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Das Team um Louisa Lippmann (M.) will bei der EM überzeugen.

© dpa

Volleyball-Europameisterschaft: Deutsche Volleyballerinnen wollen sich den Traum von einer Medaille erfüllen

Vor Beginn der Europameisterschaft sind die deutschen Spielerinnen sehr ambitioniert. Doch die Vorrundengruppe ist stark.

Olympia ist erst seit ein paar Tagen Geschichte und sicher gab es größere Aufreger bei den Spielen von Tokio als das Volleyballfinale der Frauen, das die USA humorlos 3:0 gegen Brasilien gewannen.

Allerdings war das erste Volleyball-Gold überhaupt für die US-Amerikanerinnen bei ihrer vierten olympischen Finalteilnahme doch etwas erstaunlich. Dritter in Japan wurde Welt- und Europameister Serbien, ein Team, das auch ab kommender Woche bei der Europameisterschaft ein großer Favorit auf den Titel sein dürfte.

Auf dem Weg zu Bronze schlugen die Serbinnen die Italienerinnen im Viertelfinale – was dann die Verliererinnen am meisten überraschte. Für den italienischen Nationaltrainer Davide Mazzanti hatte das Ausscheiden vor allem einen Grund: Viele seiner Spielerinnen seien mit dem Kopf nicht am Netz gewesen. „Wenn der Schlamm kommt, dann kommt er, und es ist schwer, ihn wieder loszuwerden”, sagte der Trainer und spielte auf angeblich zu viele Aktivitäten seiner Spielerinnen in den sozialen Medien an.

Er habe in fünf Jahren fünf Beiträge auf einer Plattform verfasst und daher keine Probleme mit negativen virtuellen Kommentaren. Immerhin, so heißt es, hofft Mazzanti nun auf einen Lerneffekt, der sich bei seinen Athletinnen bei dieser EM positiv auszahlen soll.

Louisa Lippmann führt Team an

Die deutschen Spielerinnen nehmen auch an dem in vier Ländern ausgetragenen Turnier teil, können aber nicht auf olympische Lerneffekte bauen. In der Qualifikation für Tokio verloren sie das Finale des europäischen Turniers im Januar 2020 in Apeldoorn 0:3 gegen die Türkei. „Es ist ein unfassbar hartes Ende, weil wir nichts gewonnen haben“, sagte Louisa Lippmann damals.

Mit ihrer Star-Angreiferin wollen sich die deutschen Volleyballerinnen nun aber knapp zwei Jahre später zumindest den Traum von einer EM-Medaille erfüllen. Die 26 Jahre alte Diagonalangreiferin Lippmann, die nun beim italienischen Verein Savino Del Bene Scandicci spielt, führt das 14 Spielerinnen umfassende Aufgebot von Trainer Felix Koslowski an.

Die Europameisterschaft findet vom 18. August bis zum 4. September in Serbien, Bulgarien, Kroatien und Rumänien statt. Deutschland trifft in Gruppe B auf Teams aus Bulgarien, Polen, Spanien, der Tschechischen Republik und Griechenland.

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Louisa Lippmann hatte zuletzt in der Nations League im Mai eine Pause eingelegt. Es hieß, sie solle sich von der anstrengenden Saison erholen. Lippmann hatte im April mit VC Lokomotiv Kaliningrad die russische Meisterschaft geholt. Zuvor hatte sie sie bei Schanghai Volley um die chinesische Meisterschaft gespielt. In China hatte sie satte 22 Partien in 34 Tagen absolviert, ein heftiges Programm. Kurz vor Olympia beschäftigte sich die deutsche Lichtgestalt der Szene intensiv mit Produkten einer großen Supermarktkette – als Werbeträgerin und auf ihrem Instagram-Account, auf dem sie mehr als 53 000 Follower:innen hat.

Vor dem Turnier testete Lippman mit der deutschen Mannschaft gegen Polen (es gab zwei 2:3-Niederlagen) und Belgien (zweimal 3:1, einmal 3:0). Am Sonntag und Montag folgt nun das Abschlusstraining in Kienbaum und am Dienstag reist das deutsche Team nach Bulgarien, wo es dann in Plodiv ab dem 19. August die Vorrundenspiele bestreitet.

"Mindestens das Viertelfinale erreichen"

Bundestrainer Felix Koslowski ist optimistisch, was die Erfolgsaussichten seiner Spielerinnen angeht. „Wir sind ein Team mit einem guten Mix aus erfahrenen Spielerinnen und Spielerinnen, die zum ersten Mal zur EM fahren.“ Das Team sei „sehr ausgeglichen“ und habe mit „viel Freude auf das große Saisonhighlight“ hingearbeitet.

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Die deutsche Vorrundengruppe schätzt er als sehr stark ein. Aber: „Wir fahren mit einigen Ambitionen hin und wollen mindestens das Viertelfinale erreichen. Gleichzeitig wollen wir aber auch versuchen, diesen Schritt, der uns im Viertelfinale vor zwei Jahren bei der knappen 2:3-Niederlage gegen Polen gefehlt hat, zu machen.“

Ihr Auftaktspiel bestreiten die Deutschen am 19. August (19.30 Uhr, „Sport 1“ überträgt dieses und auch die anderen vier Vorrundenspiele des deutschen Teams live). Dass die eigenen Erwartungen des Teams eher hoch sind, kommt nicht von ungefähr: Seit 2007 haben die deutschen Frauen immer mindestens das Viertelfinale bei einer EM erreicht. 2011 und 2013 gewannen sie sogar Silber. Vor zwei Jahren wurde das deutsche Team beim erneuten Titelgewinn der Serbinnen Sechster.

Serbien könnte nun erstmals nach Russland (erfolgreich von 1997 bis 2001) zum dritten Mal in Folge eine Europameisterschaft gewinnen. (mit dpa)

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