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Gut in Schuss. Der kroatische Stürmer Ante Rebic schießt die Eintracht mit seinen zwei Toren zum Sieg.

© Reuters

DFB-Pokalsieger Eintracht Frankfurt: Mit voller Wucht zur Sensation

Den Hessen gelingt die große Überraschung. Im letzten Spiel von Münchens Trainer Jupp Heynckes gewinnen sie 3:1 und holen den DFB-Pokal.

Robert Lewandowski wollte den Ball mit der Hacke auf Franck Ribery ablegen. Für einen Profi seiner Klasse ist so etwas eigentlich eine einfache Übung und doch schoss sich Lewandowski gegen das eigene Standbein. Der Ball landete bei einem Frankfurter, der Pole schaute ratlos auf seine Füße und viel mehr gelang ihm lange nicht. Es war sinnbildlich für eine schwache Leistung des FC Bayern München im DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt. Lewandowski schoss in der zweiten Halbzeit zwar den zwischenzeitlichen Ausgleich, durch zwei Tore von Ante Rebic geht der Pokal aber erstmals seit 1988 wieder nach Frankfurt. Vor 76 322 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion siegte die Eintracht verdient 3:1 (1:0).

Auf dem Papier spielten beide Mannschaften zwar in einer 4-3-3-Formation, interpretierten diese aber grundlegend unterschiedlich. Die Münchner hatten viel Ballbesitz und schoben ihre Außenverteidiger sehr weit nach vorne. Während so beim großen Favoriten meist nur Mats Hummels und Niklas Süle absicherten, standen die Frankfurter sehr kompakt und setzten auf Konter. Bis auf Kevin-Prince Boateng arbeiteten alle Spieler in der Defensive mit. Die Viererabwehrkette wurde so bei Bedarf erweitert und in Münchner Druckphasen verteidigte die Eintracht oft mit sechs Spielern auf einer Linie.

Die Bayern kennen solch defensive Formationen des Gegners natürlich aus etlichen Bundesligaspielen, fanden aber lange kaum Lösungen. So war es fast folgerichtig, dass die erste Chance des Meisters aus einer Standardsituation resultierte. Aus 20 Metern zirkelte Lewandowski den Ball sehenswert über die Mauer. Frankfurts Torwart Lukas Hradecky war bereits geschlagen, doch die Latte bewahrte sein Team vor dem Rückstand.

Kurz darauf ging die Eintracht in Führung – und zwar am Ende einer Sequenz, die das Frankfurter Spiel der ersten Halbzeit gut zusammenfasste. Rebic setzte James Rodriguez im Mittelfeld so hartnäckig unter Druck, dass der Kolumbianer den Ball verlor. Der überragende Boateng erfasste die Situation am schnellsten, passte den Ball sofort in den Lauf von Rebic und der traf ins linke untere Eck.

Weddinger Wucht. Kevin-Prince Boateng mit dem DFB-Pokal.
Weddinger Wucht. Kevin-Prince Boateng mit dem DFB-Pokal.

© Reuters/Michael Dalder

Die Münchner brauchten ein bisschen, um sich an das ungewohnte Gefühl des Rückstandes zu gewöhnen und ließen den Ball ohne große Kreativität durch ihr Mittelfeld laufen. Erst ein verunglückter Kopfball von Müller, der das Tor nach einer Freistoßflanke von James knapp verfehlte, brachte wieder etwas Gefahr. Die Bayern hatten nun ihre beste Phase und waren durch Joshua Kimmich und Lewandowski nah dran am 1:1. Insgesamt war es aber zu wenig, was das Team von Jupp Heynckes zeigte. Sie hatte zur Halbzeit zwar 75 Prozent Ballbesitz, die Führung der Hessen war aber keineswegs unverdient.

Nachdem einige Idioten in beiden Fanlagern das Stadion mit ihrer Pyrotechnik in dichten Rauch gelegt hatten und sich der Beginn der zweiten Hälfte verzögert hatte, waren die Münchner dann deutlich wacher. Sie versuchten über außen immer wieder in den Rücken der Abwehr zu kommen und so fiel auch das 1:1. Süle steckte gut durch auf Kimmich und der legte zurück auf den Elfmeterpunkt, wo Lewandowski vollendete.

Für einige Minuten drückten die Münchner den Gegner nun im Strafraum fest und das zweite Tor schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Frankfurt fing sich aber rechtzeitig und wirkte in der Schlussviertelstunde sogar gefährlicher. Nun war es vor allem Rebic, der für Entlastung sorgte, und in der 82. Minute entwischte der Kroate Hummels nach einem langen Ball und traf zum 2:1. Die Münchner wollten dabei ein Handspiel von Rebic erkannt haben, Schiedsrichter Felix Zwayer entschied nach Studium der Videobilder aber auf Tor. Davon erholte sich der FC Bayern in Heynckes’ letztem Spiel nicht mehr. Und in der Nachspielzeit legte Mijat Gacinovic sogar noch das 3:1 nach. Am Ende feierte Niko Kovac den perfekten Abschied.

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