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Für Paul Jaeckel und Kollegen läuft es zuletzt nicht rund.

© Friso Gentsch/dpa

Bloß nicht verkrampfen: Der 1. FC Union sucht die Balance

Trotz der drei Niederlagen in Folge sieht Urs Fischer wenig Gründe für Änderungen. "Man sollte nicht zu viel Aktionismus reinbringen", sagt der Trainer.

In schwierigen sportlichen Zeiten ist es ein verständlicher Reflex, noch härter an sich zu arbeiten. Will der Ball im Spiel nicht ins Tor, wird im Training noch häufiger geschossen. Bringen die Standardsituationen keinen Erfolg, heißt es üben, üben, üben. Doch ganz so einfach ist es in der Realität nun auch wieder nicht, das weiß auch Urs Fischer mit seiner Erfahrung aus fast 20 Trainerjahren. "Erzwingen ist das Falsche, dann wirkst du verkrampft", sagt der Schweizer vor dem Heimspiel des 1. FC Union gegen Mainz 05 am Samstag (15.30 Uhr, Sky), bei dem er auf die verletzten András Schäfer (Knie) und Keita Endo (Bein) verzichten muss. Der Einsatz von Dominique Heintz, der beim letzten Spiel in Bielefeld mit Rückenschmerzen ausgewechselt werden musste, ist noch unsicher.

Die Berliner haben zuletzt drei Spiele in Folge verloren und dabei kein Tor erzielt. Allzu viele Gründe, etwas an seiner Arbeitsweise zu ändern, sieht Fischer dennoch nicht. "Im Januar haben wir nicht besser gespielt und im Februar nicht schlechter", sagt Fischer. Bei den erfolgreichen ersten Spielen des Jahres gegen Leverkusen, Hoffenheim und Gladbach habe seine Mannschaft aber das nötige Wettkampfglück gehabt. "Das haben wir im Moment nicht."

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Deshalb setzt der Trainer die Arbeit der vergangenen Wochen und Monate nahezu unverändert fort. Hier ein paar mehr Torschüsse, da ein zusätzliches Gespräch, doch vor allem kontinuierliche Arbeit an "unseren Basics", wie Fischer sie nennt: Kompaktheit, Umschaltspiel, Standards, Passspiel, zweite Bälle. "Man sollte nicht zu viel Aktionismus reinbringen", sagt der Trainer. "In solchen Situationen ist manchmal weniger mehr."

Auch wenn das Thema in Köpenick mittlerweile deutlich nerviger ist als die vorherigen Fragen nach dem Europapokal kommt Fischer bei der Suche nach Gründen für die Schwächephase seiner Mannschaft natürlich nicht ganz an den Abgängen und Transferankündigungen vorbei. Die Situation sei sicherlich nicht optimal, sagt der Trainer. "Es sind schon viele Geschichten im Moment und der liegt Fokus nicht auf dem Spiel. Das ist die Situation, in der sich Union als junger Bundesligist befindet."

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Dass sich Abgänge von Führungsspielern, "teilweise auch Unterschiedsspielern", wie Robert Andrich, Marvin Friedrich und Max Kruse nicht so einfach kompensieren lassen, ist klar. Zumal die Winterneuzugänge Dominique Heintz, Sven Michel und András Schäfer auch noch ein bisschen Zeit brauchen, um sich endgültig zu integrieren. "Das steckts du nicht so schnell weg", sagt Fischer.

Die größte Schwierigkeit sieht er aber nicht im personellen, sondern im mentalen Bereich. "Nach drei Spielen ohne Sieg, ohne Tor, ohne Punkt kann das Selbstvertrauen nicht das gleiche sein wie Ende Januar, das hinterlässt seine Spuren", sagt Fischer. In entscheidenden Situation fehle daher die Überzeugung, die man sich nun wieder erarbeiten müsse, ohne dabei zu verkrampfen. Die Balance zu finden zwischen Entschlossenheit und Lockerheit, ist gerade bei ausbleibendem Erfolg ein unheimlich schwieriger Prozess - und mit den form- und defensivstarken Mainzern kommt ganz sicher kein idealer Aufbaugegner ins Stadion An der Alten Försterei.

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