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Zum Schreien. Angelique Kerber verlor gleich in der ersten Runde bei den US Open.

© Kevin Hagen/AP/dpa

Diskussion um Angelique Kerbers Zukunft: Boris Becker haut daneben

Nach dem frühen Aus bei den US Open empfiehlt ihr Boris Becker, mit dem Tennisspielen aufzuhören. Das ist respektlos. Ein Kommentar

Schlechter kann es für Angelique Kerber nicht laufen. Bei den US-Open hat die beste deutsche Tennisspielerin ihre trübe Serie fortgesetzt. Sie kassierte die dritte Erstrunden-Niederlage in Folge und das bei einem Turnier, das sie vor drei Jahren noch gewann. Mit dem Sieg bei den US Open gewann sie ihren zweiten Grand-Slam-Titel binnen einen Jahres, hatte ihre Hochzeit als Nummer eins der Tenniswelt. Nach einem Durchhänger im Jahr 2017 gelang ihr 2018 der Triumph in Wimbledon, spätestens da war sie eine ganz Große. Wer so etwas schafft, der hat seinen Platz in der Sportgeschichte, der kann eigentlich nicht mehr schrumpfen.

Im Fall Kerber ist es aber wohl anders, Boris Becker hat die erst 31 Jahre alte Tennisspielerin (Serena Willams ist schon 37) nun angezählt: Sie solle doch bitte so wie zuletzt nicht weitermachen, das mache keinen Sinn mehr, auch nicht für ihre Sponsoren. Und Becker schmetterte diese Frage ins Feld: "Wie lange will sie noch Tennis spielen?"

Das ist vor allem wohl die Angelegenheit von Angelique Kerber. Sie hat sich durch ihre Erfolge in jedem Fall mehr Respekt verdient, die Worte von Boris Becker sind deplatziert. An der momentanen Phase wird auch Angelique Kerber keine Freude haben. Sicher ist der Umstand, dass sie seit der Trennung von Rainer Schüttler ohne Trainer durch die Tenniswelt tourt, ihrer Form nicht förderlich. Aber da hat sie nun, nach dem frühen Ausscheiden in New York, auch viel Zeit sich umzuschauen. Aktuell liegt Kerber immerhin noch auf Rang 14 der Weltrangliste, im Jahr 2017 hatte sie auch eine längere Krise hingelegt und schließlich überwunden. Wenn sie den Willen noch hat, dann steht der Fortsetzung ihrer Karriere nichts im Wege. Körperlich ist sie ja fit.

Sicher, Angelique Kerber muss sich nicht mehr beweisen. Obwohl sie - gemessen an ihren drei Erfolgen bei Grand-Slam-Turnieren - nach Steffi Graf (22 Grand-Slam-Titel) und Boris Becker (6) die Nummer drei in der deutschen Tennisgeschichte ist, wuchs sie in der Heimat noch nicht zur ganz großen Figur auf. Angelique Kerber wird in den Fußgängerzonen der Republik sicher seltener erkannt als Boris Becker - dabei war sie sogar länger die Nummer eins als Becker und hat nicht nur deshalb wohl auch das Recht zu entscheiden, wann sie aufhören will.

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