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Mal wieder die Sieggaranten. Tim Pütz (l.) und Kevin Krawietz holten im Doppel gegen Frankreich den entscheidenden Punkt.

© REUTERS / Reuters/Cathrin Mueller

Davis Cup in Hamburg: Auf die Haudegen Tim Pütz und Kevin Krawietz ist Verlass

Deutschland hat in der Gruppenphase des Davis Cups gute Chancen aufs Weiterkommen – weil das Doppel kaum zu schlagen ist.

Der Davis Cup ist reich an Tradition. Schon seit 1900 gibt es den Mannschaftswettbewerb im Tennis. Entsprechend groß ist die Verlockung, das Wort „historisch“ zu gebrauchen, wenn Besonderes passiert. So wie am Mittwochabend in Hamburg, als das deutsche Team erstmals nach 84 Jahren mal wieder ein Duell mit Frankreich gewinnen konnte. „Es ist großartig, Geschichte zu schreiben“, sagte Kapitän Michael Kohlmann, nur um gleich hinzufügen: „Nun können wir dieses Kapitel abschließen und nach vorne schauen.“

2:1 hatten sich seine Spieler gegen die Franzosen in einem spannenden Vergleich durchsetzen können, in dem es nicht nur von Match zu Match, sondern auch in den Partien selbst ständig hin und her ging. Jan-Lennard Struff zum Beispiel spielte zum Auftakt gegen Benjamin Bonzi einen starken ersten Satz, verlor dann den zweiten deutlich und lag auch schon im dritten mit Break zurück. Dort wehrte er schließlich sogar zwei Matchbälle ab. Die Erleichterung war auch deshalb beim Deutschen groß, zuletzt hatte er viele knappe Niederlage kassiert. Jetzt, mit der Mannschaft, reichte es zum Sieg und zum wichtigen 1:0.

„Es bedeutet mir die Welt“, beschrieb Struff danach seine Emotionen. Durch den Erfolg nahm er etwas den Druck von Davis-Cup-Neuling Oscar Otte, der gegen Adrian Mannarino damit nicht gewinnen musste – und letztlich auch keine wirkliche Chance in seinem Match hatte. Trotzdem zog der Debütant ein positives Fazit: „Vor zwei Monaten bin ich noch an Krücken gelaufen. Deswegen bin ich durchaus zufrieden und sicher, dass es schon am Freitag anders aussehen wird.“

Am Freitag geht es für Deutschland gegen Belgien

Im zweiten Match trifft Deutschland auf Belgien (14 Uhr/ServusTV und DAZN), den vermeintlich leichtesten Gegner in der Hamburger Gruppenphase, in der sich die beiden besten Teams für die Finalrunde in Malaga qualifizieren. Einen Selbstläufer erwartet Kohlmann dennoch nicht, denn: „Sie haben gute Spieler. David Goffin ist ein früherer Top-Ten-Spieler und ihr Doppel ist auch stark.“ Womöglich aber nicht so stark wie das seiner Mannschaft.

Tim Pütz und Kevin Krawietz zeigten gegen Frankreich einmal mehr, warum sie so wertvoll für das Team und ein absoluter Punktegarant sind. Im Duell mit Nicolas Mahut und Arthur Rinderknech spielten sie einen Satz lang brillant, verloren dann den Rhythmus und taten sich auch im entscheidenden dritten Durchgang schwer. Als Krawietz beim Stand von 5:5 ein leichter Vorhandfehler unterlief, der dem Gegner drei Breakbälle ermöglichte, flog sogar der Schläger. Doch das deutsche Doppel befreite sich aus der Drucksituation und siegte letztlich im Tiebreak.

Gute Stimmung im deutschen Team und dahinter im Fanblock. Ansonsten war der Center Court eher spärlich besetzt am Mittwoch.

© dpa / dpa/Frank Molter

„Die beiden Haudegen“, wie sie Kohlmann anschließend bezeichnete, hatten es einmal mehr geschafft und den Sieg gesichert. „Wir hatten in einigen Phasen vielleicht ein bisschen Glück“, gab Krawietz ehrlich zu und sprach dann auch die Situation in der Endphase noch einmal an. „Das war ein Schlüsselmoment.“ Nach dem kurzen Ausraster sammelte sich Krawietz und zusammen fand das Duo wieder die nötige Ruhe. „Da hilft uns natürlich, dass wir schon öfter zusammengespielt haben“, sagte Pütz. Und das Wissen um den Fakt, zu den besten Doppelspielern der Welt zu gehören. „Wir glauben einfach an unsere Fähigkeiten.“

Wer nach dem verletzungsbedingten Aus von Alexander Zverev Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Teams gezweifelt hatte, darf sich schon als widerlegt betrachten. Zumal die Mannschaft im vergangenen Jahr auch ohne den besten deutschen Profi das Halbfinale erreicht hatte. Zumindest die Finalrunde scheint auch diesmal drin, was angesichts der schwierigen Umstände im Vorfeld mit den langen Verletzungspausen von Otte und Struff bemerkenswert ist.

Natürlich hilft es, dass der Davis Cup zumindest in Hamburg nicht topbesetzt ist. Neben Zverev ist auch Nick Kyrgios bei Australien nicht dabei und Frankreich wäre mit einem Gael Monfils sicher auch stärker einzuschätzen. Siege gegen diese Nationen sind dennoch keine Selbstverständlichkeit, umso wichtiger ist es für die Stimmung im deutschen Team, dass es den Auftakt meistern konnte – und dabei sogar noch ein bisschen Geschichte geschrieben hat.

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