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Viele Menschen in Finnland verbringen die Sommertage in sogenannten Mökkis.

© imago/Manngold

Sauna, Seen und Sommerhäuser: Sind Finnen die glücklichsten Sportler der Welt?

Der finnische Volleyballer Antti Ronkainen spielt in dieser Saison bei den BR Volleys und tritt in ganz besondere Fußstapfen. Einige Traditionen will er beibehalten.

Je näher das Jahresende rückt, desto weniger Stunden ist es in Finnland hell. Im Winter geht die Sonne zeitweise sogar gar nicht auf, sondern verweilt am Horizont. Antti Ronkainen hat deshalb seine Zweifel, ob Finnen wirklich die glücklichsten Menschen der Welt sind, wie es ihnen häufig nachgesagt wird. „Zu dieser Jahreszeit, wenn es wirklich dunkel und kalt ist, dann ist es schwer glücklich zu sein“, sagt der finnische Volleyballer.

Er weiß wovon er spricht, denn er kommt selbst aus Kuusamo, nahe der russischen Grenze, kurz vor Lappland. Trotzdem fallen ihm viele Aspekte ein, die dafür sprechen, weshalb es sich in seiner Heimat gut leben lässt: Sauna, Seen und Sommerhäuser, sogenannte Mökkis, in denen die meisten finnischen Familien die Sommermonate verbringen.

Aber auch hier in Berlin, wo er bei den BR Volleys einen Einjahres-Vertrag unterschrieben hat, fühlt er sich wohl. Er wohne in einer Gegend, die nicht so trubelig sei, erzählt Ronkainen. „Das ist gut, um runterzukommen. Es ist schön leise.“

In Finnland haben die meisten Wohnungen eine Sauna

Besonders freut er sich darüber, dass es im Trainingszentrum eine Sauna gibt. In seiner Heimat ist das gang und gebe: Sogar die Wohnungen verfügen meist über eine kleine Sauna und viele machen die Wohnungssuche davon abhängig. „Es ist eben sehr finnisch“, sagt Ronkainen, der auch mit seinen finnischen Teams häufigen saunieren war. „Das ist gut für die Recovery und das Teambuilding. Manchmal gab es dazu auch ein Bier.“

Antti Ronkainen spielt in dieser Saison als Außenangreifer beim Deutschen Meister BR Volleys.

© IMAGO/Nordphoto

Ähnlich erging es Ex-Profi Nisse Huttunen, der sechs Jahre in Berlin spielte, und nun als Spielerberater tätig ist. Mit den BR Volleys, die damals noch als SCC auftraten, wurde er 2003 und 2004 Meister. Auch er hielt sich größtenteils fern vom Stadtzentrum und lebte stattdessen in Falkensee neben zwei kleinen Seen, in denen er regelmäßig schwimmen ging. „Das war die beste Zeit meines Lebens“, sagt er. Gern wäre er auch nach seiner Karriere geblieben, musste aber zurück.

Sauna ist gut für die Recovery und das Teambuilding.

Antti Ronkainen

Heute lebt er in Salo im Südwesten Finnlands, am liebsten mag er es immer noch beschaulich. „Das Leben hier ist ganz gemütlich. Ich möchte keinen großen Luxus. Mir reichen fließend Wasser, Wärme und eine Sauna.“

In Finnland ist Volleyball nicht allzu populär. Eishockey ist nach wie vor die Nummer eins, danach folgen Fußball und Basketball. Für Ronkainen ist der Sport eine Familientradition: Vater, Schwester und Bruder spielten Volleyball und so fing auch Ronkainen während seiner Schulzeit in einem Verein an. Bevor er nach Deutschland kam, wo er zunächst für Lüneburg spielte, wurde er mit seinem finnischen Team sogar Vizemeister.

Mir reichen fließend Wasser, Wärme und eine Sauna.

Nisse Huttunen

Anders war es bei Huttunen, dessen Familie mehrere Jahre im Irak lebte, und der deshalb nie viel Wintersport betrieb, wie es Finnland üblich ist. „Stattdessen spielte ich mit dem Ball.“ Erfolgreich, denn Huttunen wechselte in die Bundesliga und war sogar Nationalspieler. Einen Dämpfer erfuhr seine Karriere allerdings, als er sich im Finalspiel seiner ersten Saison mit Berlin die Schulter auskugelte und seine Karriere als Außenangreifer beenden musste. Doch stattdessen wurde er Libero und holte mit der Mannschaft sogar den Titel.

Die finnische Ruhe hilft als Spielerberater

Für den 1,90-Meter großen Mann eine große Umstellung – nicht nur sportlich. Liberos haben nämlich die Aufgabe, das Team anzuspornen und Finnen wird nachgesagt, eher ruhig und zurückhaltend zu sein. „Aber durch meine Zeit im Ausland bin es gewöhnt, viel zu labern.“

Als Spielerberater kommt ihm sein ruhiges Gemüt außerdem zugute. „Das ist eine Stärke. Anders als zum Beispiel in Italien brüllen wir Finnen kaum. Wenn ich mal sauer werde, weiß mein Gegenüber, dass es keine Schauspielerei ist.“

Zum Abschied bekam Nisse Huttunen von den Fans eine Schwalbe geschenkt, mit der manchmal noch fährt.

© privat

Bei den Fans blieb der„Publikumsliebling“ mit der „trockenen und witzigen Art“ jedenfalls im Gedächtnis, wie der Fanklub 7. Mann kürzlich schrieb. Und so schenkten sie ihm 2006 zum Abschied eine Schwalbe, mit der er damals eine Ehrenrunde durch die Sömmeringhalle drehte und bis heute regelmäßig fährt.

Dass Ronkainen in dieser Saison für Berlin spielt, hat er auch Huttunen zu verdanken, der ihn seit vielen Jahren berät. Die Position des Außenangreifers teilt er sich aktuell mit drei weiteren Spielern. Bisher war er nicht in der Startaufstellung dabei, aber er hofft, dass sich das bald ändert. „Er ist ein fleißiger Arbeiter“, sagt Huttunen über seinen Schützling, „und ein echter Mannschaftsspieler, auch wenn er auf der Bank sitzt.“

Er ist sich sicher, dass Ronkainen gute Chancen hat „der nächste Fan-Liebling zu sein. Vielleicht bekommt er dann auch eine Schwalbe geschenkt. Wobei, in Kuusamo könnte er ein Schneemobil vermutlich besser gebrauchen.

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