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Johannes Ludwig, Natalie Geisenberger, Tobias Wendl und Tobias Arlt (v.l.) sorgten für vier deutsche Goldmedaillen bei diesen Winterspielen.

© imago images/ITAR-TASS

Goldmedaille auch in der Teamstaffel: Die deutschen Rodler holen bei den Winterspielen die maximale Ausbeute

Aufgrund der Erfolge in China haben die Rodler auch gute Argumente, wenn es um den Wiederaufbau der zerstörten Bahn am Königssee geht.

Diesmal ist die Sache im Eiskanal von Yanqing noch klarer als in den Tagen zuvor, zumindest theoretisch. Was soll, was kann schon anderes herauskommen als der nächste Erfolg, wenn drei Olympiasieger zusammen eine Mannschaft bilden?

In der Praxis aber ist es in der Team-Staffel für Natalie Geisenberger, Johannes Ludwig und das Duo Tobias Wendl/Tobias Arlt – die Reihenfolge wird vorab vom Weltverband festgelegt – knapper als allgemein erwartet gegen starke Österreicher. Nur Bundestrainer Norbert Loch hatte schon am Vortag gewarnt: „Österreich ist heiß.“

Nicht mal eine Zehntelsekunde retten Wendl/Arlt schließlich ins Ziel, nachdem Geisenberger und dann auch Ludwig zurückgelegen haben. Doch wer fragt morgen schon danach, ob die Fahrt eine zittrige gewesen ist. Vier Rennen, vier Olympiasiege – mehr geht nun wirklich nicht.

„Ein großer Tag, ein großes Team. Das mit dem Rekord kommt vielleicht, wenn ich älter bin. Jetzt genieße ich einfach den Moment“, sagt Geisenberger. Sowohl für sie und auch Wendl/Arlt ist es der dritte Staffel-Erfolg bei Winterspielen hintereinander und der sechste Olympiasieg insgesamt. Damit sind sie die erfolgreichsten Wintersportler Deutschlands. Und selbst Ludwig hat nun schon dreimal bei Olympia gewonnen.

Die Party folgt in Deutschland

„Das sechste Gold ist einfach fantastisch“, meint Arlt, und Wendl betont: „Wir haben verdient gewonnen und werden feiern. Die große Party kommt dann in Deutschland.“

Angestoßen, das erklärt der Bundestrainer, wird aber noch im Olympischen Dorf. „Das ist das i-Tüpfelchen auf einer grandiosen Vorstellung meines Teams. Das gesamte Team hat es hervorragend gemacht. Wir werden uns ein paar Bierchen aufmachen. Das haben wir uns verdient“, sagt Loch. Er hätte natürlich auch die medaillenlos gebliebenen Julia Taubitz und Felix Loch nominieren können.

Der Bundestrainer entschied sich aber auch diesmal, wie es alle Nationen handhaben, für die jeweils besten der Einzelwettbewerbe. Sicher ist sicher.

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Denn die Teamstaffel, so Loch, sei ein ganz interessanter, aber auch schwieriger Wettbewerb. Er bezeichnet es als ein Rennen der neuen Fehler, vor denen selbst Olympiasieger nicht gefeit sind. Nur fehlerfrei zu fahren, ist bei der Staffel tatsächlich nicht ausreichend. Damit sich die Schranke am Start öffnet, muss im Ziel das Touchpad mit der Hand berührt werden. „Die Gefahr ist also sehr groß“, sagte Loch.

Seine Vorsicht bleibt unbegründet, am Ende kann er wieder, wie es bei ihm inzwischen Ritual ist nach deutschen Siegen, die Mütze vor seinen Athleten ziehen.

Thomas Schwab dagegen ballt die Faust. Sagen will der Chef des deutschen Verbands, dem Loch 2008 im Amt des Bundestrainers folgte, in diesen Tagen nichts. Die Bühne soll dem Sport gehören, seine ist jetzt die sportpolitische. Da ist er sehr präsent, gut vernetzt und momentan unmittelbar vor der eigenen Haustür gefordert.

Argumente für den Wiederaufbau

Der erneut überbordende und in diesem Ausmaß nicht wirklich zu erwartende Erfolg bei diesen Winterspielen hilft natürlich zuerst einmal für die finanzielle Ausstattung des Verbandes im nächsten olympischen Zyklus. Bei den bevorstehenden nächsten Meilenstein-Gesprächen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und dem Innenministerium sind Siege immer noch das beste Argument. Das nahezu perfekte Abschneiden von Peking nutzt aber auch ganz konkret, wenn es um den Wiederaufbau des zerstörten Eiskanals am Königssee geht.

Die Bob- und Rodelbahn am Königssee wurde im Sommer schwer beschädigt.

© imago images/Jörg Halisch

So selbstverständlich, wie es nach dem verheerenden Unwetter im Juli 2021 klang, ist das nämlich nicht mehr. Was nicht am Geld liegt, die Landesregierung hat bereits gut 50 Millionen Euro versprochen. In der bayrischen Idylle ist vielmehr eine heftige Kontroverse entstanden, bei der die Interessen des Naturschutzes mit denen vom Leistungssport aufeinanderprallen und öffentlich abgewogen werden. Olympiasieger aus dem Freistaat, noch dazu so sendungsbewusste wie Geisenberger, Wendl/Arlt und auch Felix Loch gehört in diese Reihe, sind dabei nicht zu unterschätzende Meinungsmacher. Sie sind groß und gut geworden am Königssee, und sie betonen immer wieder, wie wichtig die einst älteste Kunsteisbahn der Welt als Sportstätte für den deutschen Nachwuchs ist. Nach den Tagen von Yanqing, so viel steht fest, hat auch Schwab noch ein paar mehr Argumente mehr.

Tino Meyer

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