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Immer angriffslustig. Robert Andrich (rechts, hier gegen Kölns Max Meyer) will mit Union die Großen der Liga ärgern – und bekommt dazu in den letzten neun Saisonspielen noch viele Gelegenheiten, angefangen mit dem Auswärtsspiel in Frankfurt am Samstag.

© Odd Anderson/dpa

Die Spiele gegen die Topteams warten: Der 1. FC Union ist wieder der Underdog

Das Restprogramm des 1. FC Union ist enorm anspruchsvoll, könnte den Berlinern aber entgegenkommen. Los geht es am Samstag beim Tabellenvierten in Frankfurt.

Robert Andrich geht auf dem Fußballplatz keinem Duell aus dem Weg. Der Mittelfeldspieler des 1. FC Union hat sich in den vergangenen fast zwei Jahren in Berlin in allen Bereich enorm entwickelt, dabei aber seine Kämpfernatur erhalten. Der 26-jährige Potsdamer ist angriffslustig – und das auch abseits des Rasens. „Wir spielen noch gegen alle über uns Stehenden, das ist eine Möglichkeit, ihnen in den direkten Duellen Punkte zu klauen“, sagt Andrich, der schon nach dem Sieg gegen Köln am vergangenen Wochenende angekündigt hatte, er würde nach dem so gut wie sicheren Klassenerhalt gerne in den oberen Tabellenregionen „stänkern“. Am Samstag bietet sich für die Berliner im Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr, Sky) gleich die erste Gelegenheit dafür.

Neun Begegnungen stehen noch aus in dieser Saison und der Spielplan-Algorithmus hat Unions Programm erstaunlich exakt in eine auf dem Papier einfache und eine schwere Hälfte geteilt. Erst zwei Mal mussten die Berliner in der Rückrunde gegen ein Team antreten, das in der Tabelle vor ihnen stand – Borussia Mönchengladbach am 19. Spieltag (1:1) und der SC Freiburg drei Wochen später (1:0).

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Das Restprogramm wird dementsprechend anspruchsvoll. Nach Frankfurt warten noch Bayern München, Borussia Dortmund, der VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und Rasenballsport Leipzig auf die Mannschaft von Urs Fischer; also alle sechs Klubs, die aktuell besser platziert sind. Bis auf das Duell mit den Sachsen am letzten Spieltag muss Union dabei immer auswärts antreten. Der Schweizer Trainer gibt sich allerdings gewohnt unbeeindruckt und greift auf seinen Joker zurück, den er immer dann zieht, wenn eine Frage etwas weiter in die Zukunft zielt. „Ich beschäftige mich mit Frankfurt, nicht mit dem gesamten Restprogramm“, sagt Fischer.

Unions Restprogramm

  • 20.03. - Eintracht Frankfurt (A)
  • 04.04. - Hertha BSC (H)
  • 10.04. - Bayern München (A)
  • 17.04. - VfB Stuttgart (H)
  • 21.04. - Borussia Dortmund (A)
  • 24.04. - Werder Bremen (H)
  • 08.05. - VfL Wolfsburg (A)
  • 15.05. - Bayer Leverkusen (A)
  • 22.05. - Rasenballsport Leipzig (H)

Löst man sich vom Tagesgeschäft und schaut auf die bisherigen Ergebnisse, könnte man jedoch fast meinen, das letzte Saisonviertel komme den Berlinern entgegen. In der Hinrunde holte Union gegen die aktuellen Top sechs der Liga respektable neun Punkte und verlor einzig gegen Leipzig. Dass die Spitzenmannschaften über mehr Qualität verfügen, ist unstrittig. Dass Fischers Mannschaft sich gegen spielerisch ambitionierte Gegner momentan leichter tut als gegen mauernde Abstiegskandidaten aber ebenso. Die Erinnerungen an die wenig prickelnden Auftritte gegen Mainz (0:1), Schalke (0:0) und Bielefeld (0:0) sind schließlich noch recht frisch.

Andrich träumt vom Europapokal

Auch die Erwartungshaltung könnte ein Pluspunkt sein für Union. Im Klub fühlen sie sich in der Underdog-Rolle stets am wohlsten und Fischer hat sich bisher partout dagegen gewehrt, dass sein Team als Favorit bezeichnet wird. Vor einem Spiel gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten hört sich so etwas durchaus etwas seltsam und nach übertriebenem Understatement an, in der Schlussphase der Saison braucht er sich darum aber kaum Sorgen zu machen.

In Frankfurt bekommt es Union mit dem Tabellenvierten zu tun, der in diesem Kalenderjahr erst ein Bundesligaspiel verloren hat und von der ersten Champions-League-Teilnahme der Klubgeschichte träumt. „Alle Spiele, die noch anstehen, sind Endspiele“, sagt Eintracht-Trainer Adi Hütter. „Das beginnt jetzt am Samstag.“ Ein solcher Druck kann eine Mannschaft besonders motivieren, er kann sie aber auch hemmen. Damit rechnet Fischer allerdings nicht. „Die Eintracht kennt solche Situationen. Ich denke schon, dass sie mit diesem Druck umgehen können“, sagt der Schweizer.

Die Fallhöhe für Union ist dennoch deutlich geringer. Hinter das Saisonziel Klassenerhalt kann man trotz aller Fischerschen Zurückhaltung einen Haken machen und alles was jetzt noch kommt, ist ein Bonus. „Jeder hat für sich persönlich ein eigenes Ziel vor sich“, sagt Andrich und natürlich spielt Europa mittlerweile auch in den Gedanken der Berliner eine Rolle.

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Loris Karius, Christopher Trimmel, Robin Knoche, Christian Gentner und Max Kruse sind die einzigen Spieler mit nennenswerter Erfahrung in den internationalen Wettbewerben und Andrich macht kein Geheimnis daraus, dass für ihn auch die von Kruse nicht sonderlich begrüßte neue Conference League reizvoll wäre. „Ich habe mich mit dem Thema noch nicht so beschäftigt, aber es ist ein internationaler Wettbewerb und das wäre natürlich eine coole Sache und für den Verein toll“, sagt Andrich.

Mit einem Sieg in Frankfurt könnte Union einen wichtigen Schritt in diese Richtung machen und wie man bei der Eintracht gewinnt, haben die Berliner vor einem Jahr gezeigt. „Dass wir vergangene Saison hier verloren haben, liegt uns immer noch im Magen“, sagt Hütter.

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