zum Hauptinhalt
Champion: Alba Berlin feiert die Meisterschaft.

© Christof Stache/dpa

Der Meistertitel als Belohnung: Alba Berlin ist mehr als nur ein „Corona-Meister“

Wer unter diesen außergewöhnlichen wie schwierigen Umständen Meister werden will, muss Großes leisten. Alba Berlin hat genau das geschafft. Ein Kommentar.

Die Worte von Marco Baldi sind alt, aber nicht weniger aktuell: „Der Verein war so durstig nach diesem Erfolg. Nach so einem schweren Jahr ist so ein Sieg noch emotionaler.“ So hat es der Geschäftsführer von Alba Berlin bereits im Jahr 2008 gesagt. Damals hatte sein Klub gerade zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder die deutsche Meisterschaft gewonnen.

Wie durstig der Verein nun diesmal gewesen sein muss, nachdem weitere zwölf Jahre vergehen mussten, bis der Meistertitel wieder in Berlin landen konnte, lässt sich also kaum ausmalen. Und emotional ist diese neunte Meisterschaft der Vereinsgeschichte ohnehin, denn ein schwereres Jahr hätten sich die Berliner für diesen Titel auch 2020 kaum aussuchen können.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Es ist viel darüber diskutiert worden, was die Meisterschaft in diesem Jahr wert ist, bei einem dreiwöchigen Quarantäne-Turnier mit zehn bunt zusammengewürfelten Teams und kaum Vorbereitungszeit. Auch den Beteiligten selbst war die Skepsis anzumerken. Aber genau das ist eben die Kunst: Aus solch schwierigen Bedingungen trotzdem das Beste zu machen, sich auch in einer solchen Situation zusammenzuraufen und allen Widerständen zu trotzen.

Genau das hat Alba geschafft. Dass die Berliner so ungefährdet durch das Turnier rauschen konnten, war nur möglich, weil der Klub schon seit Langem eine ganzheitliche Philosophie verfolgt. Eine Philosophie, die auf Ausgeglichenheit fußt. Die sich nicht von Einzelnen abhängig macht, sondern das Team in den Vordergrund rückt. Die nicht nur auf Spitze, sondern auch auf Breite und Nachwuchs setzt und damit für die nötige Frische sorgt.

Das alles war schon immer wertvoll, bei diesem Turnier hat es sich nun jedoch auch einmal mit einem großen Titel bezahlt gemacht. Vielleicht mag in den künftigen Chroniken und Almanachen ein kleines Sternchen an Albas 2020er-Meistertitel vermerkt sein, mit einem Hinweis wie „Corona-Meister“. Das Sternchen könnte allerdings genauso gut bedeuten: „Das Team, das trotz der schwerstmöglichen Umstände und außergewöhnlichsten Voraussetzungen aller Zeiten Meister geworden ist.“

Leonard Brandbeck

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false