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Hinterher statt vornweg. Bei den Grizzlys Wolfsburg mit Nationalspieler Björn Krupp (r.) läuft es in dieser Saison bisher noch nicht rund.

© Paul Zinken/dpa

Gegner der Eisbären Berlin: Den Grizzlys Wolfsburg helfen nur Punkte

Neuer Trainer, neue Mannschaft: Der Umbruch beim heutigen Eisbären-Gegner Grizzlys Wolfsburg gestaltet sich schwieriger als gedacht. Das hat Gründe.

Der Legendenstatus von Pavel Gross dürfte in Wolfsburg gerade neue Höchstwerte erreichen. Zehn Jahre wirkte er als Co- und Cheftrainer bei den Grizzlys, erreichte mit dem Klub dreimal das Finale um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft. Und führt die Tabelle der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nach elf Spieltagen an. Das Problem aus Sicht der Wolfsburger: Gross ist inzwischen Chefcoach in Mannheim bei den Adlern. Die Lücke, die er hinterlassen hat, konnten die Grizzlys bisher nicht schließen. Vor dem Spiel am Freitagabend bei den Eisbären Berlin (19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof) dümpelt die Mannschaft ohne Auswärtssieg und mit ganzen acht Punkten nur auf dem vorletzten Tabellenplatz.

„Natürlich schaue ich mir die Ergebnisse an, aber ich bin jetzt als Trainer in Mannheim zu weit weg, um das genau zu bewerten“, sagt Gross. Allerdings kennt er die handelnden Personen bei seinem alten Arbeitgeber noch bestens und glaubt deshalb auch nicht, dass in Wolfsburg nun die blanke Panik ob des verpatzten Neustarts ausbricht. „ Ich weiß, dass Charlie Fliegauf viel Geduld hat“, sagt Gross über seinen langjährigen Weggefährten, der bei den Grizzlys als Geschäftsführer fungiert. Fliegauf selbst will auch nichts beschönigen und sagt: „Wir sind bisher weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Jetzt brauchen wir möglichst kurzfristig Punkte.“

Wolfsburg musste einen Umbruch bewältigen

Der 58-Jährige musste nach der vergangenen Saison, die mit dem Aus im Viertelfinale gegen die Eisbären Berlin endete, nicht nur einen neuen Trainer suchen, sondern auch das spielende Personal auf dem Eis zu großen Teilen austauschen. Elf Profis kamen, dazu Trainer Pekka Tirkkonen. Dass der Umbruch nicht reibungslos funktionieren würde, kam deshalb auch nicht völlig überraschend, zumal mit Kapitän Tyler Haskins zusätzlich das Herz der Mannschaft seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen beenden musste und sich zwei der neuen Stürmer noch in der Vorbereitung schwer verletzten. Dass die Mannschaft allerdings derartige Probleme bekommt, hätten sie in Wolfsburg trotzdem nicht unbedingt erwartet.

Zuletzt gab es am vergangenen Sonntag ein deftiges 0:6 in Augsburg, dabei ließ das Team am Ende jegliche Gegenwehr vermissen. Inzwischen haben die unter Gross stets bestens organisierten Grizzlys bereits 40 Gegentreffer kassiert – die zweitmeisten in der DEL. Dazu hakt es mit gerade einmal 23 selbst erzielten Toren auch offensiv. Das Powerplay, in der Vergangenheit fast immer eine Stärke der Wolfsburger, ist mit einer Erfolgsquote von nicht einmal sieben Prozent bislang katastrophal. Auch das Spiel in Unterzahl funktioniert lange noch nicht wie gewünscht.

„Klar haben sie gerade Probleme, vielleicht müssen sie sich auch erst an den neuen Trainer gewöhnen. Trotzdem sind sie für mich immer noch eine gute Mannschaft“, sagt Eisbären-Trainer Clement Jodoin und fügt hinzu: „Wenn wir am Freitag gegen sie spielen, zählt nicht mehr was war, sondern es geht bei Null los.“

Eisbären wollen Grizzlys nicht auf die leichte Schulter nehmen

Auch Frank Hördler warnt davor, den angeschlagenen Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. „Wenn sie sich erst einmal gefangen haben, sind sie eine sehr gefährliche Mannschaft“, sagt der Berliner Verteidiger. Die Entwicklung bei den Niedersachsen verfolgt Hördler zwar mit Abstand, aber durchaus mit Interesse: „Wolfsburg hat über viele Jahre eine sehr gute Arbeit abgeliefert. Jetzt haben sie einen Umbruch, dadurch dass der Trainer weg ist, der das aufgebaut hat.“ Trotzdem sind die Spieler im Team der Grizzlys seiner Ansicht nach „sehr talentiert“, weshalb Hördler am Freitag „kein einfaches, sondern eher ein spannendes Spiel erwartet.“ Zudem hätten die Eisbären schon häufiger bewiesen, „dass wir uns gegen Teams, die unten drin stehen, auch mal schwer tun können.“

Der Druck liegt allerdings bei den Gästen, Karl-Heinz Fliegauf möchte kurzfristig Erfolge sehen. „Wir wissen, was die Stunde geschlagen hat“, sagt er und will trotz Verletzungen, neuem System und Trainerteam keine Ausreden mehr gelten lassen. „Das darf kein Grund sein, nicht gut zu spielen.“ Seine Mannschaft habe auch nicht unendlich viel Zeit, „um das später noch irgendwie aufzuholen. Darauf sollte man sich nicht verlassen.“ Stehen in Berlin und am Sonntag gegen München wieder keine Punkte auf der Habenseite, dürfte selbst die Geduld des als so geduldig geltenden Managers womöglich überstrapaziert sein.

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