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Herzlich gute Stimmung. Stefan Kießling (l.) nach seinem Treffer zum 5:0 beim DFB-Pokalspiel in Waldalgesheim mit Trainer Roger Schmidt

© dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (15): Bayer Leverkusen: Türkisch-griechische Allianz

Am 22. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 52. Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 15: Bayer Leverkusen.

Was hat sich verbessert?

Leverkusen spielt mit dem neuen, aus Salzburg verpflichteten Trainer Roger Schmidt schöneren Fußball als im Vorjahr. Zumindest, wenn es so funktioniert, wie es sich die Klubführung vorstellt. Möglichst sollte die Saison auch glatter laufen und Jugendtrainer Sascha Lewandowski nicht wieder als Retter einspringen müssen. Der Klub kaufte ordentlich ein. Laut Sportchef Rudi Völler verfügt er „über den in der Breite besten Kader, den wir je hatten“. So darf Schmidt den teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte trainieren. Der in Mannheim geborene Türke Hakan Calhanoglu, 20, kam für etwa 14 Millionen Euro vom HSV. Karim Bellarabi kehrte aus Braunschweig zurück, Kyriakos Papadopoulos wurde vom FC Schalke 04 ausgeliehen, um nur ein paar namhafte Neue zu nennen.Schmidt, in Leverkusen der achte Cheftrainer in zehn Jahren, verordnete seinem Team wie gewünscht ein offensiveres Spielsystem als Vorgänger Sami Hyypiä. Möglich ist ein 4-2-2-2 oder auch ein 4-2-3-1, in dem Stefan Kießling ganz vorn stürmt – und der Koreaner Heung-Min Son als hängende Spitze fungieren kann. Schmidt nannte die von ihm propagierte Spielweise im „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine „aggressive, ball- und mitspielerorientierte Vorwärtsverteidigung mit schnellem Umschalten nach Ballbesitzwechsel“. Klingt gut, klappte beim 6:0 im Pokal bei Sechstligist Waldalgesheim auch gut. Sollte Leverkusen aber die Champions-League-Qualifikation gegen den FC Kopenhagen vermasseln, wäre gar nichts mehr gut. Chefs, Spieler, Fans – alle wollen sie unbedingt im besten europäischen Wettbewerb spielen – und mindestens das Achtelfinale erreichen wie in der vergangenen Spielzeit.

Wer sind die Stars?

Stefan Kießling wird wohl nie mehr für die Nationalmannschaft spielen, in Leverkusen aber bleibt ein Star. Am Wochenende im Pokal steuerte er fünf Tore zum 6:0 bei. Starpotenzial besitzt auch Millionen- Mann Calhanoglu. In den ersten Spielen machte er einen exzellenten, sehr torgefährlichen Eindruck und zeigte Spielmacherqualitäten. Calhanoglu ist zuständig für nahezu alle Standards – und außerdem mit viel Selbstbewusstsein ausgestattet: „Mag sein, dass fast alle zum FC Bayern wollen. Aber für mich steht Leverkusen auf Augenhöhe mit dem FC Bayern“, verkündete er im „Express“. Womöglich wird bei Bayer eine jugendliche, griechisch-türkische Allianz entstehen. Der kopfballstarke Verteidiger Papadopoulos, 22, eilt jedenfalls gern nach vorn, wenn Calhanoglu einen Standard ausführt. Im Pokal fehlte der Grieche angeschlagen; mit ihm hat Schmidt eine starke Alternative für den alternden Bosnier Emir Spahic, 33.

Wer hat das Sagen?

Auf dem Platz bleibt Simon Rolfes der Chef, auch mit inzwischen 32 Jahren. Zum siebten Mal wurde er zum Kapitän ernannt. Rolfes spielt bei Schmidt im defensiven Mittelfeld zusammen mit Gonzalo Castro. Neben dem Platz entscheidet in sportlichen Angelegenheiten weiterhin Rudi Völler. Allerdings hat er seinen zuverlässigen Zuarbeiter, Manager Michael Reschke, an den FC Bayern verloren. Wie gut (oder schlecht) Völler ohne Reschke auskommt, wird sich wohl erst im nächsten Jahr zeigen – an der Konstruktion des aktuellen Kaders war Reschke noch beteiligt.

Was erwarten die Fans?

Sie erwarten von den Bayer-Profis eine Saison mit viel Herzblut, ohne Schlendrian und in der Abschlusstabelle einen Platz unter den ersten vier. Tunlichst vermieden werden sollten Blamagen gegen den aufgestiegenen Lokalrivalen 1. FC Köln.

Was ist in dieser Saison möglich?

Bayer, im Vorjahr Vierter, will wieder zu den Besten hinter den Bayern gehören und einen Platz erreichen, der zur Teilnahme am europäischen Wettbewerb berechtigt. Der Kader gibt das her, vor allem offensiv hat Bayer viel zu bieten. Bessern muss sich aber die Einstellung. Die Leverkusener Profis hatten in der vergangenen Saison Phasen, in denen sie Niederlagen als gottgegeben hinnahmen und sich brav in ihr Schicksal fügten.

Und sonst?

Einige Fans waren skeptisch, als Hakan Calhanoglu verpflichtet wurde. Sie hegten gegen ihn den Verdacht, eine Söldner-Mentalität zu besitzen. Noch im März hatte der Offensivspieler seinen Vertrag mit dem HSV bis 2018 verlängert – und den Verein, nur wegen des Geldes, wie sie argwöhnen, vier Monate später verlassen. Nachdem Calhanoglu in den Testspielen überzeugt hat, hat der Bayer-Anhang ihn aber bereits ziemlich lieb. .

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