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Bayers neuer Chef. Fernando Carro de Prada führt den Klub seit 1. Juli als Vorsitzender der Geschäftsführung.

© imago/Hartenfelser

Bundesliga-Saisonvorschau (14): Fernando Carro ist der neue starke Mann bei Bayer

Der Spanier hat bei Bayer Leverkusen die Geschäftsführung von Michael Schade übernommen – und will in die Champions League.

Am 24. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil 14: Bayer 04 Leverkusen.

Was hat sich verbessert?

Eindeutig die Stimmung. Sie ist wieder entspannter rund ums Bayerkreuz. Mit Trainer Heiko Herrlich, der das Werksteam im vergangenen Sommer übernahm, hat sich Bayer 04 Leverkusen rehabilitiert und die Katastrophen-Saison 2016/17 (Platz zwölf) vergessen gemacht. Leverkusen darf nun wieder international spielen. Zwar nicht, wie angestrebt, in der Champions League, sondern in der Europa League (da Konkurrent Borussia Dortmund am Ende als Tabellenvierter ein besseres Torverhältnis als Bayer hatte). Doch damit sind sie in Leverkusen auch zufrieden. Insgeheim ahnten die Bayer-Chefs wohl, dass das Ziel Königsklasse in Jahr eins mit Herrlich etwas zu hoch gesteckt war. Die Champions League soll nun im zweiten Anlauf mit Herrlich erreicht werden. Der Kader, mit dem der 46 Jahre alte Trainer sich in dieses Abenteuer stürzt, ist tief besetzt. Auf fast allen Positionen kann Herrlich variieren, ohne an Niveau zu verlieren.

Wer sind die Neuen?

Der wichtigste Neue hatte Pech. Torhüter Lukas Hradecky, 28, Finne slowakischer Herkunft, soll in Leverkusen Nationaltorhüter Bernd Leno ersetzen, der zum FC Arsenal nach London gewechselt ist. Ob er das Zeug hat, diese schwere Aufgabe zu bewältigen, kann Hradecky aber erst einmal nicht zeigen. Wegen einer Kieferoperation, bei der ihm im Juli ein Weisheitszahn und eine Zyste entfernt wurden, wird Hradecky noch nicht einsatzbereit sein, wenn Bayer im rheinischen Derby gegen Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga-Saison startet. Anstelle Hradeckys wird der Österreicher Ramazan Özcan am Niederrhein auflaufen. Zurückgekehrt ist Özcans Landsmann Aleksandar Dragovic – nach einem erfolglosen Leihgeschäft mit Leicester City. Es scheint für den 27-Jährigen, dessen Vertrag bis 2021 läuft, in Leverkusen aber besser zu laufen als beim ersten Engagement. Der Innenverteidiger, für den Bayer vor zwei Jahren 18 Millionen Euro an Dynamo Kiew zahlte, gilt als erste Alternative zu Jonathan Tah und Sven Bender. Auch, weil der Grieche Panagiotis Retsos verletzt ist. 12,5 Millionen Euro zahlte Leverkusen an Hertha BSC für Mitchell Weiser, der auf der rechten Defensivseite freie Bahn haben dürfte, weil Benjamin Henrichs den Verein verlassen will. Dann ist da noch der 18 Jahre alte Brasilianer Paulinho, verpflichtet von Vasco da Gama, den sich Leverkusen 18,5 Millionen Euro kosten ließ – eine Investition, die sich vielleicht früher als erwartet auszahlen kann. Der Offensivspieler ist schnell, technisch beschlagen, sich nicht zu schade für Defensivarbeit und extrem kräftig für sein Alter. Sein Mitspieler Kevin Volland nannte ihn treffend eine „ganz schöne Kante“. Die bisher letzte Kader-Bereicherung heißt Isaac Kiese Thelin. Der 26 Jahre alte Schwede wechselt auf Leihbasis vom RSC Anderlecht nach Leverkusen, weil sich Ersatz-Mittelstürmer Joel Pohjanpalo verletzt hatte. Eventuell kommt noch ein weiterer Abwehrspieler, sollte Linksverteidiger Wendell, der von Paris St. Germain umworben wird, gehen.

Investition in die Zukunft. Für den 18 Jahre alten Paulinho zahlte Leverkusen 18,5 Millionen Euro.
Investition in die Zukunft. Für den 18 Jahre alten Paulinho zahlte Leverkusen 18,5 Millionen Euro.

© Rehbein/dpa

Wer hat das Sagen?

Bayer 04 Leverkusen wird neuerdings von einem Katalanen geleitet. Fernando Carro de Prada, geboren 1964 in Barcelona, tritt die Nachfolge von Geschäftsführer Michael Schade an, der in Rente gegangen ist. Mit dem ehemaligen Bertelsmann-Manager de Prada stimmen sich Rudi Völler (Geschäftsführer Sport) und Sportdirektor Jonas Boldt ab. Völler dürfte medial weiterhin den offensiveren Part geben.

Was erwarten die Fans?

Die Fans in Leverkusen wünschen sich wie immer viele schöne Spiele, schnellen Fußball – und möglichst die Qualifikation für die Champions League. Da der Lieblingsfeind von der anderen Rheinseite, der 1. FC Köln, abgestiegen ist, fallen die obligatorischen Wunschsiege gegen den Erzrivalen diesmal weg. Vielleicht nimmt Eintracht Frankfurt die Rolle des FC ein; der Konkurrent ist in Leverkusen wegen einer Fanfreundschaft mit Offenbach ebenfalls nicht beliebt.

Was ist in dieser Saison möglich?

Den fünften Bundesliga-Platz wird Leverkusen mit dem generös ausgestatteten Kader bestimmt wieder erreichen können, alles darunter wäre enttäuschend. Ob tatsächlich die erhoffte Champions-League-Qualifikation möglich ist, wird davon abhängen, ob Herrlichs junges Team wie gewünscht reift und sich entwickelt; ob es diesmal konstanter spielt als in der Vorsaison, in der es ein paar Durchhänger gab.

Und sonst?

Bei der Saisoneröffnung am Sonntag beglückte Leverkusen die Fans mit der Nachricht, dass der 21 Jahre alte Jamaikaner Leon Bailey seinen Vertrag um ein Jahr verlängert habe – von 2022 auf 2023. Dass der international umworbene Offensivspieler wirklich so lange in Leverkusen spielen wird, ist zwar eher unwahrscheinlich. Doch die Höhe der Ablösesumme erhöht sich natürlich mit der Vertragslaufzeit. Weniger erfreulich ist die letzte Nachricht, die von Julian Baumgartlinger zu vernehmen war. Der 30 Jahre alte Österreicher riss sich beim 1:0-Pokalerfolg am Samstag gegen den 1. CfR Pforzheim in einem Zweikampf das Innenband des linken Knies. Bei Bayer gehen sie davon aus, dass der zweikampfstarke Mittelfeldspieler rund zwei Monate ausfallen wird.

Bisher erschienen: 1. FC NürnbergFortuna Düsseldorf, VfL Wolfsburg, SC Freiburg, FSV Mainz 05, Hannover 96FC Augsburg, Werder BremenHertha BSCBorussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart, RB Leipzig. Nächste Folge: TSG Hoffenheim.

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