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Marcus Thuram bekommt fast alle drei Tage auf die Socken - gesund ist das sicher nicht.

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Die Belastungen machen sich bemerkbar: Profitiert Hertha BSC von Gladbachs Europa-Traum?

Die Europapokalteilnehmer stoßen langsam an die Grenzen der Belastbarkeit. Für Hertha BSC könnte das im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach von Vorteil sein.

Der Spielplan hat es wirklich gut mit Hertha BSC gemeint. Weil die Berliner in der vergangenen Woche schon am Freitag gegen den 1. FC Union gespielt haben, konnte Bruno Labbadia, Herthas Trainer, seiner Mannschaft im Anschluss gleich zwei freie Tage, den Sonntag und den Montag, gewähren. Und das hatte nichts mit dem erfreulichen Ergebnis im Derby gegen den Lokalrivalen zu tun. „Wir gucken immer wieder mal, wie wir zwei Tage frei machen können“, sagt Labbadia. Ein bisschen Erholung ist in dieser ungewöhnlichen Saison mit ihrer ungewöhnlichen Belastung ein hohes Gut und eigentlich unerlässlich.

Marco Rose, der Trainer von Herthas nächstem Gegner Borussia Mönchengladbach, hat es ähnlich gehalten. Auch er hat seinen Spielern den Sonntag und den Montag frei gegeben. Mit dem kleinen Unterschied zu Hertha, dass für seine Mannschaft am Mittwoch noch ein nicht ganz unwichtiges Spiel stattfand. Für die Gladbacher ging es bei Real Madrid um den Einzug ins Achtelfinale der Champions League, den sie trotz einer 0:2-Niederlage und mit ziemlich viel Dusel tatsächlich geschafft haben.

Doch es war in Madrid unverkennbar, dass Roses Mannschaft müde wirkte, dass ihr neben dem Mut auch die Dynamik fehlte, um Real intensiver zu bespielen. Aber wen wundert das? Die Beanspruchung der vergangenen Wochen war hoch – und sie ist noch nicht vorbei. Nach drei englischen Wochen hintereinander stehen für die Borussen bis Weihnachten jetzt noch zwei weitere englische Wochen an. „Gladbach hat gegen Real definitiv ein intensives Spiel gehabt“, sagt Labbadia mit Blick auf das Aufeinandertreffen am Samstagnachmittag im Borussia-Park. „Das ist sicherlich kein Nachteil für uns.“

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Bedingt durch die Folgen der Coronavirus-Pandemie ist die laufende Saison eine, wie es sie im Fußball noch nie gegeben hat. Der verspätete Start Mitte September hat für die Spieler eine wesentlich höhere Frequenz zur Folge, und sie können sich jetzt nicht einmal irgendwie in die Winterpause retten, wie es in den vergangenen Jahren immer wieder hieß. Eine Winterpause gibt es diesmal nicht. Schon am 2. Januar geht es in der Bundesliga weiter. „Klar nagt das“, sagt Labbadia.

Viele Spiele in kurzer Zeit, zusätzliche Länderspiele, die besonderen Umstände, die der Schutz vor dem Coronavirus mit sich bringt, das Fehlen der Zuschauer, die sonst auch schon mal helfen, die schweren Beine für einen Moment zu vergessen – all das nennt Herthas Trainer als wichtige Komponenten, die in dieser Saison eine Rolle spielen. Umso verwunderlicher ist es für ihn, „dass man trotzdem immer noch gute Spiele sieht“.

Gladbach hat ein zehrendes Spiel in Madrid hinter sich

Und dennoch: Es gäbe vermutlich ungünstigere Zeitpunkte, um gegen eine Mannschaft wie Borussia Mönchengladbach zu spielen, die sich in den vergangenen Jahren in der Spitze der Liga mehr und mehr etabliert hat. Diese Erfahrung haben die Berliner auch schon in den vergangenen Jahren gemacht, als sie unter dem damals neuen Trainer Jürgen Klinsmann im Dezember in den drei Duellen gegen die Europacupteilnehmer Frankfurt, Leverkusen und Mönchengladbach ungeschlagen blieben und immerhin fünf Punkte holten.

Die Belastung macht sich derzeit vor allem bei den Klubs bemerkbar, die nicht nur national gefordert sind, sondern auch international. Als Hertha vor zwei Wochen beim Europa-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen spielte, saßen auf dessen Ersatzbank gerade noch vier Feldspieler, darunter ein 17-Jähriger ohne jede Bundesligaerfahrung.

Borussia Dortmund musste unter der Woche im finalen Gruppenspiel der Champions League bei Zenit St. Petersburg auf neun verletzte oder kranke Spieler verzichten. Und selbst der FC Bayern München, der die Doppel- und Dreifachbelastung seit Ewigkeiten kennt, wirkte zuletzt nicht mehr ganz so dominant, wie er das noch im Sommer war.

Daraus abzuleiten, dass Hertha in Mönchengladbach gegen eine schlappe Borussia leichtes Spiel haben wird, wäre allerdings auch ein bisschen einfach. „Sie sind es langsam auch gewohnt“, sagt Labbadia über die zusätzliche Belastung der Borussia durch den Europapokal. „Außerdem haben sie mittlerweile einen breiteren Kader und werden sicherlich ein Stück rotieren.“

In der Saison 2018/19 waren die Voraussetzungen beim Aufeinandertreffen beider Klubs in Mönchengladbach ähnlich. Auch da ging die eine Mannschaft weitgehend ausgeruht ins Spiel, während die andere unter der Woche noch eine physisch und psychisch anspruchsvolle Begegnung zu absolvieren hatte: ein Pokalspiel gegen die Bayern inklusive Verlängerung. Hertha verlor 2:3. Hertha musste drei Tage später schon wieder in Mönchengladbach ran. Hertha gewann 3:0.

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