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Nach dem Titel ist vor dem Titel. Uwe Gensheimer will nach dem Pokalsieg mit den Rhein-Neckar-Löwen auch in der Liga noch einmal angreifen.

© imago/wolf-sportfoto/IMAGO/Marco Wolf

Der Handball-Pokalsieger trifft auf die Füchse Berlin: Uwe Gensheimer ist mit Mannheim in Lauerstellung

Die Rhein-Neckar-Löwen haben sich mit dem Pokalsieg neues Selbstbewusstsein auf für die Liga geholt. Gegen die Füchse wollen sie den neuerlichen Aufschwung nutzen.

Uwe Gensheimer ist wieder vollkommen im Alltag angekommen. Das vergangene Pokalwochenende samt nervenaufreibendem Finale und anschließender Feier nach dem Sieg über den SC Magdeburg – das ist Teil der Geschichte vergangener Tage. Eine schöne Geschichte zwar, aber eben doch eine von gestern.

„Das ist natürlich eine Genugtuung, den DHB-Pokal im elften Anlauf endlich gewonnen zu haben“, erklärt der 36-Jährige der Rhein-Neckar-Löwen, „dieses ganze Wochenende mit seiner Dramaturgie steckt man mental und körperlich nicht so einfach weg. Aber jetzt geht der Fokus auch schon auf das nächste Spiel“.

Ganz so abgebrüht, wie es auf den ersten Blick zu scheinen vermag, ist Gensheimer allerdings nicht. Wieder und wieder hatte der Linksaußen im Final Four gestanden, wieder und wieder hatte er verloren. Und auch in diesem Jahr blieb es spannend bis zur letzten Sekunde des Siebenmeterwerfens – nicht zuletzt, weil Gensheimer im Spiel zwar acht Treffer erzielte, aber genauso sechs klare Möglichkeiten vergeben hatte.

Umso größer war die Erleichterung, als er und alle seine Teamkollegen nach ihm ihre Strafwürfe verwandelt hatten. Als endlich klar war, dass die Trophäe mit nach Mannheim kommt. Als er sich sicher sein konnte, es nicht verbockt zu haben. Weder für sich noch für die Mannschaft.

Die Löwen sind zurück in der Liga-Spitze

„Da ist wirklich alles von mir abgefallen“, blickt Gensheimer zurück. Im Moment des Sieges sackte er auf den Boden und ließ seinen Emotionen freien Lauf. Im Vorfeld hatten ihn viele als tragische Figur des Pokals gehandelt. Weil er beim einzigen DHB-Pokalsieg der Mannheimer 2018 nicht anwesend war, da er seinerzeit bei Paris St.-Germain spielte.

Gensheimer trotzte allen, ging, wie man es vom einstigen Kapitän der deutschen Nationalmannschaft gewohnt ist, voran und erweiterte letztlich seine Trophäensammlung, in der neben zahlreichen persönlichen Auszeichnungen der Europapokal, die deutsche Meisterschaft und einige Titel in der französischen Liga zu finden sind.

Einen Tag wirst du gefeiert, den nächsten bist du unten durch. Das mag nicht immer fair sein, aber das können wir Spieler oft selbst sehr gut einschätzen.

Uwe Gensheimer

„Das geht immer schnell, in beide Richtungen. Einen Tag wirst du gefeiert, den nächsten bist du unten durch. Das mag nicht immer fair sein, aber das können wir Spieler oft selbst sehr gut einschätzen. Und es gibt viel Schlimmeres im Leben“, sagt Gensheimer, der über die Jahre in diesen Dingen etwas ruhiger geworden ist.

Diese Ruhe bringt er derweil erfolgreich bei den Löwen ein. Das Team, seit dieser Saison angeleitet von Trainer Sebastian Hinze, bietet eine Mischung aus Erfahrung und jungen, aufstrebenden Spielern und hat nicht wenige Kritiker überrascht. Angeführt von Mittelmann Juri Knorr haben sich die Mannheimer mit ihrem schnellen und kreativen Handball nach Jahren der Krise zurück in die Spitze der Bundesliga gespielt, dort aber zuletzt auch vier Niederlagen in Folge hinnehmen müssen.

Bei den Füchsen fehlt Torhüter Milosavljev

„Irgendwann schaust du doch auf die Tabelle und wenn du da dann ganz oben stehst, bringt das die Gedanken ins Rollen. Das hat uns nicht gut getan“, erklärt der Routinier. Auf einmal ging es mehr darum, was das Team verlieren könnte, als darum , was es zu gewinnen gibt. Da wurde der Druck größer, und damit auch die Möglichkeit zu versagen.

Eine vergleichbare Entwicklung war zuletzt bei den Füchsen zu beobachten. Wochenlang auf Platz eins der Bundesliga und in der European League ungeschlagen, gerieten sie etwas ins Straucheln, leisteten sich Ungenauigkeiten im Angriff und ließen die Kompaktheit in der Defensive vermissen.

Doch ebenso wie die Mannheimer beim Pokal nahezu wie Phönix aus der Asche emporstiegen, schaffte auch das Team von Trainer Jaron Siewert den Befreiungsschlag und sicherte sich in einer umkämpften Partie gegen die Kadetten Schaffhausen am Dienstag das Ticket für das Final Four des Europapokals.

Beim Aufeinandertreffen der beiden Klubs an diesem Sonntag (16.05 Uhr, live bei Sky) in der Max-Schmeling-Halle stellt sich nun die Frage, wem es besser gelingen wird, die nötige Leichtigkeit an den Tag zu legen, wer mehr Schwung aus dem jüngsten Erfolg mitnehmen kann.

Die Berliner müssen dabei auf ihre Nummer eins im Tor Dejan Milosavljev verzichten, der sich gegen die Schweizer einen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen hat und für mehrere Wochen ausfällt. „Für die Füchse wäre es ein herber Rückschlag, ein Heimspiel gegen uns zu verlieren. Da nehmen wir die Lauerstellung gerne wieder ein. Und wir werden probieren – so wie am letzten Wochenende – alles reinzuhauen, was in uns steckt“, sagt Gensheimer.

Ob es am Ende noch für die Meisterschaft reicht? Da hält er sich bedeckt. „Wenn wir nüchtern auf die Tabelle schauen, sind wir etwas weg von der Spitze. Da sind andere in einer besseren Ausgangsposition. Aber schauen wir mal, möglich ist alles“, sagt Uwe Gensheimer. Gänzlich aufgegeben hat er den nächsten Titel anscheinend noch nicht. Aber erst einmal liegt der Fokus auf dem nächsten Spiel.

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