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Kommentar: Die perfekte Illusion

Michael Schumachers Comeback ließ für zwei Wochen die zahlreichen Probleme der Formel 1 vergessen. Es waren die aufregendsten zwei Wochen dieser Saison. Jetzt heißt es: Aufwachen!

Bitte nicht kneifen, nicht aufwachen, werden sich viele Formel-1-Fans in den vergangenen zwei Wochen gedacht haben. Wie ein Traum muss ihnen die Ankündigung des Großmeisters Schumacher, er wolle in den Zirkus der Rennautos zurückkehren, vorgekommen sein.

Mit einem Schlag war Schumacher wieder das Zentrum seines Sports: Jeder Schritt, jede Testfahrt, jeder Arztbesuch wurde genauestens verfolgt. Getragen von der Hoffnung, er möge etwas von jenem Glamour zurückbringen, den die Formel 1 in der jüngsten Vergangenheit so oft vermissen ließ. Zuvor hatten sich die Meldungen vor allem um Doppel-Diffusoren, Kers- Systeme, Finanzprobleme und peinliche Entgleisungen von Bernie Ecclestone gedreht. Schumacher ließ all das für 14 Tage vergessen, schaffte es selbst, den Rückzug von BMW als eine Fußnote erscheinen zu lassen.

Und nun heißt es doch: aufwachen. Es wird nichts daraus, Schumacher, der vermeintliche Retter der Formel 1, kommt nicht. Und wahrscheinlich ist das auch besser so. Er mag der beste Rennfahrer aller Zeiten sein, doch die Voraussetzungen waren selbst für einen wie ihn denkbar ungünstig: Keine Testmöglichkeiten in einem ohnehin schwachen Ferrari – und das als nicht speziell trainierter 40-Jähriger. Und dazu die Fans, die von ihm, dem Dauerweltmeister, nichts anderes als Siege erwarteten. Unwahrscheinlich, dass Schumacher diese Erwartungen erfüllt hätte.

Was bleibt, ist der Traum, dass es Michael Schumacher gelungen wäre, die Formel 1 in nur ein paar Rennen zu retten. Eine perfekte Illusion.

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