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Spieler wie Nick Calathes (links) kannte Yanni Wetzell bis vor Kurzem nur aus dem Fernsehen.

© dpa/Andreas Gora

Zu groß für die Tenniskarriere: Yanni Wetzell hat seine Rolle bei Alba gefunden

Wie viele Neuzugänge hat der Neuseeländer ein paar Monate gebraucht, um sich an den Berliner Spielstil zu gewöhnen. Doch der Center hat schon in seiner Jugend bewiesen, dass er schnell lernt.

Zwischendurch klingt Yanni Wetzell fast wie ein Fan. „Früher habe ich diese Jungs im Fernsehen bewundert und jetzt spiele ich gegen sie“, sagt der Center von Alba Berlin. Mit seinen 26 Jahren absolviert der Neuseeländer seine erste Saison in der Euroleague und am Mittwoch (20 Uhr, Magentasport) wartet ein großer Brocken. In der heimischen MB Arena empfängt Alba Tabellenführer Olympiakos Piräus mit Stars wie Sasha Vezenkov und dem zuletzt verletzten Kostas Sloukas.

Angesichts dieser Qualität der Konkurrenz ist es für Wetzell wenig überraschend, dass die Saison für ihn und sein Team bisher von Aufs und Abs geprägt ist. Aus der australischen NBL, wo er bis zum vergangenen Frühjahr gemeinsam mit dem früheren Alba-Profi Peyton Siva zusammenspielte, sei es ein riesiger Schritt nach Europa. „Die Größe der Gegner, ihre Athletik, der Basketball-IQ – daran muss man sich erst mal gewöhnen“, sagt Wetzell. Er bezeichnet die Schwierigkeiten in diesem Prozess als „Wachstumsschmerzen“, doch diese scheinen langsam nachzulassen.

In den vergangenen drei Spielen gelangen ihm 20 Punkte beim Sieg in Heidelberg am Samstag, 13 in der Euroleague gegen Fenerbahce und 17 gegen Monaco. „Er hat zuletzt immer besser gespielt“, zeigt sich auch Trainer Israel Gonzalez zufrieden. Der übliche Eingewöhnungsprozess, der in den vergangenen Jahren selbst erfahrene Profis wie Maodo Lo oder Jaleen Smith vor Herausforderungen stellte, scheint mittlerweile weit fortgeschritten zu sein.

Nachdem Wetzell zum Saisonstart aufgrund zahlreicher Verletzungen seiner Kollegen sofort viele Minuten bekommen und erstaunlich gute Leistungen gezeigt hatte, lief es danach durchwachsen für den 2,06 Meter großen Center. Immer wieder war zu erkennen, wie er der Mannschaft mit seiner Mobilität in der Verteidigung helfen kann, und dass er auch das Potenzial hat, um offensiv ein Faktor zu sein.

Allerdings fehlte ihm die Konstanz und in der Euroleague wirkte er streckenweise überfordert. Zum Beispiel vor zwei Wochen, als er bei der knappen Niederlage gegen Valencia in nur sechseinhalb Minuten fünf Fouls kassierte.

Doch die Spielpraxis und die vielen Stunden in der Trainingshalle mit Individualtrainer Carlos Frade zeigen mittlerweile Wirkung. „Ich habe meine Rolle gefunden und ich spiele mit viel Selbstvertrauen“, sagt Wetzell. Sein Wurf fühle sich momentan sehr gut an und das unterstreichen auch die Statistiken. In den vergangenen Spielen traf er sehr effizient und war auch aus der Mitteldistanz erfolgreich. „Wenn die Gegner mich auch außerhalb der Zone respektieren müssen, eröffnet das mir und meinen Mitspielern viele Räume“, sagt Wetzell.

In Zukunft will er daran arbeiten, seine Reichweite noch weiter zu vergrößern. Mit Ben Lammers hat er ein gutes Beispiel im eigenen Team. Der US-Center trifft seit dieser Saison auch den Dreier mit ordentlichen Quoten und stellt die Gegner damit vor zusätzliche Herausforderungen. „Hoffentlich gelingt mir das auch irgendwann“, sagt Wetzell.

Schaut man sich seinen Werdegang an, spricht viel dafür, denn Wetzell ist ein Schnelllerner. In Neuseeland spielte er als Kind Fußball, Rugby und Basketball. Am erfolgreichsten war er aber lange im Tennis. Er nahm an internationalen Turnieren teil und wollte mit einem Stipendium in die USA.

Doch nach einem Wachstumsschub im letzten Schuljahr war er plötzlich 2,05 Meter groß, zu groß für eine Tenniskarriere. Also wechselte er zum Basketball, lernte beeindruckend schnell und ging doch noch ans College. Solch eine unwahrscheinliche Karriere vermittelt Selbstvertrauen und daran mangelt es ihm nicht. „Ich weiß, dass ich auf diesem Level spielen kann“, sagt Yanni Wetzell. „Das will ich konstant zeigen.“

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