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Endlich wieder jubeln. Matheus Cunha (l.) bescherte Hertha mit seinem ersten Tor im ersten Spiel einen wichtigen Sieg.

© dpa

Die Berliner schlagen Paderborn 2:1: Hertha BSC entfernt sich vom Abstiegskampf

Hertha BSC gewinnt beim Debüt des neuen Cheftrainers Alexander Nouri 2:1 und verschafft sich nach der turbulenten Klinsmann-Woche etwas Ruhe.

Von Katrin Schulze

Endlich wieder Fußball! Das war die erste gute Nachricht dieses Samstagnachmittags. Nach einer Woche, in der Hertha BSC auf einmal abseits des Spielfelds interessierte, weil Trainer Jürgen Klinsmann wie ein pubertärer Teenager via Facebook Schluss machte, ging es wieder ums Kerngeschäft.

Und wie gut traf es sich, dass es zum Tabellenletzten SC Paderborn ging. Den Konkurrenten im Abstiegskampf konnte der Berliner Bundesligist recht souverän 2:1 (1:0) bezwingen. Aber die Art und Weise war den Beteiligten in Anbetracht des Spektakels drumherum ziemlich egal.

Die Devise lautete Defensive

„Es war nicht wichtig, wie wir aufgetreten sind, sondern dass wir dieses Spiel gewonnen haben“, sagte Verteidiger Dedryck Boyata. Tatsächlich sollte der Sieg helfen für die Arbeit in den nächsten Tagen und Wochen, nachdem zuvor schon Schlimmstes befürchtet worden war.

Es dauerte gerade einmal zehn Minuten, bis die Berliner den 14.687 Zuschauern im Paderborner Stadion eine spielerische Antwort auf die chaotischen vergangenen Tage gaben. Boyata war es, der die Verantwortung übernahm und den Ball nach einer Vorlage von Santiago Ascacibar ins Tor nickte. Es war die erste Chance im Spiel, und schon da deutete sich an, dass hier bloß nichts riskiert werden sollte. Die Devise lautete Defensive.

Das kam einem bekannt vor aus Klinsmann-Tagen. Natürlich war der irgendwie trotzdem präsent – nicht nur, weil sein restliches Trainerteam weitermacht. Vor dem Spiel habe Klinsmann sogar angerufen und viel Glück gewünscht, sagte der vom Co- zum Cheftrainer beförderte Alexander Nouri.

Verwundern durfte es niemanden, dass Nouri auf der Linie des Ex blieb. Er ließ wieder mit einer Dreierkette spielen und mixte im Vergleich zum unschönen Spiel gegen Mainz in der vergangenen Woche erneut ordentlich durch.

Cunha erst überheblich, dann überragend

Allerdings überraschte er mit der Entscheidung, Routinier Peter Pekarik statt des flinken Lukas Klünter zu bringen. Dazu kamen Per Skjelbred für den formschwachen Marko Grujic und Karim Rekik zurück ins Team. Vor allem aber sollte der als nächster Heislbringer nach Krzysztof Piatek auserkorene Matheus Cunha neue Kreativität in die Offensive bringen.

Für ihn sprach, dass er vom Trubel zuletzt nicht viel mitbekommen hatte, weil er erst am Mittwoch aus Südamerika kam, als Klinsmann längst das Weite gesucht hatte. Der Brasilianer schoss sein Nationalteam dort maßgeblich zu den Olympischen Spielen.

Wie er Hertha künftig helfen könnte, zeigte er in Paderborn nach kurzer Findungsphase. Schon nach knapp 20 Minuten traf er das erste Mal für seinen neuen Verein, doch weil ein Handspiel von Piatek vorausgegangen war, zählte der Treffer zurecht nicht. So blieb es beim Spiel auf Nummer sicher.

Weißes Shirt, dunkelblaue Hose. So präsentierte sich Alexander Nouri erstmals an der Seitenlinie als Chefcoach.
Weißes Shirt, dunkelblaue Hose. So präsentierte sich Alexander Nouri erstmals an der Seitenlinie als Chefcoach.

© Friso Gentsch/dpa

Hertha wehrte hinten die – zugegeben eher zaghaften – Bemühungen der Gastgeber ordentlich ab. „Wir haben das wirklich gut gemacht“, sagte Verteidiger Niklas Stark. „Vor allem war der Wille heute da.“ Ganz so, wie es die mitgereisten Anhänger immer wieder lautstark von ihren Spielern verlangten.

Die Ruhe, die Hertha ausstrahlte, war durchaus erstaunlich. Zunächst, wie gesagt. Denn nach dem Seitenwechsel war ein Berliner, der sonst die personifizierte Besonnenheit ist, plötzlich von der Rolle. Torhüter Rune Jarstein leistete sich einen Fehler, als der gerade erst eingewechselte Dennis Srbeny ihn quasi von der Torauslinie überwand. War es das nun mit der wieder gerade gewonnen Sicherheit? Nicht ganz. Denn es gab ja noch Cunha.

Zwar scheiterte der neue Mann mit einer etwas überheblichen Aktion noch. Aber er konnte es besser – und wie. Einfach mal mit der Hacke erzielte er aus fünf Metern die erneute „ganz wichtige Führung für Hertha“, wie er sagte. Gegen Ende hin hatten die Berliner noch Glück, dass den Paderbornern trotz gefährlicher Aktionen kein Treffer mehr gelang und sie sich von ihren Fans feiern lassen konnten.

So war der Sieg die zweite gute Nachricht des Tages. Damit hat es Hertha gleich doppelt geschafft, ein bisschen Entspannung zu stiften. „Ich muss meiner Mannschaft ein riesengroßes Kompliment machen“, sagte der neue Berliner Cheftrainer. „Gerade nach der Unruhe, die natürlich da war.“ Dem Abstiegskampf ist sein Team jetzt ein gutes Stück weit entkommen, und erst einmal darf jetzt auch wieder guten Gewissens über Fußball geredet werden.

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