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Auf Marvin Friedrich (rechts) wartet in München eine deutlich schwierigere Aufgabe als zuletzt gegen Freiburg.

© Monika Skolimowska/dpa

Drei gegen Robert Lewandowski: Wie der 1. FC Union Bayern München schlagen will

Der 1. FC Union Berlin setzt beim großen Favoriten in München wohl erneut auf die zuletzt erfolgreich praktizierte Dreierkette - und rechnet sich Chancen aus.

Von David Joram

Wenn Marvin Friedrich seine Pläne nicht geändert hat, dürfte er am späten Dienstagabend an ein paar wichtige Informationen gelangt sein. Der kommende Gegenspieler des Berliner Innenverteidigers heißt schließlich Robert Lewandowski, spielt beim FC Bayern und traf am Dienstagabend beim 3:2 der Münchner in Piräus gleich doppelt. Am Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) wird der 1. FC Union und insbesondere Marvin Friedrich, 23, den aktuell vielleicht besten Stürmer der Welt verteidigen müssen. Zumindest wie es nicht geht, hat Friedrich am Dienstagabend vorm Fernseher beobachten können.
Aber wie verteidigt man nun einen Angreifer, der in dieser Saison in zwölf Pflichtspielen bereits 18 Tore erzielt hat? Einen Stürmer, der für 214 Bundesligatore lediglich 298 Spiele benötigt hat und der offenbar immer besser wird.

Das Besondere an Marvin Friedrich ist, dass ihn solche Fragen offenbar kaum aus der Ruhe bringen. Kühl und emotionslos gab er die erbetenen Auskünfte zu Lewandowski, fast schon so, als spiele er demnächst nicht gegen Bayerns Superstürmer, sondern eine Altherrenauswahl aus Oberschöneweide. „Das wird man sehen. Auf jeden Fall braucht man eine ganze Mannschaft dafür“, antwortete Friedrich auf die Frage, wie Lewandowski zu stoppen sei. Rekordmeister gegen Aufsteiger, das ist in diesem Fall fast schon mehr als Goliath gegen David.

Bundesliga-Tore in dieser Saison
Robert Lewandowski 12
1. FC Union Berlin 8

Lewandowskis Marktwert beträgt laut „transfermarkt.de“ 65 Millionen Euro, der des gesamten Union-Kaders 36 Millionen. „Wir wissen alle, dass es sehr schwer wird, in München zu bestehen“, sagt Friedrich. Neben Lewandowski beinhaltet die Bayern-Offensive nun mal noch so klangvolle Namen wie Serge Gnabry, Kingsley Coman oder Philippe Coutinho. Und vielleicht darf ja sogar Thomas Müller wieder ran „Das wird auf jeden Fall ein Spiel, in dem wir viel lernen können“, sagt Friedrich, aber natürlich fahre man auch nach München, „um ein gutes Spiel abzuliefern.“ Rund um die Alte Försterei haben sie die zuletzt eher wackligen Auftritte der Bayern jedenfalls genau registriert. Im Idealfall, das hat bereits Trainer Urs Fischer angedeutet, wollen die Gäste „natürlich“ etwas Zählbares mitnehmen.

Ob dies gelingen kann, dürfte vor allem von Friedrich, der Lewandowski beackern soll, und Fischers Taktik abhängen. Vertraut der Schweizer Coach wieder auf die zuletzt beim 2:0 gegen Freiburg erfolgreich angewandte Dreierkette oder erwartet er mit vier Spielern in der letzten Reihe die Münchner Attacken? Sein Team finde sich in einer Dreierkette derzeit gut zurecht, meint Fischer, der sich aber wie üblich alle Optionen offen hält – dies betrifft auch die personelle Situation.

Der zuletzt angeschlagene Innenverteidiger Neven Subotic steht den Berlinern in München wohl wieder zur Verfügung, ebenso Außenangreifer Sheraldo Becker. Fischer hat dann die Wahl zwischen Subotic und dem gegen Freiburg überzeugenden Michael Parensen, Keven Schlotterbeck und Marvin Friedrich gelten als gesetzt.

Der 1. FC Union hofft auf die Sensation

In der Theorie spricht auch gegen den FC Bayern vieles für eine Dreierkette, aus der Union defensiv ohnehin eine Fünferkette bastelt; das könnte die Schubkraft der exzellent besetzten Münchner Flügel eindämmen. „Und wenn du mutig spielst, hast du zwischen den Linien mehr Optionen“, sagt Unions Torwart Rafal Gikiewicz, weil die nominellen Außenverteidiger Christopher Lenz und Christopher Trimmel bei eigenem Ballbesitz höher stehen und im Offensivspiel mehr Optionen schaffen.

Gikiewicz, der sich Mitte September von seinem Berater getrennt hat („Ich bin nicht mehr 19, 20 oder 21 Jahre alt, ich kann das alles selbst machen“), feiert in München seinen 32. Geburtstag. Geschenke von Lewandowski, dessen Qualitäten er aus der polnischen Nationalmannschaft gut kennt, sind eher nicht zu erwarten. Friedrich hat indes schon eine Idee: „Am liebsten ein Spiel zu null, aber das wird schwer“, sagt er.

Eine 90-minütige Abwehrschlacht, das wissen sie beim 1. FC Union, können sie sich in München nicht leisten, dazu ist die individuelle Klasse der Bayern viel zu enorm. Ein paar Entlastungsangriffe, um Druck vom eigenen Tor zu nehmen, sollten es schon sein. Mit welchem System – Dreier- oder Viererkette – die Sensation gelingen soll, findet Friedrich zweitrangig. „Wir haben nun öfters die Dreierkette gespielt, die hat ganz gut funktioniert. Ich habe aber auch oft genug schon Viererkette gespielt. Im Endeffekt ist mir das egal, weil es als Innenverteidiger ziemlich gleich ist, ob man Dreier- oder Viererkette spielt“, sagt er. Vermutlich weiß Marvin Friedrich ganz genau, dass die direkten Duelle mit Robert Lewandowski über den Ausgang dieses ungleichen Spiels entscheiden werden.

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