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Mit Neuzugang Sven Michel von Union Berlin möchten sich die Augsburger im Bundesliga-Mittelfeld etablieren.

© Imago/Krieger

Bundesliga-Saisonvorschau (4): Der FC Augsburg will mehr als Abstiegskampf

Der FC Augsburg blieb in der vergangenen Saison mal wieder nur mit Ach und Krach erstklassig. In der neuen Spielzeit soll nun aber wirklich alles anders werden.

Von Günter Klein

Am 18. August beginnt die neue Saison in der Fußball-Bundesliga. In unserer Serie testen wir auch in diesem Jahr wieder die Stärken und Schwächen der Vereine. Im vierten Teil ist der FC Augsburg an der Reihe, der sich als mittlerweile etablierter Erstliga-Verein endlich nach oben orientieren will.

Was hat sich verbessert?

Der FC Augsburg war dafür gefürchtet, dass er personelle Entscheidungen lange vor sich herschob und es etwa verpasste, Abschiede von verdienten Spielern angemessen zu gestalten. In diesem Punkt hat der Klub seine Strategie komplett geändert. Schon zu Beginn der jetzigen Saison teilte er den Spielern, die ins letzte Vertragsjahr gehen, mit, wer ein neues Angebot zur Verlängerung bekommen wird und wer nicht.

Zu denen, für die es über 2024 hinaus keine Zukunft in Augsburg geben wird, zählt auch der im Januar 2016 verpflichtete Innenverteidiger Jeffrey Gouweleeuw, der die vergangenen Jahre Kapitän war. Die Kommunikation des FCA soll klar und fair sein und die Saison frei von Spekulationsgeräuschen. Weitere Botschaft: Die Umstrukturierung des Teams, begonnen vor zwei Jahren mit ersten Verpflichtungen aus dem Pool der deutschen U21-Nationalspieler, läuft planmäßig weiter.

Wer sind die Neuen?

Im Januar hat der FC Augsburg sieben Verpflichtungen auf dem internationalen Markt getätigt, Perspektivspieler aus Frankreich, Belgien, Portugal, Kroatien geholt, teilweise auf Leihbasis. Lediglich bei Kelvin Yeboah konnte – mit dem CFC Genua – keine weitere Einigung erzielt werden. Die anderen sechs sind geblieben, Arne Engels und Dion Beljo mit Stammplatz-Aussicht, Irvin Cardona, David Colina und Renato Veiga sind nahe dran.

2011
Jahr, seitdem der FC Augsburg ununterbrochen in der höchsten deutschen Spielklasse dabei ist.

Im Sommer hat Augsburg den schon länger angestrebten ablösefreien Transfer von Torhüter Finn Dahmen aus Mainz realisiert und drei interessante Akteure aus der Zweiten Liga geholt und bei den Darmstädtern Patric Pfeiffer und Phillip Tietz sowie dem Karlsruher Tim Breithaupt interessierte Bundesliga-Konkurrenz ausgestochen. Der einzige Neue, der nicht ins klassische Beuteschema vom Anfang- bis Mittzwanziger passt, ist der 33-jährige Stürmer Sven Michel vom 1. FC Union, der aber das Potenzial hat, vom Publikum geliebt zu werden – wie sich beim 3:1-Testspielsieg über Ajax Amsterdam mit zwei Treffern des emsigen Michel zeigte. 

Wer hat das Sagen?

In den Personalplanungen richtet sich der FCA sehr stark nach den Wünschen seines Trainers Enrico Maaßen, der in sein zweites Jahr geht. Auch als die Augsburger im April, Mai kaum noch gewannen und in Abstiegsgefahr gerieten, kam kein Zweifel am jungen Coach auf. Innerhalb der Mannschaft drängt Ex-U21-Europameister Niklas Dorsch nach einem Jahr voller Verletzungen vom Schlüsselbein- bis zum Mittelfußbruch in die Führungsrolle. 

Was ist in dieser Saison möglich?

Der Satz „Wir müssen wieder drei Klubs finden, die hinter uns stehen“, der ein Standard im Repertoire von Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter war, gilt nicht mehr. Der FCA will mehr als den steten Abstiegskampf, er steht vor seinem 13. Bundesligajahr und hat die Struktur, um sich ähnlich wie der FSV Mainz 05 in den Top Ten festzusetzen.

Stefan Reuter (rechts) leitet als Geschäftsführer die Geschicke beim FCA – hier im Gespräch mit Trainer Enrico Maaßen.
Stefan Reuter (rechts) leitet als Geschäftsführer die Geschicke beim FCA – hier im Gespräch mit Trainer Enrico Maaßen.

© Imago/Krieger

Der Klub glaubt, seinem Ideal einer Mannschaft, für die der FC Augsburg mehr ist als eine Durchgangsstation, näher gekommen zu sein. Innerlich verabschiedet hat man sich daher bereits von Felix Uduokhai, dem talentierten Innenverteidiger, der über 2024 hinaus nicht verlängern will, und von dem in einem Jahr Augsburg zum Nationalspieler gewordenen Mergim Berisha.

Beim Mittelstürmer hat der FCA die Kaufoption über vier Millionen Euro gezogen (bei Fenerbahce Istanbul) und möchte einen schnellen Gewinn durch einen Weiterverkauf realisieren. Sollte der von sich überzeugte, aber häufig verletzte Berisha mangels Angeboten bleiben müssen, könnte dies das Betriebsklima negativ beeinflussen. Kleines Problem zum Bundesligastart: Patric Pfeiffer, ansonsten gesetzt, wird die ersten drei Spiele wegen einer Sperre aus der Zweiten Liga verpassen.

Und sonst?

Für die Vierten Offiziellen in der Bundesliga wird die Arbeit mit Augsburg entspannter. Denn der emotionale Stefan Reuter zieht sich von der Bank zurück. Dort sitzt fortan ein Sportdirektor: Marinko Jurendic, aus Zürich gekommen. Und: Der FCA ist aus der Sache Ricardo Pepi finanziell halbwegs unbeschadet herausgekommen. Den 2022 für 16 Millionen geholten US-Amerikaner, der in der Bundesliga überhaupt nicht zurechtkam, verkaufte man für elf Millionen plus 20-prozentiger Beteiligung an künftigen Transfererlösen an PSV Eindhoven.

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