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Auch Fans des polnischen Volleyballklubs Skra Belchatow protestierten gegen den Krieg in der Ukraine.

© imago images/Newspix

„Das ist eine absolute Sauerei“: Volleyballer protestieren gegen WM in Russland

Der Volleyball-Weltverband hält an der WM in Russland fest. Die Begründung: Sport sei unpolitisch. Dagegen setzen sich auch Berlins Volleyballer zur Wehr.

Es ist ein oft zitiertes Diktum, das in den vergangenen Tagen immer wieder zu lesen und zu hören war: Der Sport sei unpolitisch und sollte neutral bleiben. Auf diese Behauptung stützen sich im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg zahlreiche Verbände und Vereine, die ihre anstehenden Turniere (noch) nicht absagen wollen und eine eindeutige Stellungnahme vermeiden.

So auch der Volleyball-Weltverband, der verlauten ließ: „Der FIVB ist der Meinung, dass Sport immer von Politik getrennt bleiben sollte.“ Die geplante WM der Männer im Herbst solle deshalb wie geplant in Russland stattfinden.

Mit diesem Statement waren viele Volleyballer alles andere als einverstanden. Ruben Schott von den BR Volleys schrieb auf Twitter: „Wach auf FIVB! Ich weiß nicht, in welcher Welt ihr lebt, aber Sport wird in vielerlei Hinsicht als politisches Instrument benutzt. Aber natürlich ist es leichter zu sagen, dass Sport immer getrennt bleiben müsse von der Politik.“

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Sein Post stieß auf viel Zustimmung, wurde hundertfach geteilt. Und auch seine Teamkollegen zeigten sich solidarisch mit den Menschen in der Ukraine. Benjamin Patch etwa teilte Demonstrationsaufrufe und schrieb: „Wenn jemand aus der Ukraine eine Unterkunft sucht, schreibt mir bitte.“

Entgegen der Werte des Sports

Auch Volleys-Geschäftsführer Kaweh Niroomand hat eine eindeutige Meinung zu dem Thema: „Das ist eine absolute Sauerei. Dieser Verband ist nur auf Eigeninteressen ausgerichtet und macht mit den Vereinen und Verbänden, was er will. Mit dieser Stellungnahme fügt er dem Ansehen unseres Sports einen Riesenschaden zu.“ Er habe sich unglaublich darüber geärgert, insbesondere über die Behauptung, man habe mit der Politik nichts zu tun. „Es geht hier um einen Überfall. Das geht gegen die Werte des Sports, nämlich andere Menschen und deren Interessen zu respektieren, sie nicht zu überfallen und nicht zu töten. Sich in so einem Moment hinzustellen und zu behaupten, man wolle sich nicht einmischen, ist der größte Opportunismus.“

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Der Deutsche Volleyball-Verband hingegen hielt sich bisher mit einer klaren Positionierung zur WM zurück. In seiner Stellungnahme betonte er nur, dass er im Austausch mit weiteren Verbänden stünde und gemeinsam mit den Athlet*innen die richtigen Entscheidungen treffen wolle.

Gazprom finanziert russischen Spitzenklub

Die Volleys selbst reisten erst vor kurzem nach Russland, wo sie in der Champions-League gegen Zenit St. Petersburg antraten. Hauptsponsor des Klubs ist der russische Energiekonzern Gazprom, der hierzulande massiv in der Kritik steht und von Wladimir Putin benutzt wird, um seine wirtschaftliche und politische Macht auszubauen.

Dass sie im weiteren Verlauf der Champions League erneut gegen einen russischen Verein spielen müssen, erscheint angesichts der Tabellensituation eher unwahrscheinlich. Im Viertelfinale geht es für die Volleys erst einmal gegen Trentino aus Italien und damit rückt die Frage nach zukünftigen Gegnern in weite Ferne. Im letzten Jahr waren die Volleys nämlich gegen Trentino rausgeflogen.

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Zunächst stehen ohnehin erst einmal in der Bundesliga die ersten Play-off-Spiele gegen Giesen an. Die Hauptrunde beendeten die Volleys als Tabellenerster mit einem 3:1-Sieg gegen Friedrichshafen. Dass der FIVB die WM doch noch verlegt, erscheint inzwischen zumindest denkbar. So kündigte der Verband an, „die Situation weiterhin aufmerksam“ zu beobachten und andere Veranstaltungen, die in Russland stattfinden sollen, zu prüfen, darunter die WM.

Sollten neben Schott noch weitere Spieler Druck aufbauen und neben der französischen und der polnischen Nationalmannschaft weitere Teams sich weigern, gegen Russland zu spielen, wird eine Verlegung ohnehin unumgänglich.

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