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Feindbild Nummer eins. Dortmunder Fans haben sich auf Hoffenheims Mäzen Hopp eingeschossen.

© Imago/Thomas Bielefeld

Dietmar Hopp versus Borussia Dortmund: Das muss man ertragen können

Die Fans von Borussia Dortmund dürfen drei Jahre nicht zu den BVB-Spielen in Sinsheim ins Stadion. Ein bedenkliches Urteil. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Uli Hoeneß musste in seiner Zeit an exponierter Stelle beim FC Bayern so manche Beleidigung über sich ergehen lassen. Für ungefähr 17 der 18 Bundesligisten war er das personifizierte Böse. Trotzdem hat Hoeneß alle Injurien stoisch ertragen, vermutlich haben sie ihm sogar ein bisschen geschmeichelt.

Für den deutschen Fußball war es ganz hilfreich, dass Uli Hoeneß nicht allzu zart besaitet war. Anders als Dietmar Hopp, der Wohltäter aus der Metropolregion Rhein-Neckar, der zwar eine Vergangenheit als Kreisligafußballer hat, in seinem beruflichen Leben als erfolgreicher IT-Unternehmer aber andere Umgangsformen kennengelernt hat als die, die in Fußballstadien üblich sind.

Das Stadion ist kein rechtsfreier Raum

Hopp hat die TSG Hoffenheim, für die er einst in der Kreisliga gespielt hat, dank seines unfassbaren Reichtums bis in die Bundesliga geführt. Er hat das für die Menschen in der Metropolregion Rhein-Neckar getan, die allerdings vorher gar nicht wussten, dass ihnen ein Bundesligist zum Glück fehlte. Deswegen hat es Hopp auch nie begriffen, dass ihm für sein Engagement nicht allseitige Liebe entgegengeschlagen ist. Im Gegenteil.

Ein Stadion ist kein rechtsfreier Raum, auch wenn es – siehe Pyrotechnik – schwer bis unmöglich ist, das Recht stets durchzusetzen. Im Stadion wird geschimpft und gepöbelt – und das nicht selten auf eine derart geschmacklose und unerträgliche Art, dass es selbst hartgesottenen Fans die Scham ins Gesicht treibt. Hopp hat das nicht nur einmal erlebt.

Der juristische Kleinkrieg aber, den er vor allem gegen Anhänger von Borussia Dortmund geführt hat, ist ebenfalls beschämend. Zumal ihm der Deutsche Fußball-Bund (DFB) stets hilfreich zur Seite stand. Weil sich eine überschaubare Zahl an Dortmunder Fans daneben benommen hat, dürfen nun drei Jahre lang überhaupt keine Dortmunder zu den Spielen ihres Vereins in Sinsheim. Jemanden für das Fehlverhalten anderer zu bestrafen, ist nicht nur juristisch bedenklich; es ist auch ein Bruch des DFB mit seiner bisherigen Linie, der zuletzt bewusst von Kollektivstrafen abgesehen hat.

Beim DFB ist Hopp wohlgelitten

Aber anders als bei vielen Fans ist Dietmar Hopp im DFB eben wohlgelitten. Er hat von außen frisches Geld in den Fußball gepumpt. Hat die Nationalmannschaft vor der EM 2012 in seiner Hotelanlage logieren und ihr sogar einen neuen Trainingsplatz bauen lassen. Und SAP, von Hopp einst mitgegründet, zählt immer noch zu den Sponsoren des DFB.

Zum Glück war Uli Hoeneß nie so sensibel wie Dietmar Hopp. Sonst hätte vermutlich bis heute kein einziger Auswärtsfan ein Spiel seiner Mannschaft in der Münchner Arena sehen dürfen.

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