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Macht nicht immer Spaß, dieser Job. Augsburgs Trainer Manuel Baum.

© Imago/Krieger

Update

Schlechte Umgangsformen in der Fußball-Bundesliga: Das miese Spiel mit den Trainern

Den eigenen Trainer öffentlich zu kritisieren - das gehört in der Bundesliga nicht nur im Fall des in Hannover entlassenen Breitenreiter zum Alltagsgeschäft.

Die Worte, die Horst Heldt am Samstagabend in Dortmund von sich gab, ließen wenig Spielraum in der Frage nach der Zukunft des Trainers von Hannover 96. Der Manager des aktuellen Tabellenvorletzten der Fußball-Bundesliga sagte: „Wir werden in der Tat Klarheit schaffen, wenn wir Klarheit gefunden haben.“ Und einen Tag nach dem 1:5 bei Borussia Dortmund war André Breitenreiter dann auch kein Trainer mehr in Hannover. Die Entlassung Breitenreiters nach der zwölften Niederlage im 19. Punktspiel der Saison stand am Ende eines seltsam unwürdigen Schauspiels. Schon zum Ende der verkorksten Hannoveraner Hinrunde sprach Breitenreiter über atmosphärische Probleme innerhalb der Mannschaft. Dann strich er den Winterurlaub für die Spieler. Dann nahm Breitenreiter die Streichung des Winterurlaubs zurück. Zudem stritt er sich mit Klubboss Martin Kind vor Beginn der Rückrunde über etwaige Neuverpflichtungen. Nach der 0:1-Niederlage zum Auftakt gegen Werder Bremen und Berichten über eine bevorstehende Entlassung hatte Breitenreiter am vergangenen Donnerstag fehlende Rückendeckung von oben beklagt und war „enttäuscht“ von Kind und auch Manager Heldt.

Es gibt eben angenehmere Dinge, als in der Firma vom Chef oder Angestellten vor versammelter Belegschaft erklärt zu bekommen, was für ein Vollpfosten man doch ist. Im Berufsleben würde in so einem Fall von Mobbing geredet oder der Betriebsrat alarmiert. Das sind alles Regeln, die im Berufsfußball nicht greifen. Dort ist im Geschäft vieles erlaubt, insbesondere wenn es um Trainer geht, die keinen Erfolg haben und kurz vor der Demission stehen. André Breitenreiter musste und sein Augsburger Kollege Manuel Baum muss da viel erleiden.

Erst drei Trainerentlassungen gab es in der laufenden Saison in der Bundesliga

Bei Baum meutert jetzt sogar die Mannschaft öffentlich. Augsburgs Abwehrspieler Martin Hinteregger sagte am Sonnabend nach dem 0:2 bei Borussia Mönchengladbach: „Ich kann nichts Positives, aber auch nichts Negatives über den Trainer sagen.“ Rückendeckung oder Solidarität hören sich anders an. In Hannover wurde schon seit Wochen mit dem Trainer wenig feinfühlig umgegangen. Als er nach einem Bekenntnis zu André Breitenreiter gefragt wurde vor dem Spiel in Dortmund schimpfte Klubboss Kind: „Das ist eine freche Frage.“ 96-Sportdirektor Horst Heldt redete derweil von einem Endspiel - für den Trainer, zu dessen Zukunft er nichts sagen könne („Ich bitte um Verständnis“).

Bei Bayer Leverkusen waren sie dagegen in dieser Saison mit Worten eher sparsam, wenn es um den Arbeitsplatz des Trainers ging: So war im Dezember schon längst beschlossen, dass Heiko Herrlich gehen musste, bevor er mit dem Team 3:1 gegen Hertha BSC gewann. Nachfolger Peter Bosz stand bereits vor der Bayer-Tür. Herrlich hätte wohl auch 30:0 gegen die Berliner siegen können, es hätte nichts an seinem Rauswurf geändert.
Breitenreiter ist erst der dritte Trainer, der in der laufenden Saison in der Fußball-Bundesliga entlassen wurde – nach Tayfun Korkut (Stuttgart) und eben Heiko Herrlich in Leverkusen. Da wird es schwer, die Marke der letzten beiden Spielzeiten (jeweils neun pro Saison) noch zu erreichen. Aber vielleicht sind Entlassungen weniger schlimm als das unsägliche Spielchen mit oder eben ohne Worte. Ein klarer Schnitt im Arbeitsverhältnis mit dem Trainer ist für beide Seiten sicher befriedigender als so schräge Spielchen wie in Leverkusen, Augsburg und nun in Hannover.

So flott wie unlängst Bayer haben sie in Niedersachsen nicht einen Nachfolger parat. Als mögliche Kandidaten werden eigentlich alle Trainer genannt, die zur Zeit einen Job suchen. Mirko Slomka natürlich als alter Hannoveraner und unnatürlich auch Stefan Effenberg. Macht sich immer gut für eine Schlagzeile, der Effe. Mit wem auch immer, Hannover wolle „unbedingt auch nächstes Jahr“ in der ersten Liga spielen, sagt Horst Heldt.

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