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Jubeln mit Pal. Bilder, die sie bei der Hertha auch in der neuen Saison sehen wollen.

© Kay Nietfeld/dpa

Hertha BSC verlängert mit Pal Dardai: Ein beinahe unglaublicher Vorgang

Pal Dardai leitet die Profis von Hertha BSC auch in der Saison 2019/2020 an. Darauf geeinigt haben sich Klub und Trainer schon länger.

Die beiden Herren auf dem leicht erhöhten Podium hatten am Donnerstagmittag ein ernstes Gesicht aufgesetzt. Das war schon deswegen bemerkenswert, weil beide einige Mühe hatten, sich das Feixen zu verkneifen. Sie wussten ja, was auf sie zukommen würde. Am Vorabend war durchgesickert, dass Hertha BSC den Vertrag mit Trainer Pal Dardai um ein weiteres Jahr verlängert hat. Demnach wird der Berliner Fußball-Bundesligist auch in die kommende Spielzeit mit dem 42 Jahre alten Ungarn gehen.

Vor ziemlich genau vier Jahren hat Dardai das Amt des Cheftrainers bei den Berlinern übernommen, zuvor war er im Nachwuchs des Vereins tätig. Seit dem war es mehr oder weniger so, dass sich die Herren Dardai und Manager Michael Preetz einmal tief in die Augen geschaut und sich gegenseitig ihre Zusammenarbeit um ein weiteres Jahr versichert haben. Und wenn es mal so weit ist, dass die Vereinsführung beziehungsweise das Management mit der Arbeit des ersten Angestellten nicht mehr zufrieden sein, oder Dardai selbst das Gefühl überkommen sollte, die Profis nicht mehr erreichen zu können, so wird er zurück in den U-Bereich gehen. Als Nachwuchstrainer hat er mit Hertha einen unbefristeten Anstellungsvertrag.

Trainer für die nächsten sechs Wochen

„Pal ist unser Trainer“, sagte also Preetz am Donnerstag, „er ist es heute und morgen und auch in der nächsten Saison.“ Preetz hielt das mit dem ernsten Gesicht etwas länger durch, Dardai lauschte den Ausführungen seines Nebenmannes, er nickte, er schmunzelte und korrigierte seinen Vorgesetzten plötzlich: „Ich bin hier Trainer für die nächsten sechs Wochen.“

Das ist eine alte Rechnung, die Dardai immer dann wieder aufmacht, wenn es um seine Zukunft als Trainer geht. Wenn man als Trainer sechs Spiele hintereinander verlöre, zähle kein Vertrag mehr etwas, dann wäre es das gewesen. Nun musste auch Preetz lächeln.

„Ich weiß gar nicht, was ihr alle wollt“, sagte Dardai schließlich in die Runde, „im vergangenen Jahr war das gar kein Thema“. Die aktuelle Aufgeregtheit ist vielleicht darauf zurückzuführen, da in der jüngeren Vergangenheit immer mal wieder von atmosphärischen Störungen zwischen den beiden Machern bei Hertha die Rede war. Offen ausgesprochen hat das niemand. „Uns interessiert das Thema Vertrag nicht“, sagte Preetz.

Inzwischen wirkten die beiden Herren sichtlich vergnügt während der Fragerunde. Vor allem Dardai hatte nun Freude daran, das in der Branche ansonsten heikle Thema Vertragsverlängerung fast schon ins Nebensächliche zu ziehen. „Wir haben so einen Fluss hier“, sagte Dardai, „ich bin keiner der sagt, bitte gebt mir einen neuen Vertrag, ich zocke dabei auch nicht, aber ich sage meine Meinung.“ Allerdings wird er nach einem neuen Assistenten Ausschau halten müssen. Sein bisheriger Co-Trainer, Rainer Widmayer, wird den Klub im Sommer verlassen und nach Stuttgart gehen.

Nur Christian Streich ist länger im Amt

Dardai aber steht vor seinem vierjährigen Dienstjubiläum. Er hatte das Cheftraineramt am 5. Februar 2015 übernommen und war damals auf den Niederländer Jos Luhukay gefolgt. Damit ist Dardai nach dem Freiburger Christian Streich (seit Ende Dezember 2011) der aktuell dienstälteste Bundesligatrainer. Auch Sohn Palko Dardai hat seinen Vertrag verlängert, wie Hertha am Donnerstag mitteilte.

Nur sollte man sich da nicht täuschen. Auch bei Hertha gelten am Ende aller Treueschwüre keine anderen Regeln. Sollte der sportliche Erfolg ausbleiben oder keine Weiterentwicklung des Profiteams erkennbar sein, würden die branchenüblichen Gesetzmäßigkeiten greifen. „Wir können ja nicht in die Zukunft sehen“, sagte Preetz und blickte dabei halbwegs streng in die Runde. „Die Konstellation, die wir gewählt haben, ist bekannt.“ Es gebe keinen neuen Vertragsabschluss, sondern lediglich eine Verlängerung des bestehenden für die Profimannschaft. Die Öffentlichkeit möge mal davon ausgehen, „dass wir miteinander gesprochen haben und dass wir uns wie immer verständigt haben auf den gemeinsamen Weg“, sagte der 51 Jahre alte Preetz.

Dardai schüttelte immer mal wieder feixend seinen Kopf. „Ich weiß nicht, warum es so wichtig ist. So lange wir Vertrauen zueinander haben, bin ich hier Trainer. Ich bin nicht der Typ, der um eine weitere Chance bettelt“, sagte Dardai, der viel lieber über das am Freitagabend anstehende Heimspiel gegen den FC Schalke 04 (20.30 Uhr) gesprochen hätte. Seit 1997 ist der Ungar im Verein, er weiß nur zu gut, dass Spiele gegen Schalke zu den für Hertha-Fans emotionalsten überhaupt zählen. „Es ist ein besonderes Spiel für den gesamten Verein“, sagte Preetz, „es würde uns so freuen, wenn es wie in den Hinrunde liefe“. Bekanntlich hatte Hertha das Hinspiel Anfang September in Gelsenkirchen gewonnen (2:0). Es war der erste Sieg der Berliner beim Erzfeind seit 14 Jahren. Und plötzlich guckten sie wieder ziemlich ernst.

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