zwei Länderspiele bestritten, zweimal verloren und dabei acht Gegentore kassiert. Das ist nicht gerade eine Bilanz, die sich mit ter Stegens Selbstverständnis vereinbaren lässt. Aber auch in der Niederlage konnte der Torhüter einen kleinen Sieg feiern. Sein interner Konkurrent Ron-Robert Zieler wird das Länderspiel gegen Argentinien in deutlich schlechterer Erinnerung behalten.

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