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Auch beim Breitensport gibt es sexualisierte Gewalt.

© dpa

Bundesweit größte Studie zum Breitensport: Jeder Vierte im Sportverein erlebt sexualisierte Grenzverletzung

Sexualisierte Gewalt und Belästigung gehören in Sportvereinen zum Alltag. Das ist das Zwischenergebnis einer bundesweiten Studie zum Breitensport.

Sexualisierte Grenzverletzungen oder Belästigungen, aber auch sexualisierte Handlungen sind in deutschen Sportvereinen alltägliche Erfahrungen. Das hat in einem Zwischenergebnis die bundesweit erste Breitensport-Studie zum Forschungsprojekt „SicherImSport“ der Universitäten Wuppertal und Ulm ergeben. An der Studie nahmen zwischen 15. März 2021 und 31. August 2021 bundesweit 4367 Mitglieder aus Sportvereinen teil.

Das Durchschnittsalter der Befragten beträgt 41,6 Jahre. Die Teilnehmer waren zwischen 16 und 91 Jahre alt, 53 Prozent waren Männer, 46 Prozent Frauen, 0,5 Prozent divers.

26 Prozent berichten von Grenzverletzungen

Die Mehrheit der Befragten gab an, mit dem Vereinssport insgesamt „allgemein gute bis sehr gute Erfahrungen“ gemacht zu haben. Allerdings berichten rund 26 Prozent jeweils von mindesten einer sexualisierten Grenzverletzung oder Belästigung (ohne Körperkontakt) im Kontext des Vereinssports, beispielsweise in Form von anzüglichen Bemerkungen oder unerwünschten Text-/Bildnachrichten mit sexuellen Inhalten.

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Rund 19 Prozent erzählten von mindestens einer sexualisierte Belästigung ohne oder auch mit Körperkontakt, zum Beispiel sexuelle Berührungen oder sexuelle Handlungen gegen den Willen des Betroffenen.

37 Prozent haben körperliche Gewalt erlebt

37 Prozent der Befragten erklärten, sie hätten mindestens einmal körperliche Verletzungen oder Gewalt erlebt, sie geschüttelt oder geschlagen worden. Je höher das sportliche Leistungsniveau ist, desto größer ist das Risiko, von Belästigung oder Gewalt betroffen zu sein.

84 Prozent der Befragten, die auf internationaler Ebene im Leistungssport aktiv waren, erzählten von mindestens einer Erfahrung von Belästigung oder Gewalt. Im Freizeit- oder Breitensport betreffen diese Punkte 53 Prozent der Befragten.

Zwölf Landesportbünde haben sich an der Studie beteiligt

Zwölf Landessportbünde, darunter der Landessportbund (LSB) Berlin, haben sich an dieser Studie beteiligt. Der LSB Berlin hat nach Angaben von LSB-Sprecher Oliver Weiss „alle unsere 53 Sportfachverbände, elf Bezirkssportbünde sowie alle 2388 Vereine mehrfach angeschrieben sowie auf allen unseren Kanälen für eine Teilnahme an der Studie geworben“.

Zum Spitzensport gab es bereits 2016 eine Untersuchung über sexualisierte Gewalt. Die aktuelle Studie zum Breitensport, die größte Untersuchung zu diesem Thema in Deutschland, soll bis zur Jahresmitte 2022 abgeschlossen sein. Für die einzelnen Landessportbünde gab es keine gesonderten Zahlen.

LSB Berlin entwickelte ein Kinderschutzsiegel

Der Landessportbund Berlin bietet nach Angaben von LSB-Sprecher Weiss „seit mehreren Jahren präventive Maßnahmen für seine Verbände und Vereine zum Kinderschutz an und erweitert dieses Engagement kontinuierlich“.

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Der LSB habe im vergangenen Jahr ein Kinderschutzsiegel entwickelt und es Anfang 2021 an erste Vereine und Verbände vergeben. Zudem habe er die Position eines Kinderschutzbeauftragten auf eine volle Stelle aufgestockt sowie weitere Kapazitäten zur Prävention sexualisierter Gewalt bei Erwachsenen geschaffen. Das Kinderschutzsiegel wurde bisher an den Landestanzsportverband und an den Berliner Turn- und Freizeitsportverband sowie zwölf Vereine verliehen.

LSB Berlin veranstaltet Konferenzen zum Kinderschutz

Zudem, teilte Weiss mit, veranstalte der LSB regelmäßig Regionalkonferenzen zum Kinderschutz, Netzwerktreffen, Runde Tische, Fortbildungen, Workshops, Schulungen und Informationsveranstaltungen. Übungsleitungslizenzen würde nur noch bei Vorlage eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses erteilt beziehungsweise verlängert.

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