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Jung und jünger. Bei den Eisbären spielt der 17 Jahre alte Lukas Reichel derzeit groß auf. Und die Berliner trauen sich auch zu, mehr deutsche Talente im Profiteam einzusetzen.

© imago images/DeFodi

Diskussion über Ausländerregelung in der DEL: Mehr deutsche Spieler? Verband und Liga sind sich uneins

Der Deutsche Eishockey-Bund hat angeregt, die Kontingente für ausländische Spieler in der Liga zu verringern. Die Meinungen dazu gehen auseinander.

31 Tore haben die Fischtown Pinguins Bremerhaven in bisher 13 Spielen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen die Eisbären Berlin erzielt. Kein einziger dieser Treffer gelang dabei einem in Deutschland geborenen Spieler.

Die Bilanz ist mindestens erstaunlich, für einige Fans oder Experten ist sie womöglich auch erschreckend. Fakt ist: „Bremerhaven hat immer eine gute Mannschaft.“ So jedenfalls drückt es Berlins Nationalspieler Marcel Noebels aus. Über alles andere will er sich als „Sportsmann kein Urteil erlauben, das steht mir nicht zu.“

Bis 2026 soll sich die Zahl der Importspieler in der DEL auf sechs reduzieren

In den Tagen vor dem Gastspiel der Eisbären in Bremerhaven am Freitagabend (19.30 Uhr, live bei Magentasport), dem zweiten in dieser Saison nach einem deutlichen 0:5 am ersten Sonntag in der neuen Saison, wird im deutschen Eishockey wieder viel über Ausländer und ihre Plätze in der DEL diskutiert. Angeregt hat diese Debatte Stefan Schaidnagel, der Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), am vergangenen Wochenende beim Deutschland-Cup in Krefeld.

Bis 2026 soll sich die Zahl der sogenannten Importspieler auf sechs reduzieren, so jedenfalls wünscht es sich der DEB. „Dieses Thema müssen wir für die Zukunft angehen, um die Nachhaltigkeit des Erfolgs zu generieren. Meiner Meinung nach darf da keine Zeit verloren werden“, sagte Schaidnagel.

In der Liga ist der Vorstoß, der laut DEB-Präsident Reindl nur „Anregung“ und nicht mehr gewesen sein soll, auf unterschiedliche Reaktionen gestoßen. Aus München und Schwenningen kam Zustimmung, andere Klubs sind eher weniger begeistert.

Die Eisbären Berlin sind „offen, wenn es darum geht, junge deutsche Spieler einzusetzen“

Bei einem Treffen der Sportdirektoren der 14 Teams am Montag in Düsseldorf, bei dem auch Schaidnagel zugegen war, wurde immerhin die Bildung einer Arbeitsgruppe vereinbart: „Wir haben beschlossen, dass darin mit Vertretern aus DEL, DEL 2 und DEB künftig besprochen wird, was das Beste für das deutsche Eishockey ist“, sagte Berlins Stephane Richer.

Die Eisbären haben sich den Meinungen von Münchnern und Schwenningern bisher nicht öffentlich angeschlossen. Andererseits, so Richer, „sind wir als Eisbären Berlin immer offen, wenn es darum geht, junge deutsche Spieler einzusetzen.“ Finanziell sei es durchaus zu stemmen, gerade junge Profis im Alter von Anfang 20 vermehrt einzusetzen.

Warum nicht? Eisbären-Sportdirektor Stéphane Richer ist offen dafür, mehr junge, deutsche Spieler einzusetzen.
Warum nicht? Eisbären-Sportdirektor Stéphane Richer ist offen dafür, mehr junge, deutsche Spieler einzusetzen.

© Immanuel Bänsch/dpa

Seit dieser Saison haben sich Klubs dazu verpflichtet, zwei U-23-Spieler mit deutschem Pass für jede Partie im Kader zu haben. Bei den Berlinern sorgt der 17-jährige Lukas Reichel für Furore, mit Tim Stützle (Mannheim) und John Peterka (München) gibt es zwei Gleichaltrige, die ebenfalls zeigen, dass es so schlecht um den deutschen Nachwuchs nicht bestellt ist.

Der neue Jugendkult in der DEL fordert allerdings auch Opfer. „Diese U-23-Regelung hat vielen älteren deutschen Spielern den Job gekostet“, sagt Marcel Noebels. Denn die sind vielen Klubs einfach zu teuer. Eine Verringerung der Ausländerplätze im Team würde folglich erfahrenen, einheimischen Profis helfen. Aber nicht alle Klubs haben daran ein Interesse, allein schon, weil das Budget in Bremerhaven oder Iserlohn deutlich geringer ausfällt als das in München, Mannheim oder auch Berlin.

Die Interessen von Verband und Liga widersprechen sich

Die Roosters spielen am Sonntag (14 Uhr, Arena am Ostbahnhof) gegen die Eisbären. Wolfgang Brück, der geschäftsführende Gesellschafter des Klubs, erklärte in einem Podcast der „Westfalenpost“ unter der Woche: „Wir werden populistische Maßnahmen nicht unterstützen. Es mag ja sein, dass Dinge auch mal neu angedacht werden müssen, aber der DEB sollte lernen, dass ohne die DEL gar nichts geht.“

Deutliche Worte, die zeigen wie unterschiedlich die Interessen bei Verband und Liga gelagert sind. Letztendlich basieren alle Beschränkungen ohnehin auf Freiwilligkeit, es gibt keine juristische Grundlage, die den Vereinen den Einsatz von ausländischen Profis verbieten würde.

Zumal sich die DEL im Rahmen dessen bewegt, was auch in anderen europäischen Ligen Standard ist. Eine Ausnahme bildet die Schweiz, wo nur vier Import-Spieler erlaubt sind. Dort gibt es allerdings immer wieder Anläufe, diese Zahl zu erhöhen – bisher sind sie jedoch regelmäßig gescheitert.

Die Angst, dass das Niveau der eigenen Liga leidet, wird gern als Argument herangezogen. Schweizer Klubs und zuletzt auch immer häufiger Teams aus der DEL, zeigen allerdings in der Champions Hockey League (CHL), das sie durchaus wettbewerbsfähig sind. RB München stand in der vergangenen Saison im Finale – und stellt in der DEL seit Längerem mit das größte Kontingent an deutschen Nationalspielern.

In Bremerhaven gab es bisher keinen Profi, der für die deutsche Auswahl in Betracht kam. Dafür hat der umtriebige Manager Alfred Prey viel Ahnenforschung betrieben und in der Vergangenheit immer wieder ausländische Spieler mit deutschen Wurzeln an die Küste geholt.

In dieser Saison stehen aber gleich drei im eigenen Land ausgebildete Deutsche im Kader, was auch an der neuen U-23-Regelung liegt. Es könnte also durchaus sein, dass gegen die Eisbären bald auch einmal ein Spieler ein Tor erzielt, der tatsächlich in Deutschland das Eishockeyspielen gelernt hat. Auch wenn das aus Berliner Sicht nicht unbedingt gleich am Freitag passieren muss.

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