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Die Bundesliga geht wieder los.

© Maurizio Gambarini/dpa

Saisonstart: Die Bundesliga bringt die alte Leichtigkeit zurück

Die neue Saison beginnt. Themen wie Löw und Özil sollten nicht die Stimmung trüben. In der Liga geht es um anderes als bei der Nationalelf. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Der Fußball ist wieder da. Ab Freitag rollt der Ball in der Bundesliga. Für viele Menschen ist das ein Segen, für andere nicht. Russland-WM, Südkorea-Spiel, Joachim Löw, Mesut Özil, Reinhard Grindel, Integrationsdebatte, Erdogan-Fotos sind die Stichworte, die für schlechte Fußball-Laune sorgten.

Der Fußball war diesen Sommer dauerpräsent, er hat uns durch die heißen Monate geschubst – statt wie gewöhnlich für längere Zeit abzutauchen und dann mit artigen Vorberichten über Klubaufstellungen und Spielerzu- und abgänge in der nächsten Saison langsam zurückzukehren. Aber daran ist die Bundesliga völlig unschuldig. Im Gegenteil: Mit dem Beginn der Saison, die sich mit der immer noch laufenden Krisenbewältigungsnachspielzeit beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) überschneidet, kann sie nun endlich kontern.

Die Liga ist die den Deutschen liebste Leistungsklasse, es ist die 56. Saison, die jetzt beginnt, und dass sie jetzt beginnt, ist nicht nervig, weil immer noch und noch mehr Fußball, sondern gut, weil sie den Spaß zurückbringen kann. Den Spaß am Spiel, den Raum für unverdächtigen Jubel, den beim DFB derzeit niemand versprüht oder liefern kann. Der Verband ist ein Hort bedenkenträgerischer Verbissenheit – weil es bei ihm statt um Spaß um Großes geht: um Identifikation und Außendarstellung. Erfolge und Scheitern von Nationalmannschaften sind in dieser Logik nationale Angelegenheiten.

Klubfußball lebt von einer anderen Dynamik

Das gilt für die Bundesliga nicht. Da spielen Pässe nur als Flugbahn und Deutschlandfahnen überhaupt keine Rolle. Da geht es um Lokalkolorit – und manchmal nicht mal das: Jeder kann sich seinen Klub schließlich frei auswählen. Es gibt Fans des FC Bayern aus Berlin, die in ihrem Leben noch nie in München ein Spiel gesehen haben, und es gibt Menschen, die sich extra zum Mitleiden einen Außenseiter aussuchen.

Klubfußball lebt von einer anderen Dynamik als der Fußball, den Nationalmannschaften spielen. Statt mit Ländergrenzen hadert man da mit finanziellen Beschränkungen – weshalb viele der ganz großen Weltstars einen Bogen um die Bundesliga machen. Andererseits: Ein Dortmunder Erfolg gegen Schalke wäre für die Fans des BVB nicht mehr wert, wenn der Siegtorschütze Cristiano Ronaldo heißen würde und nicht Marco Reus.

Reus ist in Dortmund geboren. Das Identitätsverständnis der Spieler ist ein pragmatisches, es geht selten um national relevante Themen. Wichtig ist der Sieg am nächsten Wochenende. Klubmannschaften sind keine Auswahlmannschaften, die vor jedem Turnier neu zusammengewürfelt werden, sie verbringen eine lange Saison miteinander, sie arbeiten 34 Spieltage lang gemeinsam an einem Ziel – und fahren nicht nach drei verpatzten Spielen in einer Vorrunde in den Urlaub.

Es geht ihnen auch um mehr als nur das eine Turnier, den einen Triumph – zumal der Bundesligaspitzenplatz offenbar von den Bayern gepachtet ist. Es geht für die einen um die Qualifikation für den europäischen Klubfußball und für die anderen ums Nicht-Absteigen. Das sind Ziele, die oft erst am letzten Spieltag erreicht werden, so dass die Bundesliga ein Spannungsdauerbrenner ist.

Am Freitag ist Joachim Löw beim DFB. Es wäre schön, wenn er und alle anderen Beteiligten sich dann nicht öffentlich zu ihrer Zukunft äußern. Denn an diesem Wochenende soll die Fußballbühne der Bundesliga gehören.

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