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Ein Schuss, ein Tor, Dynamo. Colin Smith gehört zu den Berliner Profis, die in dieser Saison noch kein Spiel verpasst haben. In München dürften auf ihn und seine Kollegen Sonderschichten zukommen: Die Eisbären können nur elf Stürmer aufbieten.

© dpa

DEL-Topspiel in München: Land in Sicht für die Eisbären Berlin

Den Eisbären Berlin fehlen beim Spiel am Donnerstag in München acht verletzte Profis – trotzdem sollen nach Möglichkeit Punkte her.

Es gibt Sportarten, in denen gelbe Leibchen für die Athleten eine Auszeichnung sind. Für die Spieler der Eisbären Berlin trifft das ganz sicher nicht zu. Dort bedeutet Gelb so viel wie: „Achtung, angeschlagener Spieler! Bitte nicht berühren!“ Am Mittwoch trugen gleich vier Profis beim Training im Sportforum Hohenschönhausen signalfarbene Trikots – keiner von ihnen wird im Auswärtsspiel am Donnerstagabend bei RB München (Beginn: 19.30 Uhr) mit von der Partie sein.

Bei Stürmer Sean Backman, der an einem Muskelfaserriss im Adduktorenbereich laboriert, bestand immerhin noch kurzzeitig etwas Hoffnung. Doch so knapp vor der Länderspielpause wegen des Deutschland-Cups in Krefeld wollen die Eisbären kein Risiko eingehen. Da auch Verteidiger Danny Richmond ausfällt, nachdem er im Spiel am Sonntag gegen Nürnberg die unliebsame Bekanntschaft mit einem gegnerischen Stock machte und sich dabei am Auge verletzte, fehlen Trainer Clement Jodoin mittlerweile acht Profis.

„Irgendwie haben wir jede Woche ein neues Missgeschick, aber wir sind bisher damit ganz ordentlich umgegangen“, sagt Jodoin. Daraus folgt auch der Fokus des Trainers: „Ich habe mir abgewöhnt, irgendwelche Pläne zu machen und denke nur noch von Spiel zu Spiel.“ Schließlich könne es ja immer wieder eine neue Hiobsbotschaft geben.

Einige Spieler könnten nach der Pause zurückkehren

Wer es positiv sehen will, der freut sich darüber, dass Backman, Jonas Müller, Kai Wissmann und Mark Olver überhaupt schon in Gelb auf dem Eis stehen können. Ein Ende ihrer Leidenszeit scheint zumindest in Sicht. Trotzdem hat es derzeit so ein bisschen Eindruck, als würden die Eisbären die spielfreie Woche in der Deutschen Eishockey-Liga regelrecht herbeisehnen. „Jeder wartet darauf, weil die Pause sowohl körperlich als auch mental nötig ist. Aber wir haben noch zwei Spiele“, sagt Jodoin. Nach dem Gastspiel in München folgt am Sonntag noch das Heimspiel gegen Schwenningen. Und für diese Partien ist das Ziel des Trainers klar: „Wir gehen in jedes Spiel, um es zu auch gewinnen.“

Zuletzt klappte das ganz gut. Sechs Punkte holten die Eisbären aus den beiden Spielen des vergangenen Wochenendes. Wirklich geglänzt hat das Team dabei selten, aber entscheidend ist es in einer Phase mit derart vielen Verletzten, trotzdem einen Weg zu finden, positive Ergebnisse zu erzielen. Dass der Trainer dabei auch mal laut wird, wie nach dem vergangenen Freitag angesichts des schmeichelhaften Auswärtssieges in Bremerhaven, ist für Kapitän André Rankel durchaus normal: „Das ist nicht unser Anspruch, und das haben wir auch angesprochen.“ Wichtig sei die Reaktion, die die Mannschaft im Spiel gegen Nürnberg gezeigt habe.

Erfolge geben zudem Selbstvertrauen und lassen manchmal auch vergessen, wer alles ausfällt. Oder wie es Rankel ausdrückt: „Ich glaube, wir sind als Mannschaft immer noch gut genug, um jeden Gegner in der Liga schlagen zu können. Darauf kommt es an. Ob sieben oder nur einer fehlt, ist im Endeffekt egal.“

Auch München hat in dieser Saison große Verletzungssorgen

Auch der Meister aus München hat in dieser Saison mit vielen Problemen zu kämpfen, nach inzwischen fünf Siegen in Serie steht das Team von Don Jackson aber mittlerweile schon wieder auf Tabellenplatz drei. „Sie haben auch Pech mit Verletzungen und spielen deshalb vielleicht nicht so konstant in dieser Saison. Aber der Trainer ist der gleiche und das System auch“, glaubt Eisbären-Stürmer Martin Buchwieser, der einst selbst einige Jahre für die Münchner auflief.

Das Problem mit den vielen Ausfällen sei es, den Rhythmus zu behalten. „Mal spielst du mit drei, mal mit vier Reihen. Das hat schon einen Effekt“, sagt Buchwieser, der die Situation in Berlin ja selbst derzeit Woche für Woche erlebt. Da helfe es, möglichst „einfach zu spielen.“ Im Falle der Eisbären war das Rezept dabei ab und an vielleicht sogar zu einfach: Vorne ein Tor machen und hinten auf Goalie Kevin Poulin vertrauen. Martin Buchwieser weiß, dass das Team einige Mal „glücklich davon gekommen“ sei und in Poulin „einen wahnsinnig guten Torwart“ habe.

Glück allein greift aber sicherlich zu kurz. Die Mannschaft der Eisbären ist tief genug besetzt und auch die jungen Spieler, die nachrücken müssen, zeigen ordentliche Leistungen. „Die, die da sind, sind immer noch gut genug, um Spiele zu gewinnen“, sagt Kapitän Rankel. Aber er fordert auch: „Wir wissen, dass wir noch viel zu tun haben, und daran werden wir auch arbeiten.“ Und sei es in gelben Leibchen.

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