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Nationalspieler Djibril M'Bengue hat senegalesische Wurzeln.

© dpa/Sascha Klahn

Sinkende Mitgliederzahlen: Der deutsche Handball muss die Kinder besser abholen

Die Sportart hat eine bessere Zukunft, wenn sie mehr Menschen mit Migrationshintergrund für sich gewinnt. Ein Kommentar

Handball ist ein traditionell deutscher Sport. Spieler mit Migrationshintergrund sind in Deutschland eher eine Seltenheit. Sportarten werden meist durch das direkte Umfeld, zum Beispiel die Familie, vermittelt, aber in vielen der Länder, aus denen Familien nach Deutschland kommen, ist Handball kein Teil der Kultur. Kinder mit Migrationshintergrund kommen eher nicht mit Handball in Kontakt. Handball bleibt auf diese Art eine Sportart mit wenig Diversität.

Das ist, so lange niemand diskriminiert wird, nicht per se problematisch. Man kann Kindern mit Migrationshintergrund schließlich keine Begeisterung für Handball aufzwingen. Das Problem ist, dass generell zu wenig Kinder den Handball für sich entdecken. In den letzten zehn Jahren sind die Mitgliederzahlen des Deutschen Handballbundes (DHB) um 15 Prozent gesunken – kein guter Trend für den Sport.

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Es haben rund 40 Prozent der Minderjährigen in Deutschland einen Migrationshintergrund, Tendenz steigend. Eine Sportart kann also langfristig nicht fortbestehen, wenn sie genau diese Kinder nicht für sich gewinnt. Der Handball hat hier einen Nachteil. Nicht nur wird Handball in Familien mit Migrationshintergrund nicht weitergegeben, sondern der Sport wird auch im Gegensatz zu Fußball und Basketball selten von Kindern und Jugendlichen auf der Straße oder dem Sportplatz gespielt.

Es geht um die Zukunft des Handballs

Der DHB sollte auf Kinder, vor allem mit Migrationshintergrund, zugehen und das nachholen, was er im jüngsten Jahrzehnt versäumt hat. Sie müssen direkt abgeholt werden. So wird nicht nur Nachwuchs für den Handball gesichert, sondern auch Integration und gesellschaftliche Akzeptanz gestärkt. Sport verbindet. Handball ist eine Sportart, die in Deutschland fest verwurzelt ist.

Die fallenden Mitgliederzahlen sind ein Weckruf – es muss Initiative ergriffen werden, um den Sport zu stärken. Der DHB macht mit Initiativen wie „Handbball together“ (da steckt „all together“ drin) einen Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem muss mehr Zeit und Energie investiert werden, um Nachwuchs für den Sport zu begeistern. Es geht immerhin um die Zukunft des Handballs.

Benedict Adam

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