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Neun deutsche Meisterschaften gewann Don Jackson als Cheftrainer, davon fünf mit den Eisbären.

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Don Jackson beendet Trainerkarriere: Für München ein Schock, für die Liga eine Chance

Der US-Amerikaner sammelte neun Titel in der Deutschen Eishockey-Liga, weil seine Spieler ihm bedingungslos folgten. Für seinen Nachfolger ist das eine gewaltige Bürde.

Ein Kommentar von Benedikt Paetzholdt

Am Freitagvormittag flossen die Tränen. Wie sich bereits nach dem Titelgewinn am Sonntag angedeutet hatte, beendet Don Jackson nach insgesamt neun Titeln in der Deutschen Eishockey-Liga seine Trainerkarriere. Ein schwerer Schlag für seinen bisherigen Arbeitgeber EHC München, sportlich wie menschlich. Vier Titel seit 2014 sind das eine, seine besondere Art der Spieler- und Menschenführung das andere.

Auf den ersten Blick fällt die Vorstellung schwer, dass Jackson ein echter Menschenfänger ist, für den gestandene Eishockeyprofis echte Hingabe verspüren. Der ehemalige Weltklasse-Verteidiger mit entsprechend wuchtiger Statur wirkt für Außenstehende stets freundlich, aber irgendwie auch unnahbar. Zu Berliner Zeiten bekam er entsprechend den Beinamen „der stille Don“.

Große Emotionen erschienen bei ihm höchst dosiert, unter anderem bei einem Gastspiel des EC Red Bull Salzburg 2013 im Wellblechpalast, wohin er kurz nach seinem fünften Titel mit den Eisbären gewechselt war. Trotz seines Abgangs brachten ihm die Berliner Fans schier heldenhafte Verehrung entgegen.

Er ist einfach nur tadellos und ein wahnsinniger Mensch. Ich habe einen Riesenrespekt vor ihm.

Münchens Torwart Mathias Niederberger

In der Kabine, im Umgang mit den Spielern verfügte er über einen Führungsstil, der seinesgleichen sucht. „Er ist einfach nur tadellos und ein wahnsinniger Mensch. Ich habe einen Riesenrespekt vor ihm“, sagte jüngst Torwart Mathias Niederberger. Der frühere Profi Deron Quint, der unter Jackson in Berlin und in München verteidigte, sagte mal: „Er gibt dir immer ein gutes Gefühl, er nimmt dich als Mensch ernst, nicht nur als Profi.“

Jackson war insofern privilegiert, als er zur jeweiligen Zeit mit den besten Kadern der Liga arbeiten konnte. Über Jahre hinweg ein Ensemble zu formen, das abliefert, und eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die kaum Anlass für schlechte Stimmung bietet, zeigt das besondere Gespür des 66-Jährigen.

Uwe Krupp, der die Eisbären zwischen 2014 und 2018 trainierte, verzweifelte regelrecht an Jackson. Regelmäßig scheiterten seine Mannschaften in den Play-offs an Jacksons Teams. Als Kollege und Nachfolger wirkte er regelrecht überfordert mit dem Übertrainer im deutschen Eishockey.

Bei allem Respekt für Jackson und sein Wirken dürfte bei der Konkurrenz auch Erleichterung herrschen. München bleibt das Team mit dem größten Budget, sein wahrscheinlicher Nachfolger Toni Söderholm hat sich als Bundestrainer verdient gemacht. Dennoch wird es alles andere als einfach, das Münchner Selbstverständnis neu zu entwickeln. Die Lücke, die Jackson hinterlässt, klafft gewaltig.

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