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Die isländische Mauer steht. Argentinien und Ausnahmestürmer Lionel Messi taten sich gegen den WM-Neuling sehr schwer.

© REUTERS/Kai Pfaffenbach

WM 2018: Das erste Huh! Island spielt 1:1 gegen Argentinien

Bei ihrer ersten WM-Teilnahme stellen die Isländer dem Vize-Weltmeister ein Bein. Lionel Messi scheitert mit einem Elfmeter an Torwart Hannes Halldorsson.

Oben auf der Tribüne tanzte Diego Maradona, er suchte einen Zigarillo, schlug sich auf das Herz und winkte hinüber zu den argentinischen Fans. Das Spartak-Stadion war fest in argentinischer Hand. Aber als das Spiel vorbei war, tönte ein zartes „Huh!“ durch den Moskauer Norden. Island feierte die erste Überraschung bei dieser Weltmeisterschaft in Russland. Zur Premiere des kleinsten WM-Teilnehmers gab es ein 1:1 (1:1) gegen den WM-Zweiten von 2014. Die Isländer ließen sich auch durch einen frühen Rückstand durch Sergio Aguero nicht schrecken, kamen durch den Augsburger Alfred Finnbogason zum Ausgleich, hatten aber auch Glück, dass Argentiniens Weltstar Lionel Messi einen Elfmeter verschoss.

Argentinien gestaltete das Spiel zwar vom Anstoß bis in die Nachspielzeit hinein überlegen. Aber mal abgesehen von Messis missratenem Elfmeter hatten die Isländer die besseren Chancen, allesamt in der ersten Halbzeit, und was für welche! Schon in der Anfangsphase enteilte der Augsburger Alfred Finnbogason den argentinischen Verteidigern Nicolas Otamendi und Marcos Rojo, aber sein Schuss flog dann doch einen Meter über das Tor. Dieses Signal genügte zur nachhaltigen Verunsicherung der argentinischen Abwehr. Torhüter Willy Caballero, beim FC Chelsea nur in den Pokalspielen eingesetzt, spielte den folgenden Abstoß kurz auf Rojo, der wollte ihn zurückschieben, übersah dabei aber Gylfi Sigurdsson. Caballero grätschte in höchster Not dazwischen, aber der Ball fand seinen Weg zu Birkir Bjarnason, der aus zehn Metern das verführerisch offene Tor nicht traf.

Kurz darauf fabrizierte der verunsicherte Rojo einen weiteren Querschläger, diesmal aber zum Vorteil seiner Mannschaft. Der verunglückte Torschussversuch landete bei Sergio Aguero. Argentiniens einziger Stürmer drehte sich um Ragnar Sigurdsson und jagte den Ball mit dem linken Fuß hoch zum 1:0 in die linke Ecke. Kurz darauf trat auch Lionel Messi erstmals mit einem Torschuss in Erscheinung, er zirkelte den Ball ebendort hin, wo Aguero gerade reüssiert hatte, aber diesmal hatte Islands Torhüter Hannes Halldorsson das bessere Ende für sich.

Argentiniens Abwehr verteidigt vogelwild

Was aber nutzt alle Begabung im Angriff, wenn die eigene Abwehr vogelwild durcheinander rennt? Wann immer sich die Isländer dem argentinischen Tor näherten, zeitigte das Turbulenzen. So auch beim Ausgleich, er fiel nur vier Minuten nach der argentinischen Führung. Der Ball flipperte nach Gylfi Sigurdssons Schuss unkontrolliert durch den Strafraum und fiel vor die Füße von Finnbogason, der keine Mühe hatte, zum ersten isländischen Tor der WM-Geschichte zu vollenden. 

Kurz vor der Pause herrschte im argentinischen Strafraum noch zwei weitere Male ein heftiges Durcheinander. Beide Male hatte der überragende Gylfi Sigurdsson den Fuß im Spiel. Beim ersten Mal narrte der frühere Hoffenheimer die gesamte Abwehr, doch sein Schuss geriet ihm zu sanft. Beim zweiten Mal schoss er zwar hart und direkt, aber auch knapp am Tor vorbei. 

Argentinien mühte sich weiter, zog zeitweise einen Belagerungsring um den isländischen Strafraum, aber der Ertrag allen Aufwandes blieb bescheiden. Mit hohem Laufaufwand verengten die Isländer den Raum, Messi hatte es fast immer mit zwei, drei Gegenspielern zu tun. Der Jahrhundertspieler hatte viele Ballkontakte, lief sich aber immer wieder fest. Und dann war da noch der Elfmeter. Eher zufällig zustande gekommen, weil Hordur Magnusson nach gut einer Stunde denkbar ungeschickt in die Beine von Maximiliano Meza lief. Messi schritt zur Exekution und schoss sanft, halbhoch und unplatziert – genauso, wie es ein Torhüter mag. Halldorsson hatte keine Mühe, den Ball ins Feld zurückzuboxen. 

Die Isländer kamen nun kaum noch über die Mittellinie. Einmal hatten sie Glück, dass Schiedsrichter Szymon Marciniak nach einem klaren Foul von Birkir Saevarsson an Cristian Pavon keinen weiteren Elfmeter verhängen wollte. Dann schoss Messi knapp vorbei, der Ring zog sich immer weiter zu. Gonzalo Higuain kam als zweiter Stürmer, Halldarsson parierte einen Schuss von Pavon. In der Nachspielzeit hätte es Messi dem Portugiesen Cristiano Ronaldo gleichmachen können und mit einem verwandelten Freistoß alles zum Guten wenden können. Aber der Ball schaffte es nicht über die isländische Mauer und dann war Schluss. Zeit für ein Huh!

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