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© AFP

Robert Huth: Die Mauer steht wieder

Nach langer Leidenszeit spielt der Berliner Robert Huth nun beherzt beim FC Middlesbrough auf. Als Deutscher muss man dort hart im Nehmen sein, so Huth.

Von Markus Hesselmann

Das Spiel wird zum zähen Abwehrkampf. Die Chance für einen wie Robert Huth. Der lange Verteidiger grätscht und wirft sich dazwischen. Er köpft und drischt den Ball aus dem Strafraum. In der zentralen Defensive des FC Middlesbrough leistet Huth an diesem Samstagabend in London Schwerstarbeit. Meist steht er richtig, meist macht er es gut. Einige wenige Unsicherheiten gleicht Huth mit großem Einsatzwillen aus. Als dann doch noch kurz vor Schluss der Ausgleich fällt, ist das nicht seine Schuld. 1:1 endet das Spiel zwischen dem Meisterschaftskandidaten FC Arsenal und dem FC Middlesbrough, mit dem der deutsche Abwehrspieler gegen den Abstieg aus der englischen Premier League kämpft.

Einst war Robert Huth einer der Lieblingsschüler von Jürgen Klinsmann. Seit dessen Rücktritt als Bundestrainer nach der Weltmeisterschaft 2006 aber gehörte Huth nicht mehr zum Kader der Nationalmannschaft. Der 17-malige Nationalspieler war oft verletzt und wechselte vom glamourösen FC Chelsea zum wenig bekannten Klub im Nordosten. Die Deutschen haben ihn aus den Augen verloren. In England arbeitet Huth sich jetzt langsam wieder nach vorn.

„Wir haben gut verteidigt“, sagt Huth nach dem Spiel. Das ist ein Understatement, eine typisch britische Untertreibung. Mit elf Mann hat sich Middlesbrough nach der Führung in Arsenals Schüsse geworfen. Schön war das nicht. Aber am Ende sprang ein Punkt heraus. „Damit können wir doch zufrieden sein“, sagt Huth. Zumal es schon Middlesbroughs vierter Punkt gegen den Titelfavoriten ist in dieser Spielzeit. Das Hinspiel war bislang Arsenals einzige Niederlage in dieser Saison in der Premier League.

Seine eigene Leistung mag Huth nicht bewerten, das tun andere für ihn. Großbritanniens Presse lobt den Deutschen. Die „Sunday Times“ erklärt Huth zum „Star man“ des Spiels. Beim „Sunday Mirror“ ist er der „Man of the Match“. Die Fans hat er ohnehin auf seiner Seite. „The Berlin wall“ nennen sie ihn liebevoll. Im Stadionheft des FC Arsenal wurde Huth aufgrund seiner guten Leistungen in den Spielen zuvor schon wieder mit der deutschen Nationalelf in Verbindung gebracht. Nach seinen vielen Verletzungen habe er nun wieder Hoffnung, bei der Europameisterschaft im Sommer dabei zu sein, hieß es da. „Ich will einfach nur Fußball spielen“, sagt Huth dazu. Mit Bundestrainer Joachim Löw hat er keinen Kontakt. Dieser hatte erst kürzlich eine baldige Rückkehr Huths ausgeschlossen: „Er ist im Moment kein Thema.“

Die Rückkehr in die Nationalelf aber hat Huth im Blick. „Wenn das noch ein Jahr dauert oder länger, dann ist das in Ordnung.“ Huth hat Zeit. Er ist gerade einmal 23, obwohl es Fußballfans so vorkommen könnte, als sei Robert Huth schon ewig dabei. Der gebürtige Berliner ist einer der Spieler, die Englands Klubs als Jugendliche anwarben. Mit 17 debütierte er im Profiteam des FC Chelsea, mit 20 in der deutschen Nationalelf. Bei der WM 2006 im eigenen Land war Huth dabei, auch wenn er nicht zu den Stammspielern gehörte.

Robert Huths Lebenswelt ist England. Er mag den Humor seiner Mannschaftskameraden, auch wenn es mal wieder Witze auf seine Kosten gibt. „Als Deutscher muss man hier einstecken können“, sagt der 23-Jährige. „Two world wars and one world cup“, den alten Spruch, der die beiden Weltkriege mit dem englischen Finalsieg von 1966 verbindet, bekommt er häufig zu hören. „Da war es gut, dass ich jetzt auch mal draufhauen konnte“, sagt Huth und meint Englands Scheitern in der EM-Qualifikation.

Zu alten Freunden in seiner Heimatstadt Berlin hat Robert Huth noch Kontakt. Doch wie es dem 1. FC Union zurzeit ergeht, seinem alten Verein, das weiß er nicht. Natürlich interessiert ihn der große Fußball in Deutschland. Zum Beispiel der neue Job seines alten Förderers Klinsmann – bei dem Klub, dessen Führung den damaligen Bundestrainer vor der WM 2006 infrage gestellt hatte. „Der Herr Klinsmann wird bei Bayern München Erfolg haben“, sagt Robert Huth. „Aber dass der Herr Klinsmann da hingegangen ist, das hat mich überrascht. Nach allem, was passiert ist.“

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