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Die Nordische Ski-WM hat am Mittwoch ungebetene Besucher bekommen: Die Polizei rückte zu einer großflächigen Razzia an.

© Georg Hochmuth/AFP

Nordische Ski-WM in Seefeld: Deutschland bekommt das Doping nicht unter Kontrolle

Im Zentrum des Doping-Skandals in Seefeld steht ein deutscher Sportarzt. Dass er eine belastete Vergangenheit hat, macht die Sache peinlich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Die Deutschen waren im Sport immer auch gut darin, auf die anderen zu zeigen, wenn die Beine sie nicht nach vorne getragen haben. Weil die anderen – das schwang im Subtext allzu oft mit – vielleicht das ein oder andere Mal schummelten, wo die Deutschen noch eine Ethik des Sports befolgten. Der DDR-Leistungssport war in der Bundesrepublik Beleg dafür – er überdeckte fast über Jahrzehnte, dass der Klassenkampf auch auf der anderen Seite der Mauer mit illegalen Mitteln ausgetragen wurde (wenn auch in geringerem Umfang).

Doping war auch nach 1990 noch ein ständiger Begleiter des deutschen Spitzensports, gerade in der Sportmedizin. Am augenfälligsten wurde dies im von Freiburger Sportmedizinern orchestrierten Betrug rund um die Radprofis des Teams Telekom. Sicher, überall auf der Welt wird gedopt. Aber Deutschland bildete und bildet hier keine Ausnahme. Das zeigt auch der aktuelle Fall um den Doping-Skandal bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Seefeld, obwohl darin bislang noch keine deutschen Sportlerinnen oder Sportler verwickelt sind.

Gegen den Arzt gab es früher schon Doping-Vorwürfe

Allerdings soll ein deutscher Sportmediziner einer der führenden Köpfe des Doping-Netzwerkes sein. S., der am Mittwoch in Erfurt abgeführt worden ist, war schon mehrfach in Verbindung mit Doping gebracht worden. 2008 und 2013 war er von Radprofis bezichtigt worden, in Doping-Praktiken involviert gewesen zu sein. Auch sein nahes Umfeld bewegte sich in der Vergangenheit in den Kreisen derer, die es mit der Ethik des Sports nicht so genau nahmen.

Dass nun ein bekanntlich belasteter Mann aus einem bekanntlich belasteten Umfeld – sollten sich die Vorwürfe bestätigen – ein Doping-Labor aufbauen konnte, ist peinlich für den Sport respektive die Behörden. Daher besteht auch eher wenig Grund zur Freude über die erfolgreichen Razzien in Seefeld, wie sie von der Sportausschuss-Vorsitzenden Dagmar Freitag (SPD) zu vernehmen waren. Auch wenn es auf den ersten Blick gute Nachrichten sind, wenn Betrügern auf die Schliche gekommen wird.

Nach den Vorfällen von Seefeld bleibt aber vielmehr das Gefühl, dass die Deutschen des Dopings nicht Herr werden. Selbst dann nicht, wenn die mutmaßlichen Täter keine Unbekannten sind.

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