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Kann (noch) lachen. Cristiano Ronaldo (l.) und seine Portugiesen müssen gegen den Iran mindestens einen Punkt holen, um ins Achtelfinale einzuziehen.

© Estela Silva/LUSA/dpa

Fußball-WM 2018: Cristiano Ronaldo muss noch zittern

In Gruppe A geht es zwischen Uruguay und Russland um Platz eins, in Gruppe B um die große Chance eines Außenseiters. Alle Infos zu Tag 12 der Fußball-WM 2018.

Gruppe A: Saudi-Arabien - Ägypten, 16 Uhr, ZDFinfo

Saudi-Arabien: Eigentlich hätte die Begegnung zu einem schönen Schaulaufen werden können. Beide Mannschaften sind in der Gruppe A bereits sicher ausgeschieden. Die Bemerkungen von Turki Al-Asheikh, einem ranghohen saudischen Sportfunktionär, sorgen im Vorfeld der Partie jedoch für erhitzte Gemüter. „Möge Allah dich nach der Weltmeisterschaft heilen“, äußerte sich Al-Asheikh vor WM-Beginn über den damals noch verletzten Mohamed Salah.

1999 trafen die beiden Mannschaften zuletzt in einem Pflichtspiel aufeinander. Beim Confed Cup in Mexiko gewannen die Saudis mit 5:1. Stürmer Marzouk Al-Otaibi, der im Alter von 42 Jahren immer noch in Katar Fußball spielt, trug sich viermal in die Torschützenliste ein. Was etwas damit zu tun gehabt haben könnte, dass drei ägyptische Spieler vom Platz gestellt wurden.

So wollen sie spielen: Al-Owais - Al-Schahrani, Al-Boleahi, O. Hausawi, Al-Buraik - Al-Moghawi, Atif, Al-Dausari, Al-Faradsch, Al-Muwallad - Al-Sahlah.

Ägypten: Für Mohamed Salah ist die WM bisher ein gebrauchtes Turnier gewesen. An seinem 26. Geburtstag ließ ihn Trainer Hector Cuper 90 Minuten auf der Bank schmoren, während seine Mannschaft im Auftaktspiel 0:1 gegen Uruguay unterlag. Sein Treffer gegen Russland konnte das Vorrunden-Aus nicht verhindern und jetzt wurde Salah vom Präsidenten Tschetscheniens, Ramsan Kadyrow, auch noch zum tschetschenischen Ehrenbürger ernannt.

Sechs WM-Spiele haben die Ägypter bei ihren drei Endrundenteilnahmen 1934, 1990 und 2018 bisher bestritten. Dabei reichte es lediglich für zwei Unentschieden und vier Niederlagen. Ein Sieg war noch nicht dabei. Mehr Weltmeisterschaftspartien ohne Dreier hat nur Honduras bestritten. Die Zentralamerikaner konnten von neun Partien keine einzige gewinnen. Wir finden: Die ägyptische WM-Bilanz ist eher so Salah.

So wollen sie spielen: Al-Hadari - Abdel-Schafi, Gabr, Hegasi, Fathi - Elneny, Hamed - Trezeguet, Said, Salah - Mohsen.

Uruguay - Russland, 16 Uhr, ZDF

Uruguay: Durch seinen Treffer gegen Saudi-Arabien wurde Luis Suarez zum ersten Nationalspieler Uruguays, der bei drei verschiedenen Weltmeisterschaften ein Tor erzielen konnte. Es war sein 52. Tor im 100. Länderspiel. Sollte der Stürmer während der WM eine Rote Karte sehen, könnte er auch der erste Vertreter seines Landes werden, der bei drei Weltmeisterschaften vom Platz geflogen ist.

Im Spiel um den Gruppensieg muss Uruguay auf Abwehrspieler José Maria Giménez verzichten, der mit einer Oberschenkelverletzung ausfällt. Bitter für die Mannschaft von Oscar Tabarez, die offensiv bisher wenig auf die Beine gestellt hat. Schließlich ist der junge Innenverteidiger von Atletico Madrid für die Hälfte aller Tore verantwortlich, die Uruguay bei der diesjährigen Weltmeisterschaft erzielt hat: 2.

So wollen sie spielen: Muslera - Cáceres, Godin, Coates, Varela - Laxalt, Bentancur, Vecino, Sanchez - Cavani, Suarez.

Russland: Keine Mannschaft ist bei der WM bisher so viel gelaufen wie die russische. Gegen Saudi-Arabien liefen die Russen insgesamt zwölf Kilometer mehr als ihr Gegner. Das ruft Skeptiker auf den Plan, die ein Doping-Vergehen für möglich halten. Den russischen Teamarzt Eduard Bezuglov bringt das auf die Palme. Er hält dagegen: „Ich wette um eine Flasche Milch, dass wir öfter getestet wurden als die Engländer.“ Gewagter Einsatz.

Das bisher einzige Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften bei einem Freundschaftsspiel im Mai 2012 endete mit einem 1:1-Unentschieden. Da die Sbornaja das deutlich bessere Torverhältnis hat (8:1), würde Russland eine Wiederholung dieses Ergebnisses zu Platz eins in Gruppe A reichen. Der war allerdings noch nie so unerheblich. Denn im Achtelfinale wartet Spanien. Oder Portugal.

So wollen sie spielen: Akinfejew - Schirkow, Ignaschewitsch, Kutepow, Fernandes - Sobnin, Gasinski, Tscheryschew, Golowin, Samedow - Dsjuba.

Kritisch. Saul Niguez (l.) im Zweikampf mit Sergio Busquets.

© Stringer/Reuters

Gruppe B: Spanien - Marokko, 20 Uhr, ZDF

Spanien: Die Entlassung von Julen Lopetegui wirkt in Spanien immer noch nach. Viele halten die Reaktion des spanischen Fußballverbands für überzogen. Jetzt äußerte sich auch der noch nicht zum Einsatz gekommene Mittelfeldspieler Saul Niguez kritisch zu dem Rauswurf: „Julen hätte es verdient gehabt, weiterzumachen.“ Seine Chancen bei Interimstrainer Fernando Hierro hat der Mann von Atletico Madrid damit wohl eher nicht erhöht.

Viel hat die spanische Nationalmannschaft von den anderen Partien bei der Weltmeisterschaft nicht mitgekriegt. Meistens konnten die Iberer nur das spätere der beiden Abendspiele im Fernsehen verfolgen. Denn die Partien um 17 Uhr deutscher Ortszeit kollidieren mit den Trainingszeiten der Spanier. Und die Spiele um 14 Uhr? „Da machen wir Siesta“, klärt Mittelfeldmann Koke auf. Man muss eben Prioritäten setzen.

So wollen sie spielen: De Gea - Carvajal, Piqué, Ramos, Alba - Busquets, Koke, Silva, Thiago, Isco - Costa.

Marokko: Bisher stehen die Marokkaner nach zwei Spielen mit null Punkten und null Toren da und auf den ersten Blick macht ihre Statistik bei Weltmeisterschaften wenig Hoffnung auf Besserung. Nur zwei ihrer letzten 15 WM-Spiele konnten die Nordafrikaner für sich entscheiden. Aber: Die beiden Siege gelangen 1986 gegen Portugal und 1998 gegen Schottland jeweils im letzten Gruppenspiel. Obacht, Spanien!

Wenn es nach den marokkanischen Anhängern geht, sind die Schiedsrichter am frühen Ausscheiden ihrer Mannschaft schuld. Gegen Portugal hätte es ihrer Meinung nach einen Elfmeter für die „Löwen vom Atlas“ geben müssen. Nun ruft eine Fanseite der marokkanischen Nationalmannschaft auf Facebook dazu auf, aus Protest gegen die Fifa mit einem schwarzen Trauerflor ins Stadion zu gehen. Wie sagt man „Zweckentfremdung“ auf Arabisch?

So wollen sie spielen: Munir - Dirar, Benatia, Saiss, Hakimi - El Ahmadi, Boussoufa - Amrabat, Belhanda, Ziyech - El Kaabi.

Iran - Portugal, 20 Uhr, ZDFinfo

Iran: Strenggenommen hat der Iran kein eigenes Tor bei dieser WM geschossen. Trotzdem hat das Team drei Punkte auf dem Konto und damit Chancen auf den ersten Einzug ins Achtelfinale in der Geschichte des iranischen Fußballs. Dazu wird es wohl einen Sieg brauchen. Das Aufeinandertreffen bei der WM 2006 entschieden die Portugiesen mit 2:0 für sich. Einer der Torschützen: Cristiano Ronaldo. Schlechter ist er seitdem nicht unbedingt geworden.

Carlos Queiroz, der Name lässt es bereits erahnen, kommt nicht aus dem Iran. Der Nationaltrainer ist Portugiese und befindet sich damit in einer Zwickmühle. Schließlich saß er 2010 noch für sein Heimatland auf der Trainerbank. Davon will Queiroz allerdings nichts hören: „Ich bin Coach des Irans und ich werde jetzt nicht sentimental.“ Ganz schön abgeklärt für einen Trainer, der schon zurücktreten wollte, weil er sich zu harsch kritisiert fühlte.

So wollen sie spielen: Beiranvand - Hajsafi, Hosseini, Pouraliganji, Rezaeian - Ezatolahi, Ebrahimi, Amiri, Ansarifard, Jahanbakhsh - Azmoun.

Portugal: Sollten die Portugiesen gegen den Iran gewinnen und dabei dasselbe Ergebnis erzielen wie ihre iberischen Nachbarn im Parallelspiel, muss die Fair-Play-Tabelle darüber entscheiden, wer Gruppenerster wird. Dann wären Punkte und Torverhältnis identisch. Aktuell liegen die Spanier diesbezüglich vorne. Sie haben erst eine Gelbe Karte auf ihrem Konto. Ronaldo wird also auf einen oberkörperfreien Torjubel verzichten müssen.

Rui Patricio wird in der nächsten Saison für den Premier-League-Aufsteiger Wolverhampton Wanderers das Tor hüten. Wenn er das Niveau aus den ersten beiden WM-Spielen halten kann, bekommen die „Wolves“ einen hervorragenden Torhüter. Eingewöhnungsschwierigkeiten sollte er keine haben. Schließlich ist nicht nur der Trainer Portugiese, sondern auch sechs seiner Mitspieler. Von denen es keiner in den WM-Kader geschafft hat.

So wollen sie spielen: Rui Patricio – Guerreiro, Fonte, Pepe, Soares – Carvalho, Moutinho, Mario, B. Silva - Ronaldo, Guedes. (Tsp)

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