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Es hat gereicht: Nach dem 33. Spieltag gegen den 1. FC Köln steht fest, dass Hertha BSC nicht absteigt.

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Dardai-Rückkehr, Quarantäne, Klassenerhalt: Alles außer langweilig - So kurios verlief die Saison von Hertha BSC

Hertha BSC blieb weit hinter den eigenen Erwartungen zurück und steckte im Abstiegskampf. Am Ende wurde mit Trainer Dardai die Klasse gehalten. Ein Rückblick.

Die Saison war kürzer als sonst. Wegen der Coronavirus-Pandemie fing sie später an, es gab quasi keine Winterpause. Insgesamt dauerte sie nur gut acht Monate.

Doch für Hertha BSC hatte es die Saison in sich wie kaum eine davor. Hier ein Rückblick auf die Spielzeit des Berliner Fußball-Bundesligisten:

11. September 2020: „Das fängt ja gleich schlecht an“, titelt diese Zeitung. Nach einer spektakulären Partie verabschiedet sich Hertha BSC mit 4:5 bei Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig aus dem DFB-Pokal. Das erste Gegentor der neuen Saison gab es nach 63 Sekunden.

19. September: Auf schlecht folgt viel besser. „Das ist ein guter Anfang“, sagt Trainer Bruno Labbadia nach dem 4:1 bei Werder Bremen im ersten Bundesligaspiel.

Gegen Eintracht Frankfurt dürfen Zuschauer ins Stadion.
Gegen Eintracht Frankfurt dürfen Zuschauer ins Stadion.

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25. September: Gegen Eintracht Frankfurt dürfen 4000 Zuschauer ins Olympiastadion. Wie auch im Oktober gegen den VfB Stuttgart. Es sind die beiden einzigen Heimspiele der Saison vor Publikum, Hertha verliert 1:3 und 0:2.

4. Oktober: Ein starker Auftritt beim FC Bayern! Nach 0:2 und 2:3 trifft der eingewechselte Jessic Ngankam in der 88. Minute zum 3:3. Aber Robert Lewandowski macht weit in der Nachspielzeit mit seinem vierten Tor im Spiel per Foulelfmeter das 4:3. Torwart Alexander Schwolow ist bedient: „Wir stellen uns zu dämlich an.“

25. Oktober: Bei der wegen der Coronavirus-Pandemie im Olympiastadion stattfindenden Mitgliederversammlung wird Präsident Werner Gegenbauer wiedergewählt. Doch ohne Gegenkandidat erhält er nur 54 Prozent der Stimmen. Das ist sein mit Abstand schlechtestes Ergebnis seit der ersten Wahl 2008. Ein sehr gutes Ergebnis verzeichnet dagegen Anne Jüngermann, die erstmals ins Präsidium gewählt wird. Sie ist dort die einzige Frau.

7. November: Der Nebel hängt tief im Augsburger Stadion, aber Hertha gewinnt zum ersten Mal nach sechs Wochen, und das souverän 3:0 beim FCA. Labbadia feiert seinen 100. Sieg als Bundesligatrainer.

1. Dezember: Carsten Schmidt, früher Chef bei Sky, tritt seine Tätigkeit als neuer Vorsitzender der Geschäftsführung an.

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4. Dezember: Hertha gerät im Derby gegen den 1. FC Union in Rückstand, profitiert von der frühen Roten Karte gegen Unions Robert Andrich und gewinnt 3:1.

Trainer Labbadia sauer auf Matheus Cunha

20. Dezember: Das letzte Spiel des Jahres endet 1:4 beim SC Freiburg. Trainer Labbadia kritisiert Mittelfeldspieler Matheus Cunha. Vor allem die Körpersprache verärgert ihn: „Das ist für mich unterirdisch. Er zieht sich selbst runter. Das muss er schleunigst verändern.“

2. Januar 2021: Das neue Jahr beginnt für die Berliner erfreulich. Sie schlagen den Tabellenletzten FC Schalke 04 deutlich 3:0.

15. Januar: Die „Berliner Morgenpost“ berichtet über eine von Carsten Schmidt gestartete Mitarbeiterumfrage, als Teil des Projektes „Goldelse“. Von Hertha heißt es dazu: „Wir müssen uns als Gesamtverein in allen Bereichen verbessern, dafür haben wir diesen internen Prozess professionell initiiert und werden ihn mit der Unterstützung aller im Klub effizient und fokussiert durchführen.“

23. Januar: Gegen Gegner aus den unteren Tabellenregionen liefert Hertha teils erschütternde Leistungen ab. Kurz nach dem 1:4 gegen Werder Bremen an einem kalten Samstagabend im Olympiastadion meldet die „Bild“-Zeitung, dass Labbadia gehen muss. Bei Sky wird der Trainer im Interview nach dem Spiel damit konfrontiert.

1:4 gegen Werder: Es ist das letzte Spiel bei Hertha für Michael Preetz (li.) als Manager und Bruno Labbadia als Trainer.
1:4 gegen Werder: Es ist das letzte Spiel bei Hertha für Michael Preetz (li.) als Manager und Bruno Labbadia als Trainer.

© Imago/Nordphoto

24. Januar: Der Verein entlässt Labbadia. Schmidt entschuldigt sich dafür, dass es der Coach am Abend zuvor zuerst aus den Medien erfahren hat. Das sei „eine Schlechtleistung von Hertha BSC“ gewesen. Michael Preetz muss ebenfalls gehen, nach einem Vierteljahrhundert im Verein, davon fast die Hälfte als Manager. Sportdirektor Arne Friedrich übernimmt seine Aufgaben bis zum Saisonende.

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25. Januar: Pal Dardai, Trainer der U16, übernimmt beim Tabellen-14. das Traineramt. „Rückkehr eines Legende“, lautet die Überschrift im Tagesspiegel. Co-Trainer des Rekordspielers wird Andreas „Zecke“ Neuendorf. Der „Kicker“ berichtet einige Tage später über eine Vertragsklausel, wonach Dardai im Schnitt 1,5 Punkte pro Spiele holen müsse, damit sich sein Vertrag als Cheftrainer um eine Saison verlängert.

30. Januar: Dardai nimmt im ersten Spiel seiner zweiten Amtszeit sechs Veränderungen in der Startelf vor, unter anderem rückt Rune Jarstein ins Tor. Hertha spielt bei Eintracht Frankfurt ordentlich, geht 1:0 in Führung, verliert aber 1:3. „Es war alles okay, nur das Ergebnis nicht“, bilanziert Dardai.

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1. Februar: Ein Weltmeister kommt nach Westend! Sami Khedira unterschreibt einen Vertrag bis zum Saisonende. Khedira war zuvor bei Juventus Turin, hat dort aber seit über einem Jahr wegen Verletzungen so gut wie gar nicht gespielt.

6. März: Im sechsten Spiel unter Dardai gibt es den ersten Sieg. Dodi Lukebakio verwandelt in der 89. Minute einen Foulelfmeter zum 2:1 gegen Augsburg.

10. März: Im Magazin „Horizont“ verkündet CEO Schmidt ein großes Ziel für die Zukunft: „Wir wollen die größte Aufholjagd, die der deutsche und vielleicht der internationale Fußball je erlebt hat.“

21. März: Aufholen muss Hertha auch in der Liga. Weil der FSV Mainz 05 bei der TSG Hoffenheim gewinnt, rutschen die Berliner kurz vor dem Anpfiff gegen Bayer Leverkusen auf Rang 17 ab. Doch die Mannschaft zeigt eine Reaktion – Endstand 3:0. Es ist das erste von acht ungeschlagenen Spielen in Folge.

4. April: Im Derby steht Alexander Schwolow im Tor, da sich Rune Jarstein mit dem Coronavirus infiziert hat. Hertha spielt wenig überzeugend, holt aber immerhin ein 1:1 bei Union.

5. April: Am Ostermontag sorgt ein Interview von Torwarttrainer Zsolt Petry in der ungarischen Zeitung „Magyar Nemzet“ für mächtig Wirbel. Petry hat dort diskriminierende Äußerungen zu den Themen Homosexualität und Zuwanderung getätigt. Einen Tag später trennt sich der Klub von Petry. Die Aussagen entsprächen „insgesamt nicht den Werten von Hertha BSC“, sagt Schmidt.

14. April: Nun ist es fix: Fredi Bobic kommt aus Frankfurt zu Hertha. Er wird ab dem 1. Juni Geschäftsführer Sport.

Drei Spiele von Hertha BSC werden abgesagt

15. April: Am Vormittag teilt der Verein mit, dass es drei positive Coronatests gegeben habe, unter anderem bei Trainer Dardai. Das Spiel beim FSV Mainz 05 drei Tage später soll trotzdem stattfinden, Sportdirektor Friedrich übernimmt das Training. Am späten Abend folgt die Mitteilung, dass auch Marvin Plattenhardt positiv getestet wurde. Das gesamte Team muss zwei Wochen in häusliche Quarantäne, die nächsten drei Bundesligaspiele werden abgesagt.

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24. April: Die Konkurrenz punktet zum Teil sehr fleißig, Hertha kann nur zuschauen. Folge: Tabellenplatz 17.

1. Mai: Hertha schafft eine neue Stelle: Dirk Dufner wird ab Juli Kaderplaner.

3. Mai: Sechs Spiele in 20 Tagen warten. Die Aufholjagd beginnt in Mainz. Beim 1:1 erzielt Lucas Tousart sein erstes Bundesligator. Dardai ist zufrieden: „Das war mehr, als ich erwartet hatte.“

5. Mai: Ex-Profi und Sky-Experte Dennis Aogo veröffentlicht bei Instagram eine irrtümlich an ihn gesendete Nachricht von Jens Lehmann. Darin fragt der frühere Nationaltorwart mit einem lachenden Smilie: „Ist Dennis eigentlich euer Quotenschwarzer?“ Schnell teilt die Tennor Holding von Investor Lars Windhorst mit, dass Lehmann nicht mehr länger ihr Berater sei. Damit verliert er auch seinen Platz in Herthas Aufsichtsrat.

9. Mai: Gegen Arminia Bielefeld reicht es nur zu einem 0:0, aber die Mannschaft bleibt auf Kurs Richtung Klassenerhalt. Es ist das dritte Spiel der Woche, die Personalsorgen nehmen zu: Matheus Cunha, Jhon Cordoba und Maximilian Mittelstädt verletzen sich und werden in der Saison nicht mehr zum Einsatz kommen. Zudem zieht sich Torwarttrainer Ilja Hofstädt beim Aufwärmen der Torhüter einen Achillessehnenriss zu.

Jessic Ngankam erlöst Hertha auf Schalke

12. Mai: Das wohl wichtigste Tor der Saison erzielt Stürmer Jessic Ngankam: Dem 20-Jährigen, seit bald 15 Jahren im Verein, gelingt bei Schalke 04 der Siegtreffer zum 2:1. In der Nachspielzeit trifft Schalke zwei Mal den Pfosten. Zuvor war Dodi Lukebakio vom Platz gestellt worden. „Jetzt kommt der böse Trainer zu ihm. Irgendwann reicht es mit nett sein“, schimpft Dardai.

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15. Mai: Ein Torschuss gegen den 1. FC Köln, ein Punkt gegen den 1. FC Köln. 0:0, das reicht am 33. Spieltag zum Klassenerhalt. Seit der Rückkehr aus der Quarantäne hat Dardais Team in fünf Spielen neun Punkte geholt.

19. Mai: Auf einer Pressekonferenz erklärt Sami Khedira, dass er im Alter von 34 Jahren zum Saisonende seine Karriere beendet.

22. Mai: Bei der TSG Hoffenheim verliert Hertha durch einen Gegentreffer in der Nachspielzeit 1:2. Damit endet diese denkwürdige Saison auf Platz 14 (35 Punkte, 41:52 Tore). Ob Dardai die Mannschaft auch in der kommenden Spielzeit trainiert, ist bisher noch offen.

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