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Schreckmoment. Unions Kreativspieler Max Kruse verletzte sich gegen Hertha in der Nachspielzeit und humpelte mit Hilfe der Betreuer vom Platz.

© imago images/Matthias Koch

Update

Bittere Derbyniederlage gegen Hertha BSC: Dreifacher Verlust für den 1. FC Union

Der 1. FC Union Berlin steht nach der vermeidbaren Derby-Niederlage vor schweren Wochen und sorgt sich um den verletzten Max Kruse.

Christopher Trimmel ist ein äußerst angenehmer Gesprächspartner, selbst wenn er richtig angefressen ist. Am späten Freitagabend antwortete der Kapitän des 1. FC Union in den Katakomben des Olympiastadions höflich und mit ruhiger Stimme auf die ihm gestellten Fragen, doch es war nicht schwer zu erkennen, dass er ziemlich bedient war. „Du verlierst das Derby, du verlierst einen Spieler mit Rot, du verlierst vielleicht einen Spieler verletzt – ein gebrauchter Tag“, sagte Trimmel nach dem 1:3 gegen Hertha BSC.

Nach acht Spielen ohne Niederlage unterlag Union ausgerechnet im Derby zum ersten Mal seit Mitte September, die zwei personellen Verluste dürften aber deutlich schwerer wiegen als die Enttäuschung über das Derby-Ergebnis. Besonders die Knieverletzung, die sich Max Kruse in der Nachspielzeit zuzog, ist für Union aufgrund seiner starken Form und der Bedeutung für das Spiel der Berliner ein Worst Case.

Der Platzverweis gegen den übermotivierten Robert Andrich war hingegen der Knackpunkt in einem Duell auf sehr überschaubarem spielerischen Niveau. Nur zwei Minuten nach der Führung durch Taiwo Awoniyi sprang der Mittelfeldspieler rüde in Gegenspieler Lucas Tousart hinein und musste schon Mitte der ersten Halbzeit vom Platz. „Ich habe die Szene noch einmal gesehen und der Fuß ist schon sehr weit oben“, sagte Trainer Urs Fischer. „Das muss man akzeptieren.“

In Unterzahl verteidigte Union lange gut, die aufkommende Müdigkeit begünstigte dann aber einige Fehler und die ermöglichten dem eigentlich ziemlich harmlosen Hertha-Team drei Tore. „Das System hat funktioniert, wir haben Hertha außer stehenden Bällen nichts zugestanden, aber wir haben uns nach vorne zu wenig zugetraut“, sagte Fischer.

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Andrich wird Union nun vermutlich mindestens zwei Spiele fehlen und so ergibt sich für Fischer in der Mittelfeldzentrale ein Problem. Denn Christian Gentner leidet noch unter den Nachwirkungen einer Wadenverletzung. „Das wird sehr schwierig für das Bayern-Spiel“, sagte Fischer und rechnet eher mit einer Rückkehr wenige Tage später beim Auswärtsspiel in Stuttgart. Am kommenden Samstag wird somit vermutlich Sebastian Griesbeck an der Seite von Grischa Prömel spielen.

Deutlich größere Sorgen bereitete Fischer aber das rechte Knie von Kruse. Unions bester Fußballer geriet in der Nachspielzeit in einem Zweikampf ins Straucheln und hielt sich das Knie. Mit großen Schmerzen und gestützt von einem Betreuer humpelte er vom Platz. Am Samstag folgte in der Charité eine genaue Untersuchung, die eine Muskelverletzung im hinteren Oberschenkel ergab. Damit fehlt Kruse bis auf Weiteres. Eine Bänderverletzung, wie sie beim Anblick des humpelnden Kruse durchaus zu befürchten war, konnte aber ausgeschlossen werden.

Für Union haben mit dem Derby sehr schwere Wochen begonnen. Bis auf Borussia Mönchengladbach müssen die Berliner noch gegen alle Topteams spielen und dabei helfen personelle Sorgen – auch Florian Hübner fiel gegen Hertha kurzfristig aus – sicherlich nicht.

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Fischer sieht dennoch keinen Grund für Pessimismus. In den vergangenen Wochen hatte er sich vehement gegen Diskussionen um den Europapokal gewehrt, nun fordert er auch in die andere Richtung Besonnenheit. „Wieso sollte die Stimmung kippen? Auch aus Niederlagen muss man dazulernen und der Auftritt war nicht schlecht“, sagte Fischer. „Jetzt gilt: Mund abwischen, Kopf hoch, nach vorne schauen!“

Ein Blick auf den Spielplan zeigt, dass der Trainer wohl gut daran getan hat, den vorherigen Höhenflug nicht überzubewerten. Denn es ist durchaus vorstellbar, dass Union nach den Partien gegen Bayern, in Stuttgart und gegen Dortmund mit vier Niederlagen in Folge dasteht.

Selbst das wäre allerdings kein Grund für Fatalismus. Denn mit 16 Punkten hat Union auf dem Weg zum Klassenerhalt gut vorgelegt. Die große Euphorie der vergangenen Wochen ist aber erst mal dahin.

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