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Ein harmonisches Paar. Matthias Rath und Totilas wirken schon jetzt, als hätten sie bereits monatelang zusammen trainiert.

© dpa

Dressur: Rath reitet das Wunderpferd Totilas

Der junge Matthias Rath darf das Dressur-Wunderpferd Totilas reiten – aus ganz familiären Gründen. Für zehn Millionen Euro hat Paul Schockemöhle den berühmten Rappen gekauft - und Raths Stiefmutter hat auch Besitzerrechte.

Matthias Rath ist 26, aber für sein Alter schon ein erstaunlich erfahrener Reiter. Er hat auch keine Furcht, gelassen geht er auf Totilas zu. Totilas ist nicht irgendein Pferd, der Hengst gilt als Traum eines jeden Dressurreiters. Der Niederländer Edward Gal ist mit Totilas in den vergangenen beiden Jahren in neue Dimensionen geritten. Nun heißt Totilas’ neuer Reiter Matthias Rath, ein blonder Student aus dem hessischen Kronberg. Gestern wurde er in Mühlen offiziell präsentiert. „Ich freue mich, dass ich dieses Pferd reiten darf“, sagte Rath. „Für mich ist das ein großes Glück.“

Paul Schockemöhle, Europas größter Pferdehändler und ehemaliger Europameister der Springreiter, hatte den berühmtesten Rappen seit Black Beauty im Oktober für etwa zehn Millionen Euro gekauft – und seither ein Geheimnis um Totilas’ neuen Reiter gemacht. Jetzt wurde es gelüftet, vor etwa 100 Journalisten auf Schockemöhles Anlage in Mühlen im Oldenburger Münsterland.

Es war eine Show, die Eindruck hinterließ. Zu den pompös-dramatischen Klängen des Liedes „Ameno“ zeigte Rath auf dem schönen Schwarzen in Schockemöhles Reithalle ein paar Gangarten, Piaffen und Passagen. Reiter und Pferd harmonierten dabei so gut, als hätten sie schon monatelang zusammen trainiert. Dabei saß Rath erst zum sechsten Mal im Sattel des zehnjährigen Tiers. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, ihn zu reiten. Totilas ist einzigartig, er hat so viel Selbstbewusstsein und Stolz“, sagte Rath. „Als ich das erste Mal eine Pirouette mit ihm geritten bin, musste ich laut lachen, so wunderbar war das.“ Zumal Totilas unter Rath, der freundlich und sanft reitet, eine gelöste Ausstrahlung hatte. Der Hengst wirkte fast ein wenig entspannter als zuvor unter Gals Anleitung.

Lob gab es auch von niederländischer Seite. Der Journalist Jacob Melissen, Autor eines Buches über Totilas, fand: „Die beiden passen erstaunlich gut zusammen. Das kann etwas werden.“ Schockemöhle sagte, ihn habe die Kombination Rath/Totilas schon beim ersten Test in Mühlen beeindruckt: „Ich wusste schon nach zwei Minuten: Die beiden passen zusammen.“

Ohne Raths familiären Hintergrund wäre die Verbindung jedoch nicht möglich gewesen. Trainiert wird das Paar von Matthias Raths Vater Klaus. Und der ist verheiratet mit Ann-Kathrin Linsenhoff, der sehr wohlhabenden ehemaligen Dressurreiterin. Die 50-Jährige erwarb nicht etwa, wie in den vergangenen Wochen häufig kolportiert, die Sportrechte an dem Rappen. Sie ging vielmehr eine Besitzergemeinschaft mit Schockemöhle ein. Das bedeutet: Totilas gehört beiden, sie werden die Gewinne teilen, die das Pferd im Sport und in der Zucht erzielt.

Vorgesehen ist, dass der Hengst, eine Mischung aus Trakehner und holländischem Warmblut, während der Wintermonate in Schockemöhles Mühlener Stall verstärkt zum Deckeinsatz kommen wird. Während der Freiluftsaison soll Totilas dann in Kronberg im Stall der Familie Rath-Linsenhoff stationiert sein.

Matthias Raths bisher größter Erfolg ist der Gewinn der Bronzemedaille mit dem deutschen Team bei der diesjährigen WM in Kentucky. Er ritt dort den 15-jährigen Wallach Sterntaler, das frühere Sportpferd seiner Stiefmutter. Dass er mit Totilas nun gleich groß durchstarten könnte, hält er für unmöglich. „Wir müssen uns aneinander gewöhnen, das braucht Zeit. Ich will aber natürlich so gut wie möglich abschneiden.“

Saisonhöhepunkt 2011 wird die EM in Rotterdam sein – ein schwieriges Terrain. In den Niederlanden hat der Totilas-Verkauf viele Reitsport-Fans erbost. Im Forum der Internetseite Raths hinterließen sie deshalb in den vergangenen Wochen haufenweise Schmähkommentare. Kein Problem, sagte Rath: „Die Kommentare sind schon positiver geworden. Ich habe keine Angst, in Rotterdam zu reiten.“

Was noch zu beweisen ist.

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