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Heißes Duell. Im Hinspiel schafften Suleiman Abdullahi (unten) und Union beim HSV (hier mit Douglas Santos) ein 2:2.

© Axel Heimken/dpa

Spitzenspiel gegen den Hamburger SV: Der 1. FC Union hat eine große Möglichkeit

Im Topspiel der Zweiten Liga begegnen sich zwei Teams im Krisenmodus. Unions Trainer Urs Fischer weiß, was sein Team jetzt gegen den HSV braucht.

Von David Joram

Grundsätzlich besticht der Unterhaltungsbetrieb Profifußball durch zweierlei Arten von Unterhaltung. Fast schon Legendenstatus genießen die in vielen deutschen Stadien liebevoll zelebrierten Halbzeitshows, ausgenommen jene, an denen Helene Fischer mitwirkt. Allerdings wird selbst das schönste Pausenspektakel noch von jenem Bohei übertroffen, das im Vorfeld eines Spitzenspiels ansteht; wenn das gemeine Publikum gebannt verfolgt, welcher Präsident welchem Trainer die Nervenstärke abspricht, welcher Trainer welchem Manager Ahnungslosigkeit unterstellt, und welche Hoeneß’schen Giftpfeile wo und wie tief stecken bleiben.

Am Sonntag (13.30 Uhr, live bei Sky) steigt genau so ein Spitzenspiel, wenn auch ohne Uli Hoeneß und lediglich in Liga zwei. Der 1. FC Union, Tabellenvierter, 50 Punkte, empfängt den Hamburger SV, Zweiter, 53. Gefühlt dreimal so viele der 22.012 verfügbaren Tickets hätten die Berliner verkaufen können, mutmaßt Pressesprecher Christian Arbeit. Und selbst der nicht zur Überhöhung neigende Union-Trainer Urs Fischer sagt: „Es ist ein spezielles Spiel am Sonntag.“

Unions Restprogramm ist machbar

Immerhin wollen beide Mannschaften aufsteigen, der finanziell trudelnde HSV weil er muss, Union, weil die Gelegenheit gerade günstig ist. Mit einem Sieg zögen die Köpenicker dank der besseren Tordifferenz an den Hamburgern vorbei, das Restprogramm (Darmstadt, Magdeburg, Bochum) gilt als machbar. Was läge in so einer lukrativen Lage näher, als dem Gegner schon im Voraus einen psychologischen Tiefschlag zu verpassen? Indes ist Fischer nicht Hoeneß, Union Berlin nicht Bayern München. „Wieso soll ich eine Botschaft nach Hamburg schicken?“, beantwortete Fischer bei der obligatorischen Pressekonferenz die Frage, ob er denn eine Kampfansage machen wolle.

Christopher Trimmel, Unions Kapitän, hält von der Dampfplauderei genauso viel Abstand wie sein Coach. „So arrogant bin ich nicht. Zudem sagt man in unserer Situation besser nicht, dass wir die jetzt wegputzen“, sagte er im Tagesspiegel-Interview, das am Sonntag erscheint.

Die Haltung ist verständlich. Aus den vergangenen fünf Spielen holten die Berliner nur drei Punkte, überzeugten kaum und wirkten, insbesondere zuletzt, schwer verwundbar. „Gegen Fürth waren wir einfach nicht gut“, gibt Fischer zu. „Es liegt in erster Linie an uns, die letzten fünf Spiele aus dem Kopf zu kriegen“, findet er. Das HSV-Spiel biete dazu eine neue Möglichkeit, eine „große Möglichkeit“, betont Fischer gar, und eine, für die sein Team bereit sein müsse. Wie das funktionieren könnte, gegen den an Einzelkönnern wie Bakery Jatta, Pierre-Michel Lasogga oder Aaron Hunt gut bestückten HSV, weiß Fischer. „Mut ist ein Punkt, den du mitbringen musst“, sagt er – auch wenn das „einfach gesagt“ sei.

Gegen Hamburgs Offensive könnte Fischer wieder auf den zweikampfstarken „Sechser“ Manuel Schmiedebach setzen. Und in der Innenverteidigung erhält Marvin Friedrich einen neuen Partner, weil Florian Hübner (muskuläre Probleme) wieder ausfällt und Nicolai Rapp rotgesperrt ist. Marc Torrejon und Michael Parensen stehen zur Wahl, wobei Letzterer die besseren Chancen haben dürfte. So oder so sei es am besten, wenn sein Team die Aktionen unterbinden könne, die Lasogga in Schussposition bringen, findet Fischer. HSV-Trainer Hannes Wolf hat die rhetorische Keule übrigens genauso wenig geschwungen, „ein Duell auf Augenhöhe“ erwarte er. Wie Union hat nämlich auch der HSV aus den letzten fünf Spielen nur drei Punkte geholt.

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